Berlin warnt vor Eskalation: Serbische Truppen an Grenze zum Kosovo

Die Bundesregierung hat angesichts des offenbar verstärkten serbischen Truppenaufgebots an der Grenze zum Kosovo vor einer Zunahme der dortigen Spannungen gewarnt.
Kosovarische Polizisten sichern nach schweren Gefechten im serbisch bevölkerten Norden die Straße.
Kosovarische Polizisten sichern nach schweren Gefechten im serbisch bevölkerten Norden die Straße.Foto: Visar Kryeziu/AP/dpa
Epoch Times30. September 2023

Zwischen Serbien und Kosovo dürfe es „keine weitere Eskalation“ geben, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin am Samstag im Onlinedienst X, vormals Twitter. Es sei wichtig, dass Serbien „unverzüglich Truppen an der Grenze reduziert“.

Das Auswärtige Amt stehe in intensivem Kontakt mit allen Seiten. „Der politische Prozess muss fortgesetzt werden“, hieß es.

Zuvor hatte bereits die US-Regierung Belgrad aufgefordert, seine offenbar an der Grenze zum Kosovo stationierten Truppen abzuziehen. „Wir beobachten eine große serbische Militärpräsenz entlang der Grenze zum Kosovo“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Freitag. Dazu gehöre „eine noch nie dagewesene Stationierung von fortgeschrittener serbischer Artillerie, Panzern und mechanisierten Infanterieeinheiten“. Kirby bezeichnete die Entwicklung als „sehr destabilisierend“.

Die USA forderten Serbien auf, „diese Streitkräfte von der Grenze abzuziehen“. Der Zweck der serbischen Aufrüstung sei noch nicht klar, aber besorgniserregend. US-Außenminister Antony Blinken habe in einem Telefonat mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic die Notwendigkeit einer „sofortigen Deeskalation und einer Rückkehr zum Dialog“ betont.

Am Samstag berichtete ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP vor Ort, dass in der südserbischen Stadt Raska nahe der Grenze zum Kosovo keine besonderen Truppenbewegungen oder eine verstärkte Präsenz der serbischen Streitkräfte zu beobachten sei.

Am vergangenen Sonntag hatte sich im Nordkosovo mit tödlichen Zusammenstößen der schwerste Zwischenfall in der Region seit Jahren ereignet. Bei einem Angriff auf eine kosovarische Polizei-Patrouille war ein Polizist getötet worden. Später verschanzten sich etwa 30 bewaffnete Männer in einem Kloster. Drei bewaffnete Serben wurden bei Schusswechseln mit der Polizei getötet.

Ein Mitglied einer großen kosovo-serbischen Partei teilte am Freitag über seinen Anwalt mit, die Gruppe ohne das Wissen Belgrads organisiert zu haben. Pristina wirft Milan Radojicic vor, der Anführer der Bewaffneten gewesen zu sein, die den Polizisten getötet hatten.

Radojicic erklärte in einem offenen Brief, er habe als Reaktion auf den „Terror“ der kosovarischen Regierung gegen die örtliche serbische Gemeinschaft gehandelt.

Kirby zufolge war der Angriff mit rund 20 Fahrzeugen, „militärischen“ Waffen und Ausrüstung „sehr ausgeklügelt“. Es sehe „nicht so aus, als hätten sich einfach ein paar Leute zusammengetan, um das zu tun“, sagte er.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bestätigte am Freitag eine Verstärkung der KFOR-Friedenstruppen vor Ort. „Wir werden stets alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um ein sicheres Umfeld und die Bewegungsfreiheit für alle im Kosovo lebenden Menschen zu gewährleisten“, sagte Stoltenberg.

Wie viele Soldaten dort stationiert werden sollen, war zunächst unklar. Später teilte das britische Verteidigungsministerium mit, dass Großbritannien ein Bataillon mit bis zu 650 Soldaten für die KFOR zur Verfügung gestellt habe.

Die überwiegende Mehrheit der 1,8 Millionen Einwohner im Kosovo sind ethnische Albaner. Dazu kommen 120.000 Serben, die vor allem im Norden des Landes leben. 2008 hatte das Kosovo seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, die von Belgrad jedoch nicht anerkannt wird. (afp)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion