CIA-Analyst: CIA berichtete das, was das Weiße Haus hören wollte, nicht die Fakten – Irak wurde ins Chaos gestürzt, IS stieg auf

2003 wurde Saddam Hussein festgenommen. John Nixon, ein ehemaliger CIA-Offizier verhörte ihn nach dessen Festnahme. Der "dämonische Diktator" sei nur eine Erfindung der Medien gewesen, meint Nixon und beschreibt den ehemaligen Diktator und das Desinformation des CIA in seinem Buch "Debriefing the President: The Interrogation of Saddam Hussein“.
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Saddam Hussein bei seiner Gerichtsverhandlung am 19. Oktober 2006.Foto: David Furst-Pool/Getty Images
Von 7. Juli 2017

Der irakische Staatschef Saddam Hussein habe sein Volk nicht versklavt und auch keine Kurden vergast, meint der ehemalige CIA-Offizier John Nixon in seinem Buch. Das sei ein Zerrbild der Medien gewesen, so Nixon laut „Russia Today“ (RT).

In seinem Buch „Debriefing the President: The Interrogation of Saddam Hussein“, das im Dezember 2016 erschienen ist, beschreibt Nixon, dass der irakische Langzeitherrscher in Wahrheit ganz anders gewesen sei, als er in den Medien dargestellt wurde. Debriefing the President

John Nixon beschäftigte sich schon während seines Studiums mit Saddam Hussein und analysierte ihn sogar in seiner Masterarbeit. Ihm kam seine Analyse zugute, denn die CIA stellte ihn 1998 als Analysten von Saddam Hussein ein. Fünf Jahre lang studierte er den irakischen Herrscher. Bei Husseins Festnahme war er derjenige, der ihn identifizierte und als erster verhörte.

Nixon: Saddam Hussein – „Eines der charismatischsten Individuen, die ich jemals traf“

Hussein sei nicht von Grund auf böse gewesen, sondern habe auch eine „menschliche Seite“ gehabt. „Er war eines der charismatischsten Individuen, die ich jemals traf. Wenn er wollte, konnte er charmant, nett, lustig und höflich sein“, so Nixon in seinem Buch.

Saddam Hussein habe ihm leid getan, erklärte der ehemalige CIA-Analyst. „Ich erinnere mich daran, an ihm hinabgeblickt, auf seine Sandalen geblickt zu haben und ich dachte: Du hast schreckliche Dinge getan und ganz sicher akzeptiere ich nicht deine Methoden, aber es war nicht an uns, hierher zu kommen und dich von der Macht zu entfernen. Es war an den Irakern, dies zu tun. Ich fühlte, dass es alles falsch gewesen war.“

Hussein hat Irak nicht mehr regiert

Auch sei die Annahme falsch gewesen, dass Hussein Irak mit eisernem Griff regiert habe. Der „verrückte Diktator“, wie er in den Medien genannt wurde, habe nicht gewusst, was in seinem Land und weltweit in den Jahren vor seiner Festnahme passiert sei, so Nixon.

„Mich überraschte, wie schlecht er informiert war, wie unzureichend seine Kenntnisse in Bezug auf internationale Beziehungen und die Verhältnisse in der amerikanischen Politik waren.“

Saddam Hussein habe den Irak nicht mehr regiert, sondern die Regierungsgeschäfte schon vor dem Irak-Krieg abgegeben. Seine freie Zeit verbrachte er damit, sich der Musik und dem Schreiben zu widmen. Er beschwerte sich bei Nixon darüber, dass die amerikanische Armee ihm sein Schreibzeug weggenommen habe und er deswegen sein Buch nicht zu Ende schreiben konnte, berichtete die „New York Times“.

„Dieser Saddam wirkte eher wie ein Großvater, der kein großes Interesse mehr am Polit-Geschäft hatte. Er liebte das Schreiben. Er war stolz darauf, dass er all seine Reden selbst schrieb. Ich denke, dass Saddam zum Ende seines Lebens lieber ein Intellektueller sein wollte“, meint Nixon.

Gemeinsam gegen den Terror?

Auch hätte Saddam Hussein nicht verstanden, warum die USA ihn für die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon verantwortlich machten, da die Iraker auch gegen Terroristen kämpften. „Saddam hatte gehofft, 9/11 würde den Irak und die USA einander näherbringen – angesichts eines gemeinsamen Feindes, des Terrors“, so Nixon.

Saddam Hussein hat keine Kurden vergast

Nixon war vor dem Irak-Krieg der festen Überzeugung gewesen, dass der Krieg wegen der Massenvernichtungswaffen stattfände, die im Irak entwickelt worden seien. Doch Saddam Hussein bestritt ihre Existenz. Von dieser Antwort überrascht, wollte Nixon Husseins Schilderungen zuerst nicht glauben.

„Er sagte, dass es keine [Massenvernichtungswaffen] gebe und auch seit längerer Zeit keine Programme existierten, um Atomwaffen zu entwickeln. Er machte es einem aber schwer, ihm zu glauben, weil er ein sehr misstrauischer Mensch war. […] Deshalb hatte ich immer das Gefühl, er würde mich anlügen. Erst als ich zurück im CIA-Hauptquartier war und mir meine Aufzeichnungen und andere Unterlagen anschaute, wurde mir klar, dass er doch die Wahrheit gesagt hatte“, so Nixon.

In diesem Zusammenhang fragte der Ex-CIA-Analyst auch nach dem Giftgasanschlag auf die irakischen Kurden im Jahr 1988, der fast am Ende des 1. Golfkriegs erfolgt war. Bei dem Anschlag starben zwischen 3.200 und 5.000 Menschen.

Saddams Antwort zählt für Nixon zu den „interessantesten Erkenntnissen“, die seine Befragung zu bieten hatte. Denn nicht Saddam soll den Befehl für den Giftschlaganschlag erteilt haben, sondern ein irakischer General, der eigenständig gehandelt haben soll, so Nixon.

„Als Saddam im Nachhinein davon erfuhr, war er sehr enttäuscht – nicht wegen der Opfer, sondern weil dies auf dem Gebiet der Kurden geschehen war, die Verbindungen zum Iran hatten. Saddam fürchtete, dass die Iraner die Tat instrumentalisieren würden, um den Irak vor den internationalen Medien bloßzustellen“, erklärte der Ex-CIA-Analyst.

CIA berichtet das, was das Weiße Haus hören möchte

Interessanterweise wollte niemand über die Erkenntnisse reden, die Nixon während seiner Befragung gewonnen hatte. „Es war wirklich ein eigenartiges Gefühl, vor dieser Masse an Fehlern zu stehen und mit einem solchen Misserfolg klarzukommen. Und noch viel eigenartiger war, dass niemand mit uns über unsere Erkenntnisse sprechen wollte“, so Nixon.

Er kam zu dem Schluss, dass das Ergebnis der Saddam-Befragung nicht das gewünschte Bild vom „verrückten Diktator“ lieferte. Die CIA sollte nämlich nur solche Informationen liefern, die von ihr erwartet wurden. Die CIA-Führung hätte nur aus „Jasagern“ bestanden, die darum bemüht waren, dem Weißen Haus gefällig zu sein, meint Nixon laut der „New York Times“.

„In den Jahren unter Clinton, Bush und Obama lernte ich, dass das Arbeitsprinzip in Wirklichkeit lautete: Mache alles so, wie es erwartet wird“, erklärt Nixon.

Es ginge der CIA nicht um reale Informationen, sondern darum, „möglichst nahe an der Macht zu sein und das enorme Budget zu rechtfertigen. Das war der eigentliche Antrieb des Geheimdienstes“, lässt der Ex-CIA-Analyst wissen.

Experten werden nicht mehr wertgeschätzt, ihnen werde sogar misstraut, so Nixon in seinem Buch. Auf diese Weise lasse die Qualität des Geheimdienstes nach. Es sei so, als ob die Analysten-Abteilung von einer Kollege-Fakultät in einen Kabel-Nachrichtensender umgewandelt wurde, beklagt Nixon die neuen Verhältnisse in der CIA laut „New York Times“.

CIA-Desinformationen für Aufstieg des IS verantwortlich

Wegen der Desinformation, die von der CIA betrieben wurde, sei Irak in ein Chaos gestürzt worden, was den Aufstieg der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) begünstigt hätte. Die US-Geheimdienste sollten aus diesen Fehlern lernen und alles so darlegen, wie es ist.

„Für die Geheimdienste heißt diese Lektion, das Richtige zu tun und nicht unbedingt das, was das Weiße Haus für richtig hält. Sie müssen ihre Erkenntnisse vorlegen, wie sie sind, ohne sich für eine bestimmte Politik einspannen zu lassen“, resümiert der Ex-CIA-Offizier.

John Nixon bei Markus Lanz

Am 28. Juni war John Nixon zu Gast bei Markus Lanz. Dort sprach er über seine intensive Begegnung mit Saddam Hussein und auch darüber, dass die CIA für jeden Staatschef der Welt Experten habe, so auch für Angela Merkel.

https://youtu.be/n_B1SdmX84U?t=44m16s



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