„Besonderer Militäreinsatz“: Russlands Armee deutet Strategiewechsel an
Im Ukraine-Krieg zeichnet sich ein Strategiewechsel Moskaus ab. Künftig werde sich die Armee auf die „Befreiung“ der Donbass-Region in der Ostukraine konzentrieren, sagte Russlands Vize-Generalstabschef Sergej Rudskoj am Freitag.
Das ukrainische Militär hatte zuvor bedeutende Geländegewinne unter anderem in der Hauptstadtregion Kiew gemeldet. Laut Pentagon startete die ukrainische Armee zudem eine Offensive zur Rückeroberung der Stadt Cherson.
Die ersten bei dem „besonderen Militäreinsatz“ in der Ukraine gesetzten Ziele seien erreicht und die „ukrainischen Kampfeinheiten in bedeutendem Umfang reduziert worden“, sagte Rudskoj. Damit könne die Armee künftig „den Großteil ihrer Anstrengungen auf das Hauptziel richten: die Befreiung des Donbass“. Rudskoj schloss gleichwohl weitere Luftangriffe auf ukrainische Städte nicht aus.
Pentagon: Ukraine startet Offensive zur Rückeroberung von Cherson
Erstmals seit drei Wochen legte Russland offizielle Zahlen zu eigenen Verlusten in der Ukraine vor. Demnach wurden 1.351 russische Soldaten getötet und mehr als 3800 weitere verletzt. Die Ukraine spricht von weitaus höheren Opferzahlen auf russischer Seite.
Nach Angaben des britischen Militärgeheimdienstes gelang der ukrainischen Armee zuletzt die Rückeroberung mehrerer wichtiger Orte und Verteidigungspositionen östlich der Hauptstadt Kiew. Demnach zerstörte die ukrainische Armee als Teil ihrer Strategie auch ein russisches Munitionslager.
Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums sagte in Washington, die Ukrainer versuchten, „Cherson zurückzugewinnen“. Cherson sei „derzeit wieder umkämpftes Territorium“ und scheine „nicht so eindeutig unter russischer Kontrolle zu sein wie zuvor“. Cherson war als erste Großstadt Anfang März von der russischen Armee eingenommen worden.
Ukrainischer Geheimdienst: Russische Armee ist durchsetzt von Informanten
Im Zentrum der Ukraine wurde die Kommandozentrale der ukrainischen Luftwaffe in Winnyzja mit sechs russischen Marschflugkörpern angegriffen und stark beschädigt, wie die ukrainische Armee mitteilte. Das russische Militär erklärte seinerseits, es habe mit „hochpräzisen seegestützten Marschflugkörpern“ das größte Treibstofflager der Ukraine in Kalyniwka bei Kiew zerstört.
Die russische Armee sei nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsgeheimdienstes GUR durchsetzt von Informanten und hat sich verschiedene „Fehleinschätzungen“ geleistet. Eine „sehr große Anzahl von Menschen“ sei mobilisiert worden, um hinter den russischen Linien einen Guerillakrieg zu führen, sagte GUR-Chef Kyrylo Budanow der US-Publikation „The Nation“ am Freitag. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Macron weist Putins Forderung nach Gas-Zahlungen in Rubel zurück
Frankreich kündigte derweil eine gemeinsame Initiative mit der Türkei und Griechenland zur Evakuierung der seit Wochen belagerten Hafenstadt Mariupols an. Der „humanitäre Einsatz“ solle nach Möglichkeit in den kommenden Tagen anlaufen, sagte der französische Präsident Emmanuel Macron nach dem EU-Gipfel in Brüssel.
Der französische Präsident hat Russlands Forderung außerdem zurückgewiesen, Gaslieferungen künftig in Rubel zu zahlen. Diese Forderung stehe „nicht im Einklang mit dem, was unterzeichnet wurde und ich wüsste nicht, warum wir sie umsetzen sollten“, sagte Macron am Freitagabend. Aus den Verträgen gehe klar hervor, dass dies nicht zulässig sei. „Die europäischen Akteure, die Gas kaufen und sich auf europäischem Boden befinden, müssen dies in Euro tun“, betonte Macron.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte Moskaus Forderung am Donnerstag ebenfalls zurückgewiesen. Auch der polnische Energiekonzern PGNiG kündigte an, dass er den Kauf von russischem Gas weiterhin gemäß dem „geltenden Vertrag“ begleichen und Zahlungen in Rubel ablehnen werde.
Mehr als 3,7 Millionen Ukraine-Flüchtlinge
Nach UN-Angaben flohen seit Beginn des russischen Angriffskrieges bereits mehr als 3,7 Millionen Menschen aus der Ukraine ins Ausland. Allein 2,2 Millionen Flüchtlinge kamen nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in den vergangenen vier Wochen in Polen an.
US-Präsident Joe Biden traf zu Beginn seines zweitägigen Besuchs in Polen einige der insgesamt 10.500 im Land stationierten US-Soldaten. Mit seinem polnischen Kollegen Andrzej Duda beriet Biden in der nahe der ukrainischen Grenze gelegenen Stadt Rzeszow über die humanitäre Lage in der Ukraine.
Am Samstag will Biden in Warschau Gespräche mit polnischen Regierungsvertretern führen. Zudem ist ein Besuch in einem Aufnahmezentrum für ukrainische Flüchtlinge geplant. Bidens Besuch in Polen folgt auf den Nato-Sondergipfel in Brüssel, bei dem das Militärbündnis angesichts des Ukraine-Krieges eine weitere Verstärkung seiner Ostflanke beschlossen hatte. (afp/dl)
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