Chinas Konsulat droht: “Stadträte in Auckland sollten Shen Yun fernbleiben”

Titelbild
Foto: New Zealand Greens

Angehörige des Stadtrats von Neuseelands größter Stadt fanden im Januar eine Überraschung im Briefkasten: Es war ein Brief von Liao Juhua, dem chinesischen Generalkonsul in Auckland. In dem Brief wurde ihnen empfohlen, nicht zur chinesischen Kulturgala von Shen Yun Performing Arts zu gehen. Viele fanden diese Anweisung merkwürdig, einige empörend.

Der Brief erklärte kurz und knapp, dass zwischen dem 3. und 5. Februar die “Falun Gong Organisation” das sogenannte “Shen Yun” in Auckland aufführen würde. Weiterhin wurde Falun Gong darin verleumdet und in stets abschreckenden Zitaten erwähnt. Es endete mit dem Satz: “Wir bitten Sie höflich, dieser Veranstaltung fern zu bleiben und danken Ihnen, dass Sie diesen Brief gelesen haben.”

Die Empfänger erwiderten diese Dankbarkeit jedoch nicht.

Ich war darüber ziemlich aufgebracht, sagte Dr. Cathy Casey, eine Stadträtin von Auckland, die gerade aus einem mehrtägigen Urlaub zurückgekommen war, als sie das Schreiben vorfand. “Ich bin wirklich wütend, dass das Konsulat denkt, dass es gewählte Regierungsangehörige in einem Land beeinflussen kann, in dem es Gast ist”, sagte sie in einem Telefoninterview mit der Epoch Times. Sie hat Shen Yun Performing Arts in der Vergangenheit schon mehrfach gesehen.

Shen Yun Performing Arts ist eine Künstlergruppe, die weltweit mit klassischem chinesischem Tanz und Musik auf Tournee ist. Laut ihrer Website ist die Botschaft von “Shen Yun” die Wiederbelebung der traditionellen chinesischen Kultur. Einer der Veranstalter in Auckland ist der Falun Dafa Verein von Neuseeland.

Die Kommunistische Partei Chinas hat durch ihre Konsulate und Botschaften rund um die Welt versucht, die Vorstellungen von Shen Yun zu behindern. Über Briefe von Konsulatsmitarbeitern, die versuchten gewählte Beamte einzuschüchtern, damit diese der Show fernbleiben, wurde in der kurzen Geschichte der Kompanie bereits mehrfach berichtet. Die erste Tourneesaison war 2007.

Casey fand, dass der Brief einen Versuch der KPCh darstellt, die Verfolgung von Falun Gong in China auf Neuseeland auszuweiten. Sie erwähnte die Beweise für Organraub an lebenden Falun Gong-Praktizierenden in Arbeitslagern und Gefängnissen: ”Ich bin wirklich besorgt darüber, dass dies ein globales Problem ist”, sagte Casey.

Sie legte über den Brief formale Beschwerde ein beim Vorsitzenden des Stadtrates und dem Chef des konsularischen Korps in Auckland. “Ich denke, das ist ein tatsächlicher Bruch der Partnerschaft zwischen dem Stadtrat und den diplomatischen Vertretungen”, sagte sie.

“Dieser Generalkonsul hat kein Recht mir zu sagen, nicht zu einer Aufführung in Auckland zu gehen. Wie könne sie es wagen? Das ist ein völlig unangemessenes Verhalten für einen Diplomaten in diesem Land. … Ich nehme die Einmischung des Konsuls in meine politischen Angelegenheiten und die Politik des Stadtrats von Auckland übel.

Das Publikum bei einer Aufführung von Shen Yun Performing Arts im ASB Theatre in Auckland im April 2010.Das Publikum bei einer Aufführung von Shen Yun Performing Arts im ASB Theatre in Auckland im April 2010.Foto: Jason Jia/The Epoch Times

Der außenpolitische Sprecher der Grünen Partei, Parlamentarier Keith Locke, stimmte Casey zu. In einer Pressemitteilung, die er am 2. Februar veröffentlichte, brachte Locke seine Besorgnis zum Ausdruck, dass hier seitens des chinesischen Konsulats Druck auf neuseeländische Politiker ausgeübt werde.

In einem Telefoninterview sagte er: “Es ist inakzeptabel, dass Vertreter der chinesischen Regierung in Neuseeland auf Menschen Druck ausüben, einer kulturellen Veranstaltung fern zu bleiben, besonders auf gewählte Politiker. Das ist die Art von Zensur, wie sie in China an der Tagesordnung ist, aber nicht die Art Zensur, die wir in Neuseeland haben sollten. Ich verwahre mich strengstens dagegen.”

Locke hatte einen nicht unterschriebenen, handschriftlichen Hinweis von verschiedenen chinesischen Gruppierungen erhalten, mit dem Hinweis, nicht zu erscheinen. Er sagte, der Bief sei ähnlichen Inhalts gewesen wie jener, der an die Stadräte Aucklands gesendet worden sei.

In seiner Pressemitteilung sagte Locke: “Einige Organisationen in Auckland agieren in dieser Angelegenheit zusammen mit dem Konsulat.” Die Epoch Times hat bereits mehrfach berichtet, wie bei verschiedenen Gelegenheiten chinesische Konsulatsangehörige sogenannte Frontgruppen benutzt haben, um Einfluss auf die westliche Gesellschaft zu nehmen.

Die Epoch Times rief die meisten der 19 Stadträte an und bat sie um Reaktionen. Viele waren nicht erreichbar, einige schweigsam. Einer von ihnen, Des Morrison, kommentierte vorsichtig, “Es ist sicherlich sonderbar, wenn man in unserer freien Gesellschaft einen solchen Brief erhält.”

Doug McKay, der Chef des Stadtrats von Auckland, stand nicht für einen Kommentar zur Verfügung, denn es wurde als “politische Angelegenheit” betrachtet.

Die Epoch Times rief eine zufällige Auswahl von Parlamentsmitgliedern an und fand heraus, dass niemand eine ähnliche Nachricht wie Casey und Locke erhalten hatten. Jordan King, ein Kommunikationsmitarbeiter der Labour Party Abgeordneten Maryan Street, sagte, dies wäre “ungewöhnlich” gewesen.

Keine der Einzelpersonen, die befragt wurden, sagte, dass das Schreiben ihre Entscheidung zur Aufführung zu gehen beeinflusst hätte, obwohl Locke meinte, dass dahinter eine klare Einschüchterungsabsicht gestanden hätte.

“Es ruft den Menschen nur noch einmal in Erinnerung, dass China noch einen langen Weg vor sich hat, bevor es demokratisch wird”, sagte er.

Casey stellte den Brief des Generalkonsuls Liao auf ihr Facebook, wo er belächelt wurde. “Ich hatte einen Stadtrat dabei, der dachte, das wäre ein Witz. Er sagte: `Hahaha, was war dieser Brief für ein Witz´.”

Die chinesische Botschaft in Wellington, Neuseeland, antwortete nicht auf Anrufe.

Foto: New Zealand Greens


Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion