Causa Epstein: Nur 29 Prozent der US-Amerikaner glauben an Selbstmord des verfemten Milliardärs

„Ghislaine geht es bald an den Kragen, und sie wird einige mitziehen“: Knapp eine Woche nach dem mysteriösen Tod des in Ungnade gefallenen US-Milliardärs Jeffrey Epstein in seiner Gefängniszelle hat Generalstaatsanwalt William Barr angekündigt, die Ermittlungen gegen mögliche Mitwisser entschlossen fortzusetzen. Unterdessen glaubt eine relative Mehrheit der Amerikaner, dass Epstein ermordet wurde.
Titelbild
Initialen an der Residenz von Jeffrey Epstein in der Upper East Side in Manhattan, New York CityFoto: Kevin Hagen/Getty Images
Von 16. August 2019

Einer am 12. und 13. August unter 1000 repräsentativ ausgewählten Teilnehmern durchgeführten Umfrage des Rasmussen-Instituts zufolge glauben 42 Prozent der US-Amerikaner, dass der in Ungnade gefallene Milliardär Jeffrey Epstein in seiner Gefängniszelle ermordet wurde. Dies berichtet der „Daily Caller“. Nur 29 Prozent sind davon überzeugt, dass Epstein tatsächlich Selbstmord begangen habe, wie es auch die Behörden vermuten. Der Rest ist unschlüssig.

Epstein war am 6. Juli nach seiner Rückkehr von einem Aufenthalt in Frankreich am Flughafen Teterboro, New Jersey verhaftet worden. Er stand im Verdacht, Dutzende Mädchen, einige davon erst im Alter von 14 Jahren, sexuell missbraucht zu haben. Zudem soll er einen regelrechten Strukturvertrieb zum Zweck des Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung betrieben haben. Am 18. Juli wurde ein Antrag auf Freilassung gegen Kaution abgelehnt.

„Kein Mitwisser sollte sich jetzt zurücklehnen“

Am Samstagmorgen (10.8.) wurde Epstein leblos in seiner Zelle im Metropolitan Correctional Center in New York City aufgefunden. Zuvor hatte es dort bereits drei Wochen nach seiner Verhaftung einen ungeklärten Vorfall gegeben, nach dem Epstein in seiner Zelle mit Striemen an seinem Nacken aufgefunden wurde. Ob ein Selbstmordversuch oder ein Übergriff durch einen anderen Gefangenen die Ursache war, ist bis heute unklar. Epstein wurde in weiterer Folge als selbstmordgefährdet eingestuft, aber nach einer Woche wieder von der „Suicide Watch“ genommen.

Generalstaatsanwalt William Barr zeigte sich „entsetzt“ über die Nachricht von Epsteins Ableben – zumal schon bald Hinweise auf „ernsthafte Unregelmäßigkeiten“ innerhalb der Einrichtung zutage getreten waren. Barr hat eine „gründliche Untersuchung“ der Todesumstände und des Gebarens der Verantwortlichen in der Anstalt angekündigt. 

Unterdessen will Barr nun auch gegen mögliche Beteiligte und Mitwisser des Sex-Strukturvertriebes vorgehen, den Epstein organisiert und unterhalten haben soll. Die Ermittlungen haben für seine Behörde absolute Priorität, erklärte Barr. Die englischsprachige Ausgabe der Epoch Times zitiert ihn mit den Worten:

„Wir werden der Sache auf den Grund gehen, und es werden Leute zur Rechenschaft gezogen. Aber lassen Sie mich versichern, dass dieser Fall weiter ermittelt wird gegen jeden, der Komplize von Epstein war. Kein Mitwisser sollte sich jetzt zurücklehnen. Die Opfer wollen Gerechtigkeit und sie werden diese bekommen.“

Ghislaine Maxwell könnte zur neuen Hauptfigur avancieren

Nach Epsteins Ableben rechnen Juristen mit zeitnahen Schritten gegen mögliche Mitwisser. Gegenüber der US-Ausgabe der Epoch Times betonen zwei erfahrene Strafverteidiger, dass, wenn die Staatsanwaltschaft in New York die Causa Epstein offenbar schon so weit untersucht habe, dass sie einen Haftbefehl erwirken konnte, diese mit Sicherheit auch schon gegen den inneren Kreis um Epstein ermittle.

Vor allem dürfte nun die langjährige Gefährtin des Milliardärs, Ghislaine Maxwell, in den Fokus der Ermittlungen geraten. Sie könnte eine Rolle bei der Beschaffung von „Nachwuchs“ für die mutmaßlichen Tatorte organisierten sexuellen Missbrauchs gespielt haben. Der frühere Staatsanwalt und nunmehrige Strafverteidiger im Staat New York, Jeffery Greco, ist sich sicher:

Ghislaine geht es bald an den Kragen, und sie wird einige mitziehen. […] Man wird sie fragen, wen sie sonst noch so mit diesen Mädchen versorgt habe. Ich denke, sie wird dann beginnen, auszupacken.“

Es gebe bislang bloß Puzzleteile, so Greco, und es könne sein, dass Maxwell selbst tatsächlich nichts wisse. „Aber sie werden sie dazu verwenden, um die einzelnen Personen einzelnen Partys zuzuordnen, in der Art ‚An dem Tag war ich da […] und dieser Senator und dieser oder jener war da‘. Das wird dann ausreichen, um auch diese zu involvieren.“

Druck auf Ermittler noch stärker geworden

Bisherigen Erkenntnissen zufolge soll es vor allem an seinen Wohnadressen in New York City und Palm Beach sowie auf der Insel Little St. James zu sexuellen Übergriffen gegen Minderjährige gekommen sein. Dort hatte Epstein auch regelmäßig Partys gegeben. Am Tag vor Epsteins Ableben wurden weitere Gerichtsakten geöffnet, die belastende Aussagen mutmaßlicher Opfer wie der zum Tatzeitpunkt ebenfalls minderjährigen Virginia Giuffre enthielten.

Diese hatte bereits 2016 ausgesagt, Epstein habe sie zum Geschlechtsverkehr mit einer Reihe einflussreicher Männer gezwungen. Außerdem soll sie mit ihren Aussagen Einblicke in die Funktionsweise des Menschenhändlerrings eröffnet und Informationen über die Rolle von Ghislaine Maxwell deponiert haben.

Greco erwartet, dass die Ermittlungsbehörden nach dem Tod Epsteins „aggressiver“ in ihren Methoden vorgehen würden und es deshalb „mehr und mehr Anklagen“ und Tatvorwürfe geben werde. Dass Epstein nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden könne, verstärke den öffentlichen Druck, der auf den Strafverfolgungsbehörden laste.

Auch Grecos Kollegin Julie Rendelman, ebenfalls aus New York, rechnet damit, dass jetzt, wo der „große Fisch“ Epstein nicht mehr da sei, die ursprünglichen „kleinen Fische“, also Mitwisser oder Helfer in untergeordneter Position, selbst zu Hauptangeklagten würden. Nun werden sie selbst „den Schwerpunkt künftiger Ermittlungen“ bilden und „anstelle von diesem selbst zu den Gesichtern des Epstein-Falls werden“, erklärte Rendelman gegenüber der Epoch Times.

Ex-Bodyguard: „Bringen Sie sich nicht in Schwierigkeiten“

Dies könne eine Art Wettlauf um den besten Deal auslösen, den man gegen umfassende Aussagen von der Staatsanwaltschaft zugebilligt bekommen könne. Die Ermittler hätten durch den Tod Epsteins sogar noch weitreichendere Befugnisse, wenn es darum geht, Anwesen des verstorbenen Hauptverdächtigen zu durchsuchen oder Dokumente auszuwerten. „Mit seinem Tod erloschen auch seine Schutzrechte mit Blick auf sein Eigentum“, betont Greco.

Unterdessen hat der frühere Bodyguard Epsteins und bekannte Kampfsportler Igor Sinowjew gegenüber dem „New York Magazine“ mit kryptischen Äußerungen gegenüber einem Reporter aufhorchen lassen. Sinowjew hat eigenen Angaben zufolge fünf bis sechs Jahre lang in Epsteins Haus in Palm Beach gewohnt und diesen zu zahllosen öffentlichen und privaten Terminen begleitet.

In einem Telefongespräch mit einem Reporter äußerte Sinowjew die Vermutung, jemand könnte seinem früheren Chef beim Selbstmord „geholfen“ haben. Auf Nachfrage, warum er das denke, antwortete Sinowjew: „Hören Sie mal, das geht jetzt etwas weit.“

Sinowjew soll zudem Andeutungen gemacht haben, wonach Epstein in der Vergangenheit im Vorfeld von Razzien vor diesen gewarnt worden sei. Dabei soll er von „Korruption“ gesprochen haben. Als der Reporter den Sportler auf diese Aussage ansprach, entgegnete dieser mehrfach mit Warnungen, der Reporter möge „sich selbst keine Schwierigkeiten einhandeln“. Erst recht wolle Sinowjew keine Angabe via Telefon machen.



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