„70-prozentige Wahrscheinlichkeit“: Ex-US-Finanzminister warnt vor Rezession noch in diesem Jahr

„Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA noch in diesem Jahr liegt bei 70 Prozent. Damit bin ich wohl am pessimistischen Ende des Meinungsspektrums“, schrieb der ehemalige Finanzminister Lawrence Summers auf Twitter.
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Der ehemalige Finanzminister Lawrence Summers (rechts auf dem Monitor) spricht mit Weltbankpräsident David Malpass (links) auf der Jahrestagung von IWF und Weltbank am 11. Oktober 2022.Foto: Anna Moneymaker/Getty Images.
Von 17. April 2023

Einige Ökonomen sind in letzter Zeit optimistischer geworden, dass die USA eine mögliche Rezession vermeiden können, nachdem monatelang positive Arbeitsmarktberichte und andere relativ positive Wirtschaftsindikatoren veröffentlicht wurden. Nach einer Reihe von Bankenzusammenbrüchen und den Rettungsaktionen der Regierung im letzten Monat ist die Stimmung über den Zustand der Wirtschaft jedoch wieder schlechter geworden.

Summers war Finanzminister unter Präsident Bill Clinton und ehemaliger Vorsitzender des Nationalen Wirtschaftsrats unter Präsident Barack Obama.

Eine Rezession in den USA sei nicht sicher, „aber wenn ich die Verzögerungen in der Geldpolitik, das Risiko einer Kreditkrise, die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen im Zusammenhang mit der Inflation und das Risiko geopolitischer oder anderer Schocks, die sich auf die Rohstoffe auswirken, zusammennehme, würde ich bei einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent liegen“, sagte Summers am Sonntag gegenüber „Foreign Policy“.

Weiterer Ex-Finanzminister erwartet Rezession

Letzte Woche erklärte ein anderer ehemaliger US-Finanzminister, Hank Paulson, gegenüber der „Financial Times“, dass auch er eine Rezession aufgrund der Bankenkrise erwarte. Vor etwa einem Monat brachen die Silicon Valley Bank und die Signature Bank zusammen und zwangen das Finanzministerium, die Federal Reserve (US-Zentralbank) und die Federal Deposit Insurance Corporation (Einlagensicherungsfonds der USA), einzugreifen.

„Es gibt Dinge, die wir wissen, und Dinge, die wir nicht wissen“, sagte Paulson der Zeitung. „Was wir wissen, ist, dass Sie, wenn Sie eine kleine oder regionale Bank leiten würden, im Moment keine Kredite vergeben würden. Die Kapitalmärkte waren für zwei oder drei Wochen geschlossen. Jetzt öffnen sie sich wieder, aber nicht so stark wie zuvor. Wenn man sich also anschaut, was mit den Krediten passiert, dann halte ich eine Rezession für ziemlich wahrscheinlich.“

Wann sich diese Faktoren auf die US-Wirtschaft auswirken werden, sagte er nicht voraus. „Es wird eine Weile dauern, bis sie sich bemerkbar machen“, sagte er.

„Eine weitere Sache, die wir mit ziemlicher Sicherheit sehen werden, ist die Verlagerung der Kreditvergabe außerhalb des regulierten Bankensektors“, sagte Paulson. „Das ist insofern anders, als sich Panik schneller ausbreitet, wenn es soziale Medien und Twitter gibt, und wer weiß, wo sie wieder auftauchen wird. Es wird sich viel auf Europa konzentrieren, wo die Finanzinstitute nicht so stark oder gut kapitalisiert sind wie hier.

Arbeitslosenquote gesunken

Die im letzten Monat veröffentlichten Daten des Bureau of Labor Statistics (Statistische Abteilung des Arbeitsministeriums der Vereinigten Staaten) zeigen, dass die US-Wirtschaft im März 236.000 neue Arbeitsplätze geschaffen hat, während die Arbeitslosenquote auf 3,5 Prozent gesunken ist.

In einer Umfrage der National Association for Business Economics (NABE, Nationale Vereinigung für Betriebswirtschaft) vor etwa einem Monat erwarteten 58 Prozent der 48 befragten Ökonomen eine Rezession noch in diesem Jahr, genauso viele wie in der NABE-Umfrage vom Dezember. Allerdings glaubt nur ein Viertel der Befragten, dass die Rezession bis Ende März begonnen haben wird, nur halb so viele wie im Dezember.

Die Ergebnisse einer Umfrage unter Ökonomen aus Unternehmen, Wirtschaftsverbänden und der Wissenschaft wurden am Montag veröffentlicht. Ein Drittel der befragten Ökonomen rechnet nun mit dem Beginn einer Rezession im Quartal April bis Juni. Ein Fünftel geht von einem Beginn im Quartal Juli bis September aus.

Höhere Zinssätze als Ursache

Die meisten Ökonomen sagten der „Associated Press“ im letzten Monat, dass sie davon ausgehen, dass sich das Wachstum im laufenden Quartal Januar bis März stark verlangsamt, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass die Federal Reserve in ihrem Bestreben, die Inflation einzudämmen, die Zinssätze ständig erhöht hat.

Im vergangenen Jahr hat die Zentralbank den Leitzins neunmal angehoben. Die Entscheidungsträger der Fed hoffen auf eine „weiche Landung“ – eine Verlangsamung des Wachstums, die gerade ausreicht, um die Inflation zu dämpfen, ohne die größte Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession zu stürzen.

Der daraus resultierende sprunghafte Anstieg der Kreditkosten hat den Immobiliensektor in Bedrängnis gebracht und größere Anschaffungen für Verbraucher und Unternehmen verteuert.

Da sich die höheren Kreditkosten jedoch auf die gesamte Wirtschaft auswirken, sind die Analysten generell skeptisch, ob die USA eine Rezession vermeiden können. Die Hauptfrage ist, ob eine Rezession mild ausfallen wird, mit nur geringen Auswirkungen auf Beschäftigung und Wachstum, oder ob es zu einer schweren Rezession mit Entlassungswellen kommen wird.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Ex-Treasury Secretary Predicts ’70 Percent’ Chance Recession Begins This Year“ (deutsche Bearbeitung jw)



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