Chinas Organraub: Fachjournal sperrt chinesische Transplantationsärzte lebenslang

Neues von Chinas Organraub: Das Fachjournal „Liver International“ hat erklärt, nie wieder die Studien zweier chinesischer Transplantations-Koryphäen veröffentlichen zu wollen – wegen ethischer Bedenken.
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Symbolfoto.Foto: PETER PARKS/AFP/Getty Images
Von und 8. Februar 2017

Australische Medizin-Ethiker äußerten Bedenken gegen eine Studie aus China – und hatten Erfolg: Zwei chinesische Ärzte dürfen nun nie mehr im Fachjournal „Liver International“ publizieren.

Das Journal entschied sich, die Arbeit der Chinesen zurückzuziehen, die im Oktober online veröffentlicht worden war. Grund dafür waren Daten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von Transplantationen mit Organen hingerichteter Gefangener stammten. Die Autoren stritten dies zwar ab, lieferten aber keine stichhaltigen Beweise nach, dass die OPs ethischen Standards entsprochen hatten. Das berichtet „Siencemag.org“

Die Autoren waren nicht irgendwer: Zwei chinesische Fach-Koryphäen konnten ihre mögliche Verstrickung in Organraub nicht widerlegen.

Zheng Shusen (67) ist Leiter des Uniklinikums in Hangzhou, Provinz Zhejiang. Er gilt als Chinas Rekordhalter der Lebertransplantation und sagte 2016 gegenüber chinesischen Medien, er habe bereits 1.850 Lebern verpflanzt.

Zheng war Vorsitzender des Fachverbandes „Chinesischer Transplantationskongress“, der jährlich Konferenzen organisiert und gehört seit 2001 zur Top-Riege der Wissenschaftler Chinas.

Als Arzt aktiv gegen Falun Gong

Brisant: Seit 2007 ist Zheng stellvertretender Vorstandsvorsitzender des „Antisekten-Vereins“ der Provinz Zhejiang, der Propaganda und Verleumdung gegen die buddhistische Falun Gong-Bewegung betreibt. Seit 1999 wird die Gruppierung von Chinas Regime als Sekte diffamiert und als Staatsfeind Nr. 1 gewaltsam unterdrückt, weil sie innerhalb kürzester Zeit enorm viele Anhänger gewonnen hatte. Falun Gong ist eine Meditationsmethode, die aus Chinas Qigong-Tradition stammt und mit den Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht“ das traditionelle Weltbild der Chinesen wieder populär machte.

Die „Antisekten-Vereine“ agieren überall in China als angeblich gemeinnützige NGOs, werden im Hintergrund aber von Chinas Kommunistischer Partei für ihre Teilnahme an der Unterdrückung von Falun Gong bezahlt. Zheng ist in diesen Kreisen enorm aktiv und gab landesweit Vorträge „zur Bekämpfung des Sektenproblems“.

2009 gab Facharzt Zheng mit seinem Verein sogar Propaganda-Literatur gegen Falun Gong heraus und fungierte dabei als Redaktionsleiter.

Zhengs Aktivitäten wurden umfangreich untersucht von der WOIPFG (Weltorganisation zur Untersuchung der Verfolgung von Falun Gong).

Seine Klinik boomte nach 1999

Chinas Transplantationsbusiness fing zeitgleich mit der Unterdrückung von Falun Gong (1999) zu florieren an, was nahe legt, dass inhaftierte Falun Gong-Anhänger die Hauptquelle der Organe sind – ihre Zahl geht in die Hunderttausende.

Zheng gab 2006 ein Interview, in dem er selbst sagte: 1992 bis 98 gab es in ganz China nur 78 Lebertransplantationen, 1999 gab es dagegen schon 115 solcher OPs in ganz China, danach stieg die Zahl stark an.

Weil sich die Uniklinik von Hangzhou, der er vorsteht, nach 1999 zu einem Top-Transplantationszentrum in China entwickelte, wird sie von der WOIPFG als Organraub-verdächtig eingestuft: Zwischen 1993 bis Juli 2014 fanden dort insgesamt 1521 Lebertransplantationen statt, wobei bei es bis 1997 nur zwei OPs waren, 1999 schon 15, 2000 bis 2003 schon 103 OPs – danach folgten die restlichen 1400 Verpflanzungen.

Auch Transplantationen von Herz, Nieren, Milz und weiteren Organen finden in Hangzhou statt.

In einem Fachartikel von 2005 schrieb Zheng außerdem über „Not-Transplantationen“, bei denen Patienten innerhalb von 72 Stunden ein passendes Organ erhielten. Dieses Phänomen ist weltweit einzigartig und nur durch eine riesige lebende „Organbank“ erklärbar, die Spender auf Abruf tötet, so die WOIPFG.

Skandal bei Konferenz in Hongkong 2016

Wegen Zhengs naheliegender Verwicklung in Organraub musste am 18. August 2016 ein Vortrag Zhengs bei der 26. Internationalen Konferenz der „Transplantation Society“ (TTS) in Hongkong kurzfristig abgesagt werden: Es hatte Beschwerden gegen ihn geben. Der Vortrag hätte gegen Regelungen verstoßen, wonach man Studien nicht mit den Organen Hingerichteter durchführen solle, sagte die TTS dazu.

Auch sein Assistent geächtet

 

Yang Shen (ü. 40) ist stellvertretender Leiter des Zentrums für Lebertransplantation in Hangzhou. Er promovierte an der medizinischen Fakultät der Uni Hannover, wo er von 2001 bis 2004 studierte. Danach bildete er sich weiter am Transplantations-Forschungszentrum in Edmonton, Kanada, ab 2007 forschte er am Genfer Uni-Klinikum zum Thema Milz-Transplantation. Yang Shen fungiert als Assistent Shengs und sie veröffentlichen viele Arbeiten gemeinsam.

So kam es zur Fachjournal-Sperre

Offiziell verwendet China seit 1. Januar 2015 nur noch Organe von freiwilligen Spendern – was einem Zugeständnis des Regimes gleichkommt, zuvor jahrelang die Organe Hingerichteter verwendet zu haben. Diese wurden Menschen in Gefangenenlagern und Militärkrankenhäusern auf Abruf bei lebendigem Leib entnommen, wie seit 2006 bekannt wurde. Da ein freiwilliges, mit dem Westen vergleichbares Spendersystem aber auch heute nur marginal in China vorhanden ist – mehr als Absichtserklärung, denn substanziell – schließen Ermittler, dass der Organraub an Gefangenen weiter geht wie bisher.

Anhand der offiziellen Aussage, es gebe seit 2015 nur noch freiwillige Spender, waren australische Experten in der Lage, gegen die Studie von Zheng und Yan in „Liver International“ vorzugehen, in der 563 Lebertransplantationen besprochen wurden, die vor 2015 stattgefunden hatten.

Ethik-Expertin Wendy Rogers von der Macquarie-Universität in Sydney hatte das Fachjournal auf „die Abwesenheit glaubwürdiger Beweise für die ethische Beschaffung von Organen hingewiesen“ – in einem Brief vom 30. Januar.

2016 hatte Rogers schon einmal eine Studie im Journal of Medical Ethics angegriffen, die eine einseitig positive Darstellung von Chinas Organbeschaffung enthielt. Das Journal „korrigierte“, zog die Studie aber nicht zurück.

Druck vor Vatikan-Gipfel

Am 7. und 8. Februar fand in Rom im Vatikan ein Gipfel gegen Organhandel statt, zu dem auch Huang Jiefu eingeladen wurde. Chinas Ex-Gesundheitsminister und Direktor des „Komitees für Organspende“ gilt als Aufseher über tausendfachen Organraub. Falun Gong-Vertreter protestierten und forderten von der Päpstlichen Wissenschaftsakademie Huangs Ausladung.

Mehr dazu:

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