Pandemie-Folgen für Kinder: Mehr Depressionen, Übergewicht, Angststörungen

Regierungsbericht zu gesundheitlichen und psychosozialen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf Kinder mit erschreckenden Ergebnissen: Drei Viertel der Minderjährigen psychisch belastet.
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Die Kinder der Pandemie: Aufwachsen der „Generation Corona“ (Symbolbild).Foto: Istockphoto/lithiumcloud
Von 10. Februar 2023


Das Bundeskabinett hat sich gestern mit den gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche beschäftigt und den Abschlussbericht einer von den Bundesministerien für Familie und Gesundheit einberufenen interministeriellen Arbeitsgruppe vorgelegt. „Durch Corona“ – So heißt es offiziell, irreführenderweise. Denn bei den als verheerend zu bezeichnenden Ergebnissen des Berichtes handelt es sich nicht um die Folgen der Pandemie, wie immer wieder offiziell und medial verlautbart wird, sondern um die Folgen der Corona-Maßnahmen. Auch das wird deutlich aus den Ergebnissen des Abschlussberichts zur Situation von Kindern und Jugendlichen, die selbst vom „Spiegel“ als „erschreckend“ bezeichnet wurde. Demnach sind 73 Prozent aller Minderjährigen noch immer durch Corona psychisch belastet.

Jetzt offiziell: Kindeswohl durch Maßnahmen gefährdet

Die aus 25 Experten bestehende interministerielle Gruppe hat erschreckende Ergebnisse vorgelegt. Darunter zum Beispiel der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, und Susanne Kuger vom Deutschen Jugendinstitut. In dem Bericht wurden bereits veröffentlichte einzelne Studien zusammenfassend bewertet.

Neben der alarmierenden Quote psychisch belasteter Kinder und Jugendlicher hat es laut Bericht dabei diejenigen besonders getroffen, „deren Aufwachsen schon vorher von Belastungen geprägt war“.

Dick, deprimiert, ängstlich und krank

Direkte Auswirkungen der Schulschließungen: Das Schließen von Schulen hatte zur Folge, dass bis zu 75 Prozent häufiger Depressionssymptome bei Heranwachsenden auftraten als vor der Pandemie. Hier gibt es noch eine zusätzliche Abstufung zum Pandemiezeitraum, in dem die Schulen noch geöffnet waren, denn da hatten „nur“ 27 Prozent derartige Depressionssymptome. Die Schulschließungen hatten also eine nochmalige Verdreifachung zur Folge. Bei Depressionen und Angststörungen wird von einem Anstieg der Zahlen bei Mädchen, aber von einem Rückgang der Zahlen bei Jungen berichtet.

Essstörungen: Der Anteil der Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren mit dieser Diagnose lag im Jahr 2021 um 54 Prozent höher als noch 2019.

Mehr Übergewicht: Jungen und Mädchen sind dicker geworden: Bei beiden Geschlechtern wurde vermehrt Adipositas (Fettleibigkeit) festgestellt.

Massive Einschnitte in Lebensplanung: Jugendliche mussten teilweise „erhebliche Brüche“ in ihren Biografien verkraften, Zukunftsplanungen wie Auslandsjahre platzten oder auch das Ausziehen aus dem Elternhaus war nicht möglich.

Gestörte Entwicklung bei Kleinkindern: Auch Kinder im Vorschulalter sind betroffen, bei ihnen wurden „erheblich gestiegene Förderbedarfe“ festgestellt bei Sprache, Motorik und der sozial-emotionalen Entwicklung.

Paus: Vor allem Ärmere betroffen, Lauterbach: „wahrscheinlich“ Fehler

Familienministerin Paus sagte gestern in Berlin zum Thema, dass auf die psychischen Belastungen der Corona-Pandemie aktuelle Belastungen durch „Krieg, Inflation und Klimakrise“ hinzukämen und davon vor allem Kinder aus ärmeren Familien betroffen seien.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach räumte bei der Gelegenheit sein, dass die im internationalen Vergleich langen Schulschließungen „wahrscheinlich ein Fehler“ gewesen seien: „Es sind Schäden, die nicht bleiben müssen, aber es sind Schäden, die bleiben können.“ Erst vor Kurzem hatte Lauterbach seine Fahne zum Umgang mit Kindern in der Pandemie gedreht und eine neue Meinung präsentiert, dass „im Nachhinein betrachtet“ Schulschließungen in dem Ausmaße seiner Meinung nach nicht notwendig gewesen seien, Kinder seien zu Unrecht die Leidtragenden gewesen. Auch andere Maßnahmen wie Ausgehverbote oder das Absperren von Kinderspielplätzen im Freien „würde man heute nicht mehr machen“.

Guter Rat ist teuer, Hilfe wird benötigt

Die Arbeitsgruppe hat zudem fünf Handlungsfelder herausgefiltert und dafür Empfehlungen präsentiert:

1) Bei frühen Hilfen sollen 56 Millionen Euro für Dienste zur Verfügung gestellt werden, um Familien direkt nach der Geburt zu unterstützen.

2) Vier Milliarden Euro bekommt das Handlungsfeld Kindertagesbetreuung für die nächsten zwei Jahre, Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Bewegung stehen im Vordergrund, eine Fachkräftestrategie soll mehr Qualität bewirken.

3) In Schulen sollen ab dem Schuljahr 2023/24 Mental Health Coaches an Schulen eingesetzt werden.

4) Im Gesundheitswesen will sich der Bund für eine bessere medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen und für die Beseitigung von Engpässen bei Kinderarzneimitteln einsetzen.

5) Auch die Jugend- und Familienhilfe soll ausgebaut werden, so soll beim Jugendamt psychosoziale Beratung angeboten werden, ohne dass Eltern darüber informiert werden. Psychisch kranke Eltern soll niedrigschwellig Hilfe angeboten werden. 

Folgen von drei Jahren Corona: Warnungen und Experten ignoriert

Der Staat – die Ministerien – verhängten Maßnahmen und bestanden auf deren Durchsetzung. Erst drei Jahre später, im Nachhinein, werden diese evaluiert und offiziell die Folgen benannt. In der Zwischenzeit wurden Experten, Studien und warnende kritische Stimmen nicht gehört, ignoriert oder diffamiert und vom Dialog ausgeschlossen. Jetzt werden anstelle einer Aufarbeitung Vorschläge für eine Behandlung der Symptome nachgereicht. Es werden Pflaster geklebt, sodass die Wunde nicht sichtbar ist.

Das Wichtigste ist und bleibt dennoch im Moment, dass diesen traumatisierten und auf vielfache Weise geschädigten Kindern und Familien geholfen wird. Aber wichtig ist auch, dass solche Studienergebnisse auch zum Anlass genommen werden, die drei Corona-Maßnahmenjahre und ihre Folgen aufzuarbeiten. Hierzu gehört auch eine kritische Reflexion, wie mit denjenigen umgegangen wurde, welche die jetzt festgestellten Mängel schon bei Durchsetzung der Maßnahmen anmahnten.



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