Biden in Israel: Raketeneinschlag in Gaza überschattet Reise

Eigentlich wollte Biden mit den wichtigsten Akteuren eine weitere Eskalation im Nahen Osten verhindern. Ein Raketeneinschlag im Gazastreifen wirft alles durcheinander – und birgt große Gefahr.
US-Präsident Joe Biden bricht zu seiner Reise nach Israel auf.
US-Präsident Joe Biden bricht zu seiner Reise nach Israel auf.Foto: Evan Vucci/AP/dpa
Epoch Times18. Oktober 2023

US-Präsident Joe Biden wird heute zu einem Kurzbesuch in Israel erwartet. Der 80-Jährige will dort Beistand zeigen nach dem verheerenden Massaker in Israel durch Terroristen der Hamas vor einigen Tagen. Biden werde den Israelis aber auch „harte Fragen“ stellen zu ihrem weiteren Vorgehen in dem Konflikt, wie ein Regierungsvertreter vorab ankündigte. Überschattet wird Bidens Reise von einem Raketeneinschlag in einem Krankenhaus im Gazastreifenn.

Der Vorfall verschärft die Spannungen in der Region dramatisch, befeuert Sorgen vor einer Eskalation und Ausweitung des Konflikts – und veränderte auch Bidens Reisepläne. Eine Weiterreise nach Jordanien sagte der US-Präsident ab. Ursprünglich hatte Biden von Israel nach Jordanien weiterfliegen wollen, um dort den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi und dem jordanischen König Abdullah II. zu treffen.

Die Attacke im Gazastreifen

Durch den Raketeneinschlag in dem Krankenhaus im Gazastreifen sollen gestern Hunderte Menschen getötet und verletzt worden sein. Die von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde machte die israelische Armee dafür verantwortlich.

Israels Armee dagegen gab einer militanten Palästinenserorganisation in Gaza die Schuld und berichtet, dass eine Rakete des Islamischen Dschihad dafür verantwortlich ist.

Die genaue Zahl der Toten war zunächst unklar. Unabhängig waren die Informationen nicht zu überprüfen. In mehreren muslimisch geprägten Ländern kam es noch gestern Abend zu Protesten.

Der US-Präsident zeigte sich in einer schriftlichen Stellungnahme bestürzt. Er sei „empört und zutiefst betrübt“ über die Explosion in dem Krankenhaus und den schrecklichen Verlust von Menschenleben, der dadurch verursacht worden sei. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls habe er mit Jordaniens König Abdullah II. und Israels Premier Benjamin Netanjahu gesprochen und sein Team angewiesen, weitere Informationen über den genauen Hergang zu sammeln.

Die durchkreuzten Pläne

Als Reaktion auf den Raketeneinschlag brach Palästinenserpräsident Abbas einen Besuch in Jordanien, wo er Biden heute hätte treffen sollen, vorzeitig ab. Kurz darauf strich Jordanien das Treffen mit dem US-Präsidenten komplett.

Kirby betonte, die Beteiligten hätten gemeinsam entschieden, das Treffen zu verschieben. Es sei verständlich, dass Abbas angesichts der Tragödie für mehrtägige Trauer in die Heimat habe zurückreisen wollen. Biden werde auf seinem Rückflug aus Israel mit Abbas und al-Sisi telefonieren.

Die USA wollen eine Ausweitung des Konflikts in der Region unbedingt verhindern, und Biden ist ein Verfechter persönlicher Gespräche anstelle von Telefonaten und Video-Schalten. Umso wichtiger wären deshalb die Gespräche mit Abbas, al-Sisi und König Abdullah II. in Jordanien gewesen.

Auf die Frage, warum Biden angesichts des Vorfalles in dem Krankenhaus nicht den gesamten Trip verschoben habe, sagte ein US-Regierungsvertreter, Biden habe wichtige Treffen in Tel Aviv vor sich. Auch wenn das Treffen in Jordanien nicht stattfinde, negiere das nicht die Beweggründe für die Reise nach Israel.

Einerseits will er nach der brutalen Attacke der Hamas Unterstützung für Israel ausdrücken. Andererseits will er der israelischen Seite aber auch keinen Blankoscheck ausstellen, brutal und ohne Rücksicht auf Zivilisten zurückzuschlagen. Kirby gab einen Vorgeschmack auf den Balanceakt des US-Präsidenten: Biden wolle von den Israelis ein Gefühl für die Situation vor Ort bekommen, mehr über ihre Ziele in den kommenden Tagen und Wochen hören, „und er wird ihnen einige harte Fragen stellen“. Biden wolle hören, „wo sie glauben, dass sie sind, wo sie glauben, dass sie hin wollen“. Er werde die Fragen „als wahrer Freund Israels“ stellen.

Kirby betonte, Biden wolle nicht, dass sich der Konflikt ausweite oder vertiefe. Der Präsident werde auch die humanitäre Situation im Gazastreifen ansprechen – und „sehr, sehr deutlich“ die Forderung der USA bekräftigen, dass humanitäre Hilfe in das Gebiet kommen müsse, „und zwar nicht nur einmalig, sondern dauerhaft“.

Die Rolle der USA

Die USA verstehen sich als Schutzmacht Israels. Jedes Jahr unterstützen sie das Land mit Milliarden, von denen ein beachtlicher Teil in die Abwehr von Raketen und Militärtechnik geht.

Das Raketenabwehrsystem „Iron Dome“, das seit 2011 eingesetzt wird, haben die USA mitentwickelt. Es zerstört unter anderem Kurzstreckenraketen in der Luft. Kirby sagte, bei einem Treffen mit dem israelischen Kriegskabinett in Tel Aviv werde es auch darum gehen, welche weitere Unterstützung Israel brauche. Die US-Regierung betont Israels Recht auf Selbstverteidigung und befürwortet auch eine Zerschlagung der vom Westen als Terrororganisation eingestuften Hamas.

Zugleich mahnt die US-Regierung den Schutz der Zivilbevölkerung in Gaza an. Auf die Frage, ob sich Israel an Regeln des Kriegsrechts halte, sagte Kirby, angesichts der dynamischen Lage wäre es nicht angemessen, auf einzelne Ereignisse und Berichte in die eine oder andere Richtung zu reagieren. Er betonte aber: „Wir werden weiter mit den Israelis über die absolute Notwendigkeit sprechen, unschuldiges ziviles Leben zu schützen und die Gesetze des Krieges einzuhalten.“ (dpa/red)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion