BRICS-Staaten: Steht die Einführung einer goldgedeckten Währung kurz bevor?

Planen die BRICS-Staaten die Einführung einer eigenen, goldgedeckten Währung als Konkurrenz zum US-Dollar? Das könnte schon im August bekannt gegeben werden. Bröckelt damit die Vormachtstellung der USA?
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Archivbild: Die BRICS-Staaten könnten den US-Dollar mit einer goldgedeckten Währung unter Beschuss nehmen.Foto: Fred Dufour/AFP/Getty Images
Von 13. Juli 2023

Die früheren Schwellenländer formieren sich seit Jahren als Gegengewicht zu den traditionellen Industriestaaten. Am vergangenen Freitag ließ eine Meldung des russischen Staatssenders „Russia Today“ (RT) aufhorchen: Demnach wollen die BRICS-Staaten im August eine neue Währung schaffen, die durch Gold gedeckt sein soll. Laut „RT“ soll die russische Regierung dieses Vorhaben inzwischen bestätigt haben. Offiziell verkündet werden sollen die Pläne demnach am 22. August auf dem anstehenden BRICS-Gipfel im südafrikanischen Johannesburg.

Die BRICS-Staaten sind ein Verbund aufstrebender Volkswirtschaften, die sich weitestgehend unabhängig vom Dollar machen wollen. Die Abkürzung „BRICS“ steht für die Anfangsbuchstaben der fünf dazugehörigen Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

Innerhalb der BRICS-Staaten leben etwa 3,27 Milliarden Menschen, was einen Anteil von 41,44 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht. Gemeinsam kommen diese Staaten auf ein BIP von jährlich 56,6 Billionen US-Dollar. Die Macht dieses Verbundes ist also nicht zu unterschätzen.

Hegemonie des US-Dollars unter Beschuss

Die Hegemonie des US-Dollars wird schon lange von den BRICS-Staaten kritisiert. So sagte Brasiliens Präsident Lula da Silva im April auf seiner China-Reise anlässlich der Amtsübernahme seiner Landsmännin Dilma Rousseff als Chefin der „New Development Bank“, die als Chinas Antwort auf die Weltbank und zudem als BRICS-Bank gilt: „Was ich mich jede Nacht frage: Warum können wir nicht in unserer eigenen Währung handeln? Wer hat entschieden, dass es der Dollar ist? Wir brauchen eine Währung, die die Länder in eine etwas ruhigere Situation bringt.“

Fiat-Währungen wie der Dollar, aber auch der Euro, sind mit keinem Gegenwert gedeckt. Sie stützen sich lediglich auf das Vertrauen der Bürger. Das möchten die BRICS-Länder nun mit der Einführung eines Gold-Standards offensichtlich ändern. Bis 1971 war auch der US-Dollar noch eine goldgedeckte Währung.

Anfang Juli hatte auch der Vizepräsident der New Development Bank, Leslie Maasdorp, in einem Interview mit dem Sender „Bloomberg TV“ angedeutet, dass er mittel- bis langfristige Ambitionen habe, eine neue globale Währung zu etablieren, die den direkten Handel der jeweiligen Landeswährung zwischen den BRICS-Ländern verbessern soll und dadurch möglicherweise irgendwann mit dem US-Dollar konkurrieren könnte.

Weiter betonte Maasdorp, dass die BRICS-Länder im Moment nicht bereit wären, eine neue Fiat-Währung einzuführen, um mit der dominierenden Leitwährung zu konkurrieren. Im Laufe der Zeit könnte sich das aber ändern. „Es gibt im Moment keinen Vorschlag zur Schaffung einer BRICS-Währung“, so Leslie Maasdorp.

Nicht von heute auf morgen

Diese Aussage verwundert im Hinblick auf die Meldung des russischen Staatssenders doch etwas. Jochen Stanzl, Chefmarktanalyst von CMC Markets Deutschland, veröffentlichte kürzlich ein Video zum Thema. Er hält eine rasche Umsetzung einer goldgedeckten Währung für unwahrscheinlich. Jedoch hält der Finanzexperte das Szenario generell für realistisch: „Ich denke, dass es Schritt für Schritt erfolgt, doch auch das wäre bereits eine Sensation.“ Über die möglichen Auswirkungen erklärt Stanzl den Zusammenhang mit den massiven Rohstoff-Schätzen der BRICS-Staaten: „Es kann dazu führen, dass der Goldpreis gegenüber den nicht goldgedeckten Währungen deutlich an Wert gewinnt“. Aus Sicht der westlichen Nationen könne sich das auch auf die Preise für andere Rohstoffe auswirken, folgert Stanzl.

So ein Szenario könnte durchaus „negative Auswirkungen“ auf die Weltwirtschaft haben, weil es die Inflation weiter befeuern würde und die Zentralbanken sich veranlasst sehen könnten, die Zinsen weiter anzuheben. Auf diese Weise stünden der Weltwirtschaft weitere Turbulenzen ins Haus. So beschreibt Stanzl in seinem zehnminütigen Video ein Szenario, in dem die zwei größten Erdöl-Lieferanten der Welt, nämlich Saudi-Arabien (als BRICS-Beitrittskandidat) und Russland, eine Währungsumstellung vornehmen könnten.

Für Jochen Stanzl weist aber momentan wenig darauf hin, dass die BRICS-Staaten bemüht sein könnten, die großen Abnehmerländer ins Straucheln zu bringen. Daher ist es aus Sicht des Finanzexperten „utopisch“, dass von heute auf morgen eine BRICS-Währung entstehen könnte.

Wie die HNA schreibt, sei US-Finanzministerin Janet Yellen bei ihrem Besuch in China auf einer Pressekonferenz von einem Journalisten der Nachrichtenagentur „Reuters“ mit einer Frage zum Thema BRICS-Währung konfrontiert worden. Yellen erklärte daraufhin: „Ich glaube, dass die Vereinigten Staaten sich darauf verlassen können, dass der US-Dollar in den kommenden Jahren die dominante Rolle bei der Abwicklung von internationalen Transaktionen und als Reservewährung beibehalten wird.“ Diese Rolle sehe Yellen „durch keine Entwicklung, einschließlich der von Ihnen erwähnten, bedroht“. Im Zuge dessen verwies sie stattdessen auf angeblich „gute Gespräche“ mit dem Gouverneur von Chinas staatlicher Volksbank PBoC.

Goldkauf in großen Mengen

Auch wenn die neue BRICS-Währung nicht kurzfristig kommen sollte, sind die Bemühungen des Fünf-Staaten-Bündnisses, sich vom US-Dollar zu entkoppeln, nicht zu übersehen. Wie die HNA berichtet, würden Finanzexperten schon seit Mitte 2022 beobachten, dass die Notenbanken große Mengen Gold kauften, um die Währungsreserven unabhängiger von der amerikanischen Leitwährung zu machen. Zudem wickele China den Rohstoffhandel mit seinen BRICS-Partnern schon heute vermehrt über die chinesische Landeswährung Renminbi ab.

Das BRICS-Bündnis hatte sich in den 2000er-Jahren auch deshalb zusammengefunden, weil seine Mitglieder mit der Vormachtstellung der USA unzufrieden waren und diese aushebeln wollten. Langfristig, so das erklärte Ziel, wolle man den Einfluss der USA im globalen Handel reduzieren. Die Brechung des US-Dollars als Leitwährung wäre daher nur ein logischer Schritt.

Immer wieder wird im BRICS-Umfeld davon gesprochen, dass es mittlerweile bei 41 Staaten Interesse gibt, dem Bündnis beizutreten. Zu diesen Staaten gehören unter anderem der Iran, Argentinien und wie erwähnt Saudi-Arabien.

Dass man die Bemühungen des Bündnisses durchaus ernst nehmen sollte, darauf wies vor zwei Tagen gerade erst der Finanzexperte Simon Hunt in einem Interview mit der Finanzplattform „Kitco News“ hin. Hunt glaubt demnach, dass sich die BRICS-Länder inzwischen so stabilisiert hätten, dass sie in der Lage seien, einen nächsten Schritt hin zu einer gemeinsamen Währung als Konkurrenz zum US-Dollar zu gehen. Die Ernsthaftigkeit, mit der sich das Bündnis mit der Durchsetzung seiner Ziele beschäftige, werde immer noch nicht ausreichend wahrgenommen.



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