Gewerkschaftsstreiks in den USA: Ist Tesla der große Gewinner?

Steine auf dem Weg für US-Präsident Joe Bidens Klimapolitik: Anhaltende Streiks könnten eine größere Produktion von Elektroautos der drei großen Automobilhersteller torpedieren. Wer profitiert davon? Eine Analyse.
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UAW-Mitglieder versammeln sich in Detroit, um einen Streik am 15. September 2023 zu unterstützen.Foto: Steven Kovac/The Epoch Times
Von 21. September 2023

Finanzministerin Janet Yellen hatte gehofft, dass die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) und die drei großen US-Automobilhersteller sich einigen können. Die Detroit Three – Ford, General Motors und Stellantis – hatten ursprünglich geplant, Tesla-Chef Elon Musk herauszufordern und ihm seinen Anteil am Markt für Elektrofahrzeuge streitig zu machen.

Doch während der Streik der Automobilbranche in den fünften Tag geht und die Verhandlungen möglicherweise länger andauern als geplant, könnte Musk doch noch als Gewinner aus dem Streit hervorgehen.

Grüne Energiepolitik

Präsident Joe Biden und seine Regierung wollen die grüne Energiepolitik vorantreiben. In diesem Rahmen haben sie neue Emissionsvorschriften erlassen und den privaten Sektor mit üppigen Subventionen überhäuft, um die Produktion von Elektroautos zu fördern.

Die Arbeitsniederlegung der UAW könnte diesen Bemühungen jedoch einen Strich durch die Rechnung machen, sodass die großen Autokonzerne möglicherweise weiterhin hinter Tesla zurückbleiben, denn Tesla ist der einzige große US-Autohersteller ohne Gewerkschaft.

Marktanalysten meinen sogar, dass selbst eine Einigung ein Sieg für Musk wäre, da die Kluft bei den Arbeitskosten zwischen den drei Branchenriesen und den nicht gewerkschaftlich organisierten Tesla-Werken weiter vergrößert würde.

Nach Berechnungen von Morgan Stanley verdienen die Beschäftigten in der Detroiter Autoindustrie durchschnittlich 66 Dollar pro Stunde, was auf 136 Dollar ansteigen könnte, wenn die Unternehmen den Forderungen der Gewerkschaft nachgeben. Die nicht gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter von Tesla verdienen im Durchschnitt 45 Dollar pro Stunde.

Das klingt erst mal wenig. Dafür erhalten Tesla-Beschäftigte jedoch Aktien, die keine direkten Kosten für das Unternehmen darstellen. UAW-Beschäftigte erhalten hingegen Gewinnbeteiligungsprämien.

Arbeitskosten

Vor den gezielten Streiks verglich Ford seine Arbeitskosten mit denen einiger Konkurrenten, darunter Tesla.

„Der Vorschlag würde die derzeitigen UAW-bezogenen Arbeitskosten von Ford mehr als verdoppeln, die bereits deutlich höher sind als die Arbeitskosten von Tesla, Toyota und anderen ausländischen Automobilherstellern in den Vereinigten Staaten, die nicht gewerkschaftlich organisierte Arbeitskräfte beschäftigen“, so das Unternehmen in einer Erklärung vom 14. September.

In der CBS-Sendung „Face the Nation“ am 17. September wies der UAW-Präsident Shawn Fain diesen Vergleich jedoch zurück.

„Sie könnten unsere Löhne verdoppeln und die Preise für die Fahrzeuge nicht erhöhen und trotzdem Milliardengewinne machen. Es ist eine Entscheidung. Und dass sie den Vergleich heranziehen, wie erbärmlich Tesla seine Arbeiter bezahlt und wie andere Unternehmen ihre Arbeiter bezahlen, gerade darum geht es bei diesem ganzen Streit“, sagte Herr Fain.

Selbst wenn Ford, GM und Stellantis sich mit der Gewerkschaft bei den Forderungen in der Mitte einigen würden, würde Tesla seinen enormen Kostenvorteil bei der Herstellung von Elektroautos beibehalten.

In diesem Jahr will Musk zudem die Herstellungskosten um 50 Prozent senken. Dies sei nach Ansicht von Experten durch Automatisierung oder technische Neuerungen möglich.

Überdies meldete Tesla für das zweite Quartal einen Gewinnanstieg von 20 Prozent und das, obwohl das Unternehmen die Fahrzeugpreise gesenkt hatte.

Tesla-Aktien äußert lukrativ

Trotz einiger Turbulenzen im letzten Jahr durch den Kauf von X (ehemals Twitter) durch Musk und einiger Bedenken hinsichtlich der Bilanz von Tesla ist die Aktie im Jahr 2023 in die Höhe geschnellt.

Seit Jahresbeginn sind die Tesla-Aktien um etwa 140 Prozent gestiegen. In den letzten fünf Jahren hat das Elektroauto Titan 1.200 Prozent zugelegt.

Die UAW forderte ursprünglich einen Vierjahresvertrag mit einer 40-prozentigen Lohnerhöhung, einer 32-Stunden-Woche mit 40-Stunden-Lohn sowie die Wiederherstellung der traditionellen Renten und einen Lebenshaltungskostenausgleich (COLA).

Die Unternehmen haben Gegenvorschläge unterbreitet. Stellantis zum Beispiel bot kürzlich eine 21-prozentige Lohnerhöhung an, die der Gewerkschaftspräsident Fain als „No-Go“ bezeichnete und forderte mindestens eine 30-prozentige Lohnerhöhung.

„Die Dinge bewegen sich, aber sie bewegen sich sehr langsam, und wir haben noch einen langen Weg vor uns“, sagte Fain bei einer Kundgebung am 17. September, die online stattfand.

Im Juli gab Ford bekannt, dass es sein Produktionsziel für Elektroautos senken würde, und warnte vor wachsenden Verlusten aufgrund der langsamen Akzeptanz von Fahrzeugen mit Elektromotoren.

Der Autohersteller geht davon aus, dass er irgendwann im nächsten Jahr 600.000 Elektroautos pro Jahr bauen wird. Bisher ging man davon aus, dass er dies bis Ende 2023 tun wird.

Außerdem rechnet das Unternehmen in diesem Jahr mit einem Betriebsverlust von rund 4,5 Milliarden Dollar.

„Der Übergang zu Elektroautos findet statt, er kann nur etwas länger dauern“, sagte der Finanzvorstand des Ford, John Lawler, im Unternehmensbericht über die Ergebnisse des zweiten Quartals. „Es wird etwas langsamer gehen, als es die Industrie angenommen hat.“

Laut Ford-Chef Jim Farley würden die Forderungen der UAW das Unternehmen in den Ruin treiben. „Sie nehmen sogar in Kauf, dass wir für unsere Arbeiter in Konkurs gehen“, so Farley gegenüber „CNBC„.

Streit zwischen Musk und der UAW

Die Beziehung zwischen Elon Musk – einem entschiedenen Gewerkschaftsgegner – und der UAW ist nicht gerade freundschaftlich.

Die Probleme zwischen Tesla und der Gewerkschaft gehen auf das Jahr 2017 zurück. Damals beschwerte sich ein Mitarbeiter der Tesla Fremont Factory bei der UAW über lange Arbeitszeiten, niedrige Löhne und eine hohe Verletzungsrate.

Im Jahr 2018 twitterte der milliardenschwere CEO, dass es „nichts gibt, was das Tesla-Team in unserer Autofabrik daran hindert, sich für die Gewerkschaft zu entscheiden. Sie könnten das morgen tun, wenn sie wollten“.

„Aber warum Gewerkschaftsbeiträge zahlen und Aktienoptionen für nichts aufgeben? Unsere Sicherheitsbilanz ist um das Zweifache besser als zu Zeiten der UAW, und jeder bekommt eine Krankenversicherung“, so Musk.

Die Bundesbehörde National Labor Relations Board wies Musk an, den Beitrag zu entfernen, nachdem sie zu dem Schluss gekommen war, dass er und das Unternehmen versuchten, seine Beschäftigten daran zu hindern, eine Gewerkschaft zu gründen.

Im Vorfeld des Streiks schrieb Musk auf X, dass Tesla mehr zahlt als die UAW, „aber die Leistungserwartungen sind auch höher“.

„In den Fabriken von Tesla und SpaceX herrscht eine großartige Stimmung. Wir ermutigen dazu, Musik zu hören und es sich gemütlich zu machen. Es ist sehr wichtig, dass die Leute Lust haben, zur Arbeit zu kommen!“, erklärte Musk.

„Einige unserer Techniker, die am Fließband arbeiten, sind im Laufe der Jahre durch Aktienbeteiligungen des Unternehmens zu Millionären geworden“, so Musk.

Fain behauptete hingegen, dass die Arbeitnehmer in der Automobilindustrie „am Rande des Existenzminimums leben“, damit „gierige Geschäftsführer und gierige Leute wie Elon Musk mehr Raketenschiffe bauen und sich selbst ins Weltall schießen können“.

„Die Arbeitnehmer in diesem Land müssen sich entscheiden, ob sie ein besseres Leben für sich selbst wollen, anstatt sich von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck durchzuschlagen, während alle anderen mit der Beute davonlaufen“, fügte er hinzu.

Letztes Jahr forderte Musk die Gewerkschaft auf, in seinem Unternehmen eine Gewerkschaft zu gründen. „Ich möchte hiermit die UAW einladen, eine Gewerkschaftsabstimmung abzuhalten, wann immer sie wollen“, schrieb er auf X, damals noch Twitter. „Tesla wird nichts tun, um sie zu stoppen.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: “ANALYSIS: Are Elon Musk, Tesla the Winners from the UAW Strike?. (deutsche Bearbeitung nh)



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