Tucker-Carlson-Phänomen: Er legt sich mit Linken und Rechten gleichermaßen an

„Noch nie hat jemand in einem Sweatshirt vor dem US-Kongress gesprochen.“ Tucker Carlson nimmt kein Blatt vor den Mund, auch nicht, wenn es um Selenskyj geht. Hier eine Sammlung von Äußerungen, die es in sich haben – eben weil sie politisch kontrovers sind.
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Tucker Carlson macht mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen vom sogenannten Sturm auf das Kapitol von sich reden.Foto: Rich Polk/Getty Images for Politicon
Von 29. April 2023

Tucker Carlson hat mit seiner Sendung „Tucker Carlson Tonight“ sowohl im linken als auch im rechten Lager für Wirbel gesorgt. Am 24. April trennten sich der „Fox“-Moderator und „Fox News“, nachdem er den politischen Diskurs im Land angeheizt hatte. Dabei verstößt er sich nicht selten gegen jeden politischen Konsens des Establishments.

Curtis Houck, Geschäftsführer des konservativen Medienbeobachters NewsBusters, beschrieb Carlsons Rolle gegenüber der Epoch Times wie folgt:

Tucker vertrat mit seinem Zugang zu Nachrichten Neigungen oder Ansichten in alle Richtungen. Wenn man ihn mit den anderen Persönlichkeiten von Fox News vergleicht, hat er eine größere Meinungsvielfalt geschaffen als alle anderen Moderatoren zusammen, einschließlich der Moderatoren von CNN oder MSNBC.“

„Wenn man also Tucker mal außen vorvlässt und ganz gleich, was man auch über seine Ansichten wie den Ukraine-Krieg denkt, sorgt er für Kontroverse. Zu vielen verschiedenen Themen hatte er eine andere Meinung als andere.“

Hier sind fünf davon, bei denen sich Carlson sowohl mit den Republikanern als auch mit den Demokraten angelegt hat.

1) Russland – Ukraine

Carlson geriet mehrmals unter Beschuss, nachdem er sich im Ukraine-Krieg auf die Seite Russlands gestellt hatte.

Bereits im November 2019 – nur wenige Jahre vor der russischen Invasion–, äußerte Carlson in der Ukraine-Frage seine Unterstützung für Russland. Das nahm er bald wieder zurück und sagte, es sei ein Scherz gewesen.

„Warum interessiert es mich, was in dem Konflikt zwischen der Ukraine und Russland vor sich geht?“, sagte er. „Ich meine es ernst. Warum kümmert es mich? Warum sollte ich nicht für Russland sein? Das bin ich nämlich.“

Nur drei Tage vor der Invasion am 22. Februar 2022 nahm Carlson den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Schutz.

„Da es nun ziemlich ernst wird, lohnt es sich vielleicht zu fragen: Worum geht es hier wirklich? Warum hasse ich Putin so sehr?“, sagte er in der Sendung am selben Abend. „Hat Putin mich jemals einen Rassisten genannt? Hat er damit gedroht, mich feuern zu lassen, weil ich anderer Meinung bin als er?“

Carlson attackiert Selenskyj

Im Dezember 2022 griff Carlson den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an. Das war, nachdem dieser vor dem US-Kongress um mehr Unterstützung für sein Land gebeten hatte, um die russische Offensive abzuwehren.

„Soweit wir wissen, hat noch nie jemand in einem Sweatshirt vor dem Kongress der Vereinigten Staaten gesprochen, aber sie lieben ihn viel mehr als Sie“, sagte er.

Der Präsident der Ukraine kam ins Weiße Haus, gekleidet wie der Manager eines Stripclubs, und begann, Geld zu verlangen. Erstaunlicherweise hat ihn niemand hinausgeworfen. Stattdessen tat man, was er wollte. Die amerikanischen Steuerzahler, so erklärte Joe Biden, werden Selenskyj weiterhin alles geben, was er verlangt und ‚so lange es nötig ist‘.“

„Bezeichnenderweise hat Biden nie näher erläutert, was ‚es‘ ist. ‚Solange es dauert‘, um was zu tun? Die russische Armee auf die Grenzen vor der Invasion zurückzudrängen? Klingt vernünftig. Davon gehen wohl auch die meisten Amerikaner aus, die meisten, die das verfolgen. Aber das ist nicht das, was Selenskyj meint, und es ist nicht das, was er fordert.“

Über Vizepräsidentin Kamala Harris

Am 17. Februar deutete Carlson an, dass Vizepräsidentin Kamala Harris von dem Konflikt profitiert.

„Niemand hat von diesen neuen Standards – diesen sehr inflexiblen, auf Genetik basierenden Standards – mehr profitiert als Kamala, Carmela, Komolah oder wie auch immer Sie sie die Vizepräsidentin nennen“, sagte er. „Nun, streng genommen war sie nicht gerade erfolgreich. Sie sollte den Frieden in der Ukraine bewahren. Das hat zu einem Krieg geführt.“

Carlson hat nicht nur die Demokraten für ihre Unterstützung der Ukraine kritisiert.

Im Mai 2022 schimpfte er auch über die Republikaner, die die US-Hilfen für die Ukraine unterstützen.

Man muss hoffen, dass es da draußen einen aufrichtigen Milliardär gibt, der eine Vorwahlkampagne gegen jeden einzelnen dieser republikanischen Senatoren finanziert, die zu Mitch McConnell halten“, sagte Carlson.

In diesem Zusammenhang zählte er dann die Senatoren Rob Portman (Ohio), Pat Toomey (Pennsylvania), Senator Lindsey Graham (South Carolina), Tim Scott (South Carolina) und Cindy Hyde-Smith (Missouri) auf und nannte die jetzige republikanische Präsidentschaftskandidatin Nikki Haley.

Im selben Monat behauptete er, die Demokraten würden die Ukraine unterstützen, um sich an Russland zu rächen. Sie beschuldigten Russland, sich zugunsten von Donald Trump in die US-Wahl 2016 eingemischt zu haben.

„Die Demokraten haben sich eingeredet, dass Russland die Präsidentschaft gestohlen hat, die angeblich Hillary Clinton rechtmäßig zustehe. Sie meinen es ernst, wenn sie das sagen“, sagte Carlson. „Das ist der Grund, warum sie uns in den Krieg mit Russland führen. So einfach ist das.“

Ich bitte Sie, wir wissen, dass es bei dem Ukraine-Krieg nicht darum geht, die Demokratie zu retten. Wir wissen, dass es nicht um den Schutz der heiligen Grenzen eines souveränen Landes geht.“

2) Irak-Krieg

Im März sagte Carlson im „Full Send Podcast“, dass er es am meisten bereue, den Irak-Krieg 2003 unterstützt zu haben.

„Die Medien sind Teil des Kontrollapparats … aber was ist, wenn man wie ich sein ganzes Leben in dieser Welt verbringt und sich umschaut und plötzlich denkt: ‚Oh wow. Nicht nur die anderen sind Teil des Problems, sondern auch ich habe die meiste Zeit meines Lebens damit verbracht, Teil des Problems zu sein, indem ich den Irak-Krieg verteidigte. Als ob ich den gemacht habe.‘ Können Sie sich das vorstellen?“, sagte er.

Im August 2022 tadelte Carlson die politische Linke für ihre Einmischung – auch im Irak.

„Die tiefere Frage ist, wann haben amerikanische Liberale das letzte Mal etwas aufgebaut? Wann haben Nancy Pelosi oder Joe Biden oder einer dieser Leute – Susan Rice – das letzte Mal etwas geschaffen, das Wert hat?“, fragte er rhetorisch.

Niemals. Sie machen Dinge kaputt. Sie tauchen auf, machen alles noch schlimmer und gehen zur nächsten Sache über. Sie entschuldigen sich nie. Sie taten es in Afghanistan, sie taten es im Irak, sie taten es in der Ukraine, sie taten es in Syrien, sie taten es in Libyen. Werden sie das jetzt mit China tun?“

Im Februar wetterte Carlson in einem anderen Podcast gegen das außenpolitische Establishment der Republikaner, das den Irak-Krieg unterstützte.

„Meiner Meinung nach hat die neokonservative Außenpolitik die Republikanische Partei völlig korrumpiert und die gesamte Nation in eine falsche und sehr traurige Richtung gelenkt“, sagte er im „Overton Window“-Podcast.

3) Big Tech

Carlson wetterte auch gegen Big-Tech-Unternehmen. Er beschuldigte die Demokraten, sich mit Big Tech abgesprochen zu haben, um die Präsidentschaftswahlen 2020 zu Bidens Gunsten zu manipulieren.

„Vor allem die Demokraten haben sich die Macht von Big Tech zunutze gemacht, um diese Wahl zu gewinnen. Praktisch alle Nachrichten und alle Informationen in der englischsprachigen Welt laufen über ein Unternehmen – Google. Ein großer Teil unserer politischen Debatten findet auf Facebook und Twitter statt“, sagte Carlson im November 2020.

Wenn man Technologie einsetzt, um Meinungen der Menschen online zu zensieren, kontrolliert man letztlich, wie die Bevölkerung abstimmt. Und genau das haben sie getan. Sie haben die Wahl vor unser aller Augen manipuliert, und niemand hat etwas dagegen unternommen.“

In seiner Wut über Big Tech teilte er auch gegen einige Republikaner aus.

Im Dezember 2019 schimpfte Carlson über die Heritage Foundation. Die konservative Denkfabrik hatte ihn am 21. April als Hauptredner bei ihrer Gala zu ihrem 50-jährigen Jubiläum eingeladen.

Im Juli 2020 beklagte Carlson das Fehlen von Republikanern, die Big Tech in den vier Jahren zuvor in die Schranken weisten.

Im April 2022 schimpfte Carlson über den jetzigen Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, weil er angeblich wollte, dass Social-Media-Unternehmen kontroverse Äußerungen seiner Kollegen zensierten, um die Chancen für die Republikanische Partei bei den Zwischenwahlen nicht zu gefährden.

4)Einwanderung

Im Dezember 2022 attackierte Carlson Demokraten und Republikaner wegen eines potenziellen Einwanderungsgesetzes an, das angeblich Millionen illegalen Ausländern eine Amnestie gewähren würde.

„Und natürlich destabilisiert die Einwanderung unsere Gesellschaft. Sie führt zu einem geringeren Zusammenhalt. Das ist immer so. Es spielt keine Rolle, woher sie kommen. Wenn man eine Menge neuer Leute hat, verliert man den Zusammenhalt“, sagte er.

Warum also kommen sie? Dafür gibt es nur einen Grund. Weil die Demokratische Partei neue Wähler will, Punkt. Das ist keine rassistische Verschwörung. Nein, das ist es nicht. Es ist die Wahrheit. Und wir wissen, dass es wahr ist, nicht weil wir es bei Alex Jones gehört haben, sondern weil dies führende Demokraten seit Jahren wiederholt öffentlich sagen.“

„Neue Berichte deuten darauf hin, dass Demokraten und mehrere Republikaner an einem Deal arbeiten, um eine Massenamnestie für Millionen illegaler Einwanderer zu verabschieden, noch bevor der neue Kongress seine Arbeit aufnimmt. Kevin McCarthy, der neue Sprecher des Repräsentantenhauses, hat versprochen, über kein Einwanderungsgesetz abzustimmen, solange die Grenze nicht gesichert ist. Ansonsten wäre das sinnlos.“

„Und dennoch versuchen mehrere republikanische Mitglieder des Senats, eine Massenamnestie zu verabschieden, noch bevor der neue republikanische Kongress im nächsten Monat zusammenkommt. An der Spitze dieser Bemühungen stehen der republikanische Senator von North Carolina, Thom Tillis und die Demokratin Kyrsten Sinema aus Arizona.“

5)6. Januar

Im Jahr 2021 veröffentlichte Carlson einen Dokumentarfilm mit dem Titel „Patriot Purge“ [Patriotische Säuberung] über den sogenannten „Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021“. Es heißt, Trump-Anhänger wollten Bidens Bestätigung durch das Wahlmännerkollegium als Präsident verhindern.

Im März präsentierte Carlson seinen Millionen Zuschauern die Aufnahmen von Sicherheitskameras von diesem Tag. Das Büro des Sprechers des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, hatte ihm zuvor Zugang zu den Daten gewährt.

Carlson bezeichnete die Geschehnisse im Kapitol als ein „größtenteils friedliches Chaos“. „‚Tödlicher Aufstand‘. Alles an dieser Formulierung ist eine Lüge“, sagte er. „Sehr wenig am 6. Januar war organisiert oder gewalttätig. Überwachungsvideos aus dem Inneren des Kapitols zeigen überwiegend friedliches Chaos“, sagte er.

Nicht nur die Demokraten kritisierten Carlson für seine Analyse des Videomaterials, sondern auch Republikaner.

„Ich habe nicht wirklich ein Problem damit, dass [die Aufnahmen vom 6. Januar] publik werden“, sagte der Abgeordnete Dan Crenshaw aus Texas. „Aber wenn der Sinn darin besteht, die Leute davon zu überzeugen, dass nichts Schlimmes passiert ist, dann lässt uns das nur dumm aussehen.“

Kritik an Carlson von Demokraten und Republikanern

Lindsey Graham antwortete auf Carlsons Kommentar, er sei „nicht daran interessiert, den 6. Januar zu beschönigen“. Carlson schoss zurück und sagte, die Republikaner stünden „auf der gleichen Seite“ wie der Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer.

Dieser hatte zuvor behauptet, dass sich Sprecher McCarthy ausgerechnet für „Tucker Carlson entschieden habe“, zeige, dass es ihm bei dieser Augenwischerei nur darum gehe, den MAGA-Wahlverweigerern zu schmeicheln und nicht um die Wahrheit.

„Tucker Carlson hat mit Wahrheit und Fakten nichts am Hut. Er missbraucht seine Plattform, um eine große Lüge zu verbreiten, die Realität zu verzerren und falsche Verschwörungstheorien über den 6. Januar zu verbreiten“, so Schumer.

Carlson antwortete darauf: „Chuck Schumer, Mehrheitsführer im Senat, wurde in seiner Empörung vom Minderheitsführer des Senats unterstützt. Und das ist ein Republikaner – Mitch McConnell. Und ihnen schlossen sich eine Reihe anderer Republikaner an – Thom Tillis aus North Carolina, Mitt Romney aus Utah, die alle die gleiche Empörung teilten.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: ANALYSIS: The 5 Issues on Which Tucker Carlson Went Against the Left and the Right (deutsche Bearbeitung nh)



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