Union: Söder schließt fliegenden Wechsel aus – und Kanzlerkandidatur in vier Jahren

Erstmals seit November 2006 liegt die Union in einer bundesweiten Forsa-Umfrage hinter der SPD – damals stand jedoch keine Bundestagswahl unmittelbar bevor. CSU-Chef Söder erklärte unterdessen, weder jetzt noch in vier Jahren als Kanzlerkandidat einspringen zu wollen.
Von 25. August 2021

In Anbetracht der katastrophalen Umfragewerte für die Union richtet sich die innerparteiliche Kritik zunehmend auf Kanzlerkandidat Armin Laschet.

Stimmen werden laut, die einen Monat vor der Bundestagswahl einen fliegenden Wechsel zu CSU-Chef Markus Söder fordern, der bei den Demoskopen immer deutlich vor dem CDU-Vorsitzenden gelegen hatte. Söder hat nun jedoch eine Kandidatur ausgeschlossen – nicht nur für den laufenden Wahlkampf, sondern auch für die nächste Bundestagswahl, die 2025 stattfinden soll.

Söder weist Merz-Kritik zurück

„Ich habe einmal ein Angebot gemacht, ein zweites Mal bringt überhaupt nix“, zitiert der „Spiegel“ den bayerischen Ministerpräsidenten aus einem Fernsehinterview mit „muenchen.tv“. Söder wolle sich voll auf Bayern konzentrieren. Zudem wies er den jüngst vom CDU-Finanzpolitiker Friedrich Merz erhobenen Vorwurf zurück, Laschets Wahlkampf durch „Sticheleien“ schaden zu wollen.

Er wolle, so Söder, „dass wir als CSU erfolgreich sind und Armin Laschet zum Kanzler machen können“. Allerdings gehe es nicht an, dass er zum Kritiker gestempelt werde, sobald er nur „einen Hauch von eigenständigen CSU-Positionen“ äußere.

Heilmann: „Baerbock lenkt von Unionsthemen ab“

Unterdessen hat der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Heilmann externe Faktoren dafür verantwortlich gemacht, dass die Union ihre Botschaften bislang nicht in der gewünschten Weise an die Wähler bringen könne.

Der „Münchner Merkur“ zitiert Äußerungen Heilmanns aus einem Gespräch mit den Fernsehsendern RTL und ntv. Der Wahlkampf, so Heilmann, sei „abgelenkt, erst von Baerbock, dann von der Flut und Afghanistan“.

Demzufolge hätten unter anderem die Debatten um Plagiatsvorwürfe und unzutreffende Angaben im Lebenslauf der Grünen-Kandidatin verhindert, dass der Wahlkampf der Union ausreichend wahrgenommen worden sei.

Laschet hat sich von Lach-Affäre nicht erholt

Die Entwicklung der Umfragedaten bestätigt diese Einschätzung nicht: Am 10. Juli hatte die Union – auch in Reaktion auf die Debatte um Baerbock – bei knapp unter 30 Prozent gelegen, während die Grünen unter 20 Prozent gefallen waren. Die SPD lag zu diesem Zeitpunkt noch bei 15 Prozent.

Ein deutlicher Rückgang der Werte für die Union setzte erst in den Wochen nach der Flut ein. Als einer der wesentlichen Gründe dafür wird innerhalb wie außerhalb des bürgerlichen Bündnisses ein folgenschwerer Fauxpas des Kanzlerkandidaten gesehen.

Eine Kamera hatte Laschet während einer Rede von Bundespräsident Steinmeier an Flutopfer in Erftstadt lachend und scherzend im Hintergrund eingefangen, die Aufnahmen gingen umgehend durch traditionelle und soziale Medien.

CSU würde in Bayern ebenfalls abstürzen

Ob der Verweis auf unglückliche Auftritte Laschets im Wahlkampf ausreicht, um die unvorteilhafte Entwicklung für die Union zu erklären, bleibt allerdings offen.

Wie ebenfalls der „Merkur“ schreibt, sind auch die eigenständigen Werte für die CSU in Bayern katastrophal. Eine Befragung des Instituts Civey für die „Augsburger Allgemeine“ ergab, dass – wären am kommenden Sonntag in Bayern Landtagswahlen – nur noch 34,5 Prozent der Befragten die dortige Unionspartei wählen würden.

Innerhalb eines Monats entspreche dies einem Minus von acht Prozent, für das sich kaum Armin Laschet als Sündenbock eigne. Auch Söders persönliche Beliebtheitswerte hätten sich deutlich unter 50 Prozent eingependelt.

Neben Laschets unglücklichen Auftritten und seinem lange Zeit als passiv wahrgenommenen Wahlkampf wurde bis dato allerdings auch die Schwerpunktsetzung bei den Botschaften der Union selbst kaum thematisiert.

Auch in einem jüngst produzierten Video werden Themen wie „Klimaschutz“ oder „Modernität“ an vorderster Stelle gereiht. Dabei hatte Armin Laschet in NRW bislang eher mit dem Image Wahlen gewonnen, sich seine Themen nicht von den Grünen vorgeben zu lassen.



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