Aus „fett“ wird „riesig“: Verlag „modernisiert“ Bücher von Roald Dahl

Der Verlag Puffin will Kinderbücher des Autors Roald Dahl umschreiben. Über die Änderungen habe man sich mit der Organisation „Inclusive Minds“ abgestimmt.
Titelbild
The Roald Dahl Museum and Story Centre, 81 to 83 High Street, Great Missenden.Foto: iStock
Von 24. Februar 2023

Kinder der 1980er werden sich an seine fürs Fernsehen adaptierten „Unglaublichen Geschichten“ erinnern können. Werke wie „Charlie und die Schokoladenfabrik“ oder „Matilda“ wurden vor allem durch ihre Verfilmungen berühmt. Mehrere Jugendbuch-Klassiker des 1990 verstorbenen britischen Autors Roald Dahl sollen jedoch schon bald eine „Modernisierung“ erfahren.

Verlag will Werke von Roald Dahl „heute noch geschätzt“ sehen

Sein Verlag Puffin ist sich nicht sicher, ob die Texte der englischsprachigen Originalfassungen der Bücher von Roald Dahl noch „zeitgemäß“ genug sind. Deshalb hat man, wie der „Daily Telegraph“ berichtet, „sensible Leser“ mit deren Durchsicht betraut.

Zusammen mit der Organisation „Inclusive Minds“, die sich auf „Inklusion, Diversität und Barrierefreiheit“ spezialisiert hat, habe man mögliche Adaptionen erörtert. Änderungen von Texten bei Neuauflagen seien nichts Besonderes.

Vonseiten des Verlages heißt es dazu:

Dieses Buch wurde vor vielen Jahren geschrieben, und deshalb überprüfen wir die Sprache regelmäßig, um sicherzustellen, dass sie auch heute noch von allen geschätzt werden kann.“

Man habe im Ergebnis „mit Bedacht“ gehandelt, die Korrekturen seien „insgesamt gering“. Der „Daily Telegraph“ spricht hingegen von „hunderten“ Wörtern, die umgetextet oder nicht mehr enthalten seien. Außerdem habe man Passagen oder Bezeichnungen, die nicht von Roald Dahl stammten, hinzugefügt.

Sekretärinnen werden gecancelt

Künftig wird demnach aus dem „fetten“ Augustus Glupsch in „Charlie und die Schokoladenfabrik“ der „riesige“. Die „kleinen Männer“ namens Oompa Loompa, deren Herkunft bereits in einer früheren Ausgabe „frisiert“ worden seien, werden zu „kleinen Leuten“. Auch das Wort „weiblich“ fällt der „gerechten Sprache“ zum Opfer.

Berufe wie Kassiererin und Sekretärin erscheinen den Modernisierern augenscheinlich auch als zu minder. Aus ihnen werden „Topwissenschaftlerinnen“ oder „Unternehmerinnen“. „Matilda“ reist nun mit Jane Austen auf Landsitze statt mit Joseph Conrad übers Meer oder Rudyard Kipling nach Indien.

Rushdie: „Verlag und Nachlassverwalter von Roald Dahl sollten sich schämen“

Unter den hunderten vehementen Kritikern der Umschreibungen befindet sich auch der bekannte Autor Salman Rushdie. Er hatte Roald Dahl mehrfach für tatsächlich rassistische und antisemitische Aussagen kritisiert, für die seine Familie sich 2020 entschuldigt hatte.

Dahl sei „kein Engel“ gewesen, äußerte der Schriftsteller. Was jetzt jedoch geschehe, sei eine „absurde Zensur“. In einem anderen Tweet kritisierte Rushdie eine „kriecherische Befindlichkeitspolizei“. Puffin Books und die Nachlassverwaltung Dahls, die dem Vorgehen zugestimmt hatten, sollten sich „schämen“.



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