Berg-Karabach: Armenien und Aserbaidschan einigen sich auf Waffenruhe

Aserbaidschan und Armenien haben sich unter russischer Vermittlung auf eine "vollständige Waffenruhe" in der Kaukasusregion Berg-Karabach geeinigt. Dies teilten Russlands Präsident Wladimir Putin und Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan mit.
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Aserbaidschaner feiern am 10. November 2020 in den Straßen von Baku. Armenien und Aserbaidschan haben sich auf ein Abkommen mit Russland geeinigt, um die wochenlangen heftigen Auseinandersetzungen um Berg-Karabach zu beenden.Foto: TOFIK BABAJEW/AFP über Getty Images
Epoch Times10. November 2020

Nach wochenlangen heftigen Kämpfen um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach haben sich Aserbaidschan und Armenien unter russischer Vermittlung auf eine Waffenruhe geeinigt. Die „vollständige“ Feuerpause solle eine „dauerhafte“ Beilegung des Konflikts ermöglichen, erklärte Russlands Präsident Wladimir Putin am Montagabend (9. November).

Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan nannte das Abkommen „unsäglich schmerzhaft“, der aserbaidschanische Staatschef Ilham Alijew bejubelte eine „Kapitulation“ des Gegners. In Armeniens Hauptstadt Eriwan kam es wegen des Abkommens zu Ausschreitungen.

Der Konflikt zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken um Berg-Karabach war Ende September wieder voll entbrannt. Seither wurden nach offiziellen Angaben beider Konfliktparteien mehr als 1300 Menschen getötet, darunter dutzende Zivilisten. Die nun vereinbarte Waffenruhe trat in der Nacht zum Dienstag in Kraft.

Nach Angaben Putins sieht das Abkommen vor, dass beide Seiten die derzeit von ihnen besetzten Gebiete weiter halten. Russische Soldaten sollen demnach im Rahmen einer Friedensmission entsandt worden, um an den Frontlinien zu patrouillieren und einen Korridor abzusichern, der Berg-Karabach mit dem armenischen Staatsgebiet verbindet. Wie das Verteidigungsministerium in Moskau mitteilte, ist die Entsendung von 1960 russischen Soldaten und 90 Panzerfahrzeugen geplant.

Armeniens Regierungschef: „Unsäglich schmerzhafter Schritt für mich persönlich und für unser Volk“

Paschinjan nannte die Einigung in Onlinenetzwerk Facebook einen „unsäglich schmerzhaften Schritt für mich persönlich und für unser Volk“. In das Abkommen habe er nach einer „eingehenden Analyse der militärischen Lage“ eingewilligt.

Alijew sagte triumphierend in einer Fernsehansprache, Paschinjan habe keine andere Wahl gehabt, als die „historische Vereinbarung“ zu unterzeichnen. Der armenische Regierungschef sei dazu von einer „eisernen Hand“ gezwungen worden. Es handle sich „im Wesentlichen um eine Kapitulation“.

Die aserbaidschanischen Truppen hatten zuletzt große Geländegewinne erzielt. Am Sonntag verkündete Alijew die „Befreiung“ von Schuscha, der zweitgrößten Stadt in Berg-Karabach. Schuscha liegt in den Bergen über der Regionalhauptstadt Stepanakert und entlang einer wichtigen Straße, die Berg-Karabach mit Armenien verbindet.

Paschinjan hatte zwar am Montag noch erklärt, die Kämpfe um Schuscha gingen weiter. Doch ein Vertreter der örtlichen pro-armenischen Kräfte räumte ein, dass diese die Kontrolle über die Stadt verloren hätten.

Demonstrationen gegen die Waffenruhe

Tausende Menschen demonstrierten in Eriwan gegen die Waffenruhe. Sie beschimpften Paschinjan als „Verräter“ und forderten seinen Rücktritt. Hunderte der Demonstranten stürmten den Regierungssitz und das Parlamentsgebäude, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Im Regierungssitz verwüsteten sie Büros und zerschmetterten Fenster, im Parlament machten sie sich im Plenumssaal breit.

Kurz vor Verkündung der Waffenruhe hatten die aserbaidschanischen Truppen einen russischen Militärhubschrauber abgeschossen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wurden bei dem Vorfall nahe der russischen Grenze zu Aserbaidschan zwei Soldaten getötet und ein weiterer verletzt.

Das aserbaidschanische Außenministerium entschuldigte sich am Montagabend für den Abschuss und sprach von einem „tragischen Vorfall“ und einem Versehen. Russland hat eine Militärbasis in Armenien, unterhält aber auch freundschaftliche Beziehungen zu Aserbaidschan.

Der Konflikt um Berg-Karabach reicht bis in die Zeiten des Zerfalls der Sowjetunion zurück. Damals hatte die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region einseitig ihre Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. (afp)



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