China plant einen Raubzug in der Arktis

Peking will sich in der Arktis ausbreiten: mehr Militär, mehr Fischfang, mehr Rohstoffe. Ein Kommentar.
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Chinas Eisbrecher Xuelong fährt in die Arktis am 27. Juni 2010 ein. Die Arktis ist eine Region, die von China wegen ihrer natürlichen Ressourcen sehr begehrt ist.Foto: STR/AFP via Getty Images
Von 8. Mai 2022

Eine Woche nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine haben sieben Länder – Kanada, die Vereinigten Staaten, Norwegen, Island, Schweden, Dänemark und Finnland – angekündigt, dass sie sich bis auf Weiteres aus dem Arktischen Rat zurückziehen. Das einzige verbleibende Mitglied ist derzeit Russland.

Da die USA und Kanada dem Rat den Rücken kehren, hat die Kommunistische Partei Chinas (KPC) eine Lücke entdeckt. Parteichef Xi Jinping und seine Kollegen scheinen sehr daran interessiert zu sein, die arktische Region zu erkunden. Die Frage ist jedoch, warum?

Gewinnung von Ressourcen „nichts Neues“

Ich habe Brigt Dale um einen Kommentar zu dieser Angelegenheit gebeten. Er ist Forschungsleiter der Forschungsgruppe Umwelt und Gesellschaft am Nordland Research Institute. 

Warum ist Peking so sehr an dieser weitgehend unwirtlichen Region interessiert?

Erstens, so Dale, verfügt die Arktis über einen großen Vorrat an Ressourcen, die „bereit sind, genommen zu werden“. Es „erinnert an die Idee des Kolonialismus, die für viele in der Arktis nicht Teil der Geschichte ist, sondern sich jeden Tag manifestiert“.

Im Bereich der Geopolitik drehen sich die Diskussionen regelmäßig um die Idee, wie man die Ressourcen der Arktis zum Nutzen anderer ausbeuten kann, so Dale. Gleichzeitig erhalte man die Vorstellung aufrecht, dass man sich um die Arktis kümmere.

Der Forscher erklärte mir, dass die Nutzung natürlicher Ressourcen und der Export von Gütern hier schon immer Teil des Lebensunterhalts waren – wie der Handel mit Pelzen, Fischen und Produkten aus der Jagd auf Meeressäugetiere zeigt, der Jahrhunderte, vielleicht sogar Jahrtausende zurückreicht.

Die Gewinnung von „Ressourcen aus der Arktis ist also nichts Neues“. Heute jedoch „sehen wir ein erhöhtes Interesse an Kohlenwasserstoffen, insbesondere auch an Mineralien“, so der Forscher. Ein erhöhtes Interesse an Letzterem gebe es aufgrund des Bedarfs, der sich aus der Entwicklung von grüner Technologie ergibt. 

Sowohl arktische als auch andere Staaten zeigen auf die eine oder andere Weise Interesse an der Arktis. Dies sei ein Prozess, „der lokale Gemeinschaften und die arktische Bevölkerung sowohl entfremdet als auch einlädt“, so Dale weiter.

Russland will Öl, Gas und Mineralien – China will Fische

In Russland, dem engen Verbündeten Chinas, „liegt der Schwerpunkt nach wie vor auf Öl, Gas und Mineralien als Grundlage ihrer Wirtschaft – und Mineralien sind für die Chinesen genauso wichtig wie Öl und Gas“.

„Außerdem“, so Dale, „ist der nördliche Seeweg von der Barentssee zur Beringstraße für die Chinesen von großer Bedeutung“, da er Zugang zu neuen „Fanggebieten“ für Fische bietet.

Die Fischbestände in China sind vom Zusammenbruch bedroht. Als Symbol des Überflusses in der chinesischen Kultur ist Fisch eine wichtige Zutat in vielen Gerichten des Landes. Die arktische Region bietet Peking die Möglichkeit, eine Fischerei-Krise abzuwenden.

Zudem wies Dale auf den Reichtum der Region an Seltenen Erdmetallen hin. Wie der Wissenschaftler Mark Rowe bereits im August 2021 geschrieben hat, sind Seltene Erdmetalle wie Neodym, Praseodym, Terbium und Dysprosium „der Schlüssel zu den weltweiten Revolutionen in den Bereichen Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energien, die unter anderem die Batterietechnologie und Windturbinen unterstützen“.

China ist führend bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen und erneuerbaren Energien. Um seine Position zu halten, braucht es jedoch den einfachen Zugang zu wertvollen Mineralien. Die Arktis bietet einen solchen Zugang.

Geopolitische Auswirkungen von Chinas Ambitionen

Was sind die potenziellen geopolitischen Auswirkungen von Chinas Ambitionen in der Arktis? Ich habe Indra Overland diese Frage gestellt. Er ist der leitende Forscher am Norwegischen Institut für Internationale Angelegenheiten. 

„Was Russland wirklich gerne hätte“, sagte er, „wäre, wenn die Chinesen dabei helfen könnten, seine Flüssigerdgasprojekte auf der Jamal-Halbinsel voranzutreiben.“

Laut Overland würde eine solche Unterstützung „Russland weniger abhängig vom europäischen Erdgasmarkt machen“. „Allerdings“, fügte er hinzu, „verfügen die Chinesen derzeit nicht über die dafür notwendige Technologie.“

„Wenn die Russen es bisher nicht leicht selbst erwerben konnten, ist es auch nichts, das die Chinesen schnell von westlichen und japanischen Unternehmen nachahmen können.“ Dennoch sei es möglich, dass die Chinesen und Russen auf der Jamal-Halbinsel zusammenarbeiten wollen.

Ukraine-Krieg entscheidend für die Zusammenarbeit

Bei der Diskussion über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Russland und China in der Arktis hängt jedoch viel davon ab, was in der Ukraine passiert. Overland sagte mir, dass die „russische Invasion in der Ukraine sowohl Nachteile als auch Vorteile für China“ darstellt.

Die mögliche Kehrseite ist: „Russland könnte besiegt und die Einheit und Entschlossenheit der westlichen Länder bei der Verteidigung der Demokratie gestärkt werden“, meint der Forscher.

Auf der anderen Seite könnte China einen stark vergünstigten Zugang zu russischen Rohstoffen wie Erdgas, Erdöl, Kohle, Metalle und Getreide erhalten. Während die westliche Nachfrage nach chinesischen Solarzellen und anderen Produkten für saubere Energie in die Höhe schießt, wollen viele Länder die Abhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen verringern, so Overland.

Wenn Russland in der Ukraine besiegt würde, könnten sich Chinas arktische Ambitionen auf unbestimmte Zeit verzögern. Sollte Russland jedoch als Sieger hervorgehen, wird China wahrscheinlich die Schlüssel zur Arktis erhalten. Dann könnten seine Vertragspartner ungestraft fischen und Minen betreiben.

John Mac Ghlionn ist Forscher und Essayist. Seine Arbeiten wurden u. a. in der „New York Post“, dem „Sydney Morning Herald“, „Newsweek“, „National Review“ und „The Spectator US“ veröffentlicht. Er beschäftigt sich mit Psychologie und sozialen Beziehungen und hat ein großes Interesse an sozialer Dysfunktion und Medienmanipulation.

Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: China Plans to Raid the Arctic (deutsche Bearbeitung von sza)



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