Chinas milliardenschwerer Eisenbahn-Deal mit Mexiko geplatzt
Ein riesiges Eisenbahn-Projekt von China und Mexiko wurde storniert. Eigentlich hatte die China Railway Construction (CRCC) den Vertrag bereits unterschrieben – doch gestern sagte der mexikanische Präsident den Milliarden-Deal überraschend ab.
Am 3. November hatte der staatliche chinesische Eisenbahnbauer den Zuschlag bekommen für den Bau einer Schnellzug-Linie zwischen der Haupstadt Mexico-City und dem rund 200 Kilometer entfernten Querétaro Arteaga. Bis 2017 sollte dort ein Schienennetz mit sämtlichen Infrastrukturen entstehen und auch ein Flotte von Zügen sollte in dem Komplettpaket enthalten sein. Rund 23.000 Passagiere täglich sollten mit Höchstgeschwindigkeiten bis zu 300 Kilometer pro Stunde zukünftig auf der Strecke reisen. Geschätzter Preis des Geschäftes: 27 Milliarden Yuan (rund 3,38 Milliarden Euro).
China gewann gegen 16 Mitbewerber
Im August hatte das mexikanische Verkehrsministerium das Projekt ausgeschrieben. Schon im Dezember 2014 sollten die Bauarbeiten starten, weshalb man die Deadline für das Konzept schon auf den 15. Oktober festlegte. Es gab 17 internationale Bewerber, darunter Siemens, Bombardier, Mitsubishi und Alstom aus Frankreich. Bis zum 15. Oktober hatte aber nur die chinesische CRCC ihre Pläne eingereicht – und bekam prompt den Zuschlag.
Nun scheint dem mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto das Ganze wohl etwas zu schnell gegangen zu sein, schließlich handelt es sich um ein Projekt mit langfristigen Folgen, welches für das Land sehr wichtig ist. „Um einen fairen und transparenten Wettbewerb zu gewährleisten“ werde das Verkehrsministerium den Wettbewerb schnellst möglich noch einmal starten. Die anderen Wettbewerber hätten zu wenig Zeit gehabt, ihre Pläne einzureichen, hieß es aus dem Verkehrsministerium.
Die Aktien des chinesischen Eisenbahnkonzern CRCC fiel daraufhin um 6 Prozent und die CRCC berief eine Krisensitzung ein. Es war der erste Versuch, Chinas Schnellzugtechnik im Ausland zu verkaufen. Bisher gibt es kein offizielles Statement zu der Absage.
Warum macht Mexiko den Rückzieher?
Was den Gesinnungswandel der Mexikaner wohl ausgelöst hat? Letztendlich ist es eine Vertrauensfrage. Vielleicht haben die Mexikaner Qualitätsbedenken gegenüber der chinesischen Technik (die nicht unberechtigt wären), Angst vor politischem Einfluss durch den Riesendeal – und es könnte auch sein, dass Bestechung mit im Spiel war und das erst im Nachhinein bemerkt wurde.
Doch ziemlich ausschlaggebend dürfte wohl der Umstand sein, dass ein Komplettpaket, dass von einem chinesischen Staatskonzern angeboten wird, mit Vorsicht zu genießen ist, weil man bei allen technischen und Sicherheitsfragen auf eine Kooperationsbereitschaft angewiesen ist, die schnell ins Gegenteil umschlagen kann, sollte es hart auf hart kommen. Und dann sind Sicherheit und Menschenleben auf einmal weniger wert, als das Image des chinesischen Regimes …
CHR-Züge sind ein technischer Mix
Chinas Schnellzug-Technik ist noch jung, erst seit 2007 fahren eigene Hochgeschwindigkeitszüge im Reich der Mitte. Und sogar viele Chinesen würden nicht in solch einen chinesischen ICC steigen, weil sie wissen, dass er – wie so vieles in China – kein von Grund auf selbst entwickeltes Produkt ist, sondern ein Mix teilweise nachgebauter, ausländischer Technik.
Für die chinesischen CRH Züge standen sowohl der japanische Shinkansen als auch der deutsche ICC Pate. China wollte die beiden Züge zu Dumpingpreisen im Original erwerben, was aber nicht klappte, denn sowohl die Deutschen als auch die Japaner wollten ihr technisches Knowhow lieber für sich behalten.
Zugunglück von Wenzhou bis heute ungeklärt
Mit den selbstgebauten CRH-Zügen gab es schon mehrfach Unfälle und technische Pannen – und das typisch chinesische Problem daran ist, dass deren Ursachen nicht restlos aufgeklärt wurden, wie beim tragischen Eisenbahn-Unglück 2011 in der Provinz Zhejiang, bei dem ein CRH 2 angeblich wegen eines defekten Signals auf einen CRH 1 auffuhr. Die Kollision fand auf einer Brücke statt und vier Waggons stürzten über 20 Meter in die Tiefe.
Brutale Vertuschungsaktion
Laut Beobachtern starben bei dem Unfall, ähnlich wie beim deutschen ICC-Unglück von Eschede, über 100 Menschen. Chinas Regime sprach von nur 40 Toten und ließ den Unglückszug an Ort und Stelle von Baggern zerlegen und verbuddeln, ohne das Wrack auf technische Mängel untersucht zu haben und obwohl nicht einmal alle Opfer geborgen worden waren. Berühmt wurde der Fall eines Arbeiters, dem es noch gelang, ein Mädchen lebend aus den Trümmern zu bergen.
Die Vertuschungsaktion ging damals auf das Konto des stellvertretenden Ministerpräsidenten für Industrie und Verkehr, Zhang Dejiang. Er gab 8 Stunden nach dem Unfall das Kommando, die Rettungsaktion zu stoppen und die Trümmer des Zuges zu vergraben. Zhang ist mittlerweile die Karriereleiter nach oben gestolpert und heute Mitglied des Politbüros und erster Vorsitzender der politischen Konsultativkonferenz.
Die Unfallursache von Wenzhou ist jedoch bis heute nicht geklärt, ebenso die personelle Verantwortlichkeit. Einige Hinterbliebene haben noch immer keine Entschädigungen bekommen. Es soll an einem Blitzschlag gelegen haben. (yz / rf)
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