Das Internet kann nicht wirklich blockiert werden

Enttäuscht werden Ausländer schnell in China, wenn sie Webseiten besuchen möchten, die sie normalerweise gerne aufrufen. „Diese Seite kann nicht angezeigt werden“, immer dasselbe Ergebnis erscheint auf dem Bildschirm, egal ob man www.amnesty.de oder www.epochtimes.de eingibt.
Titelbild
Keine Kette und keine Mauer hält ewig. Tiananmen, der Platz des Himmlischen Friedens, in Peking. (China Photos/Getty Images)
Von 19. August 2008

Während sich nun die 25.000 akkreditierten ausländischen Journalisten im Pressezentrum zu Recht darüber empörten, ist diese Situation für die mehr als 137 Millionen chinesischen Internetbenutzer schon immer das tägliche harte Brot. Der weltweit beispiellose mächtige ‚Great Firewall’ Chinas blockiert mindestens 50.000 Internetseiten und überwacht, was immer man im Internet tut.

Stolz sind die Chinesen immer noch auf den ‚Great Wall’ – Chinas Große Mauer, die das Land gegen Angriffe aus der Außenwelt schützen sollte. ‚The Great Firewall’ richtet sich jedoch nach innen, gegen das eigene Volk. Das Volk muss kontrolliert, überwacht und am Kontakt mit der Außenwelt gehindert werden. Die freien Informationen im Internet sind viel zu gefährlich für die Machthaber, denn irgendwann kann das getäuschte Volk die Lügen und Betrügereien des Regimes erkennen. Das bedeutet für sie dann nicht nur Machtverlust, sondern auch, vom Volk vor Gericht gestellt zu werden.

Die ausländischen Journalisten protestieren jetzt gegen die Beschränkungen durch Chinas Regime, doch will Peking auf keinen Fall die Zügel ganz locker lassen. Das IOC zeigt sich gegenüber der kommunistischen Macht völlig ohnmächtig und schließt nur Kompromisse, wenn überhaupt etwas zur Sprache kommt. Die ausländischen Journalisten müssen jetzt auch hartes Brot kauen.

Aber wie mächtig Chinas ‚Great Firewall’ auch sein mag, der Spruch aus den alten Zeiten Chinas gilt noch: „Während der Dämon um einen Fuß steigt, steigt der Dao um zehn Fuß“. Dem ‚Goldenen Schild’, so nennt das kommunistische Regime den großen Firewall, wurden schon im Jahr 2002 durch scharfe Schwerter einige Risse zugefügt. Mindestens eine Million chinesische Internetbenutzer gehen zur Zeit durch diesen Riss in der dicken Mauer hindurch in die freie Cyber-Welt.

FreeGate – Bombe gegen das Regime

„Ich fühle mich so frei wie in den USA.“ Ganz aufgeregt und begeistert war der Publizistik-Professor Jiao Guobiao, der wegen seiner scharfen Kritik am Propagandaministerium der Kommunistischen Partei berühmt wurde, als er im Jahr 2005 alle zensierten Seiten auch in Peking leicht öffnen konnte. Das Programm, das ihm geholfen hatte, hieß ‚FreeGate’. Aus Amerika hat er es im Jahr 2005 nach China mitgebracht. Jiao bezeichnete es als eine Bombe gegen das Regime.

Seither versucht Jiao allen Freunden und Bekannten diese Bombe weiter zu geben, auch den ausländischen Journalisten, die ihn interviewen. Jiao testete vor ein paar Tagen in Peking mit ‚FreeGate’ die Seite unserer Zeitung www.epochtimes.de und machte einen Screenshot für uns. Die Seite zeigte sich genau wie in Deutschland. Jiao bedauert sehr, dass er mindesten drei Jahre zu spät ‚FreeGate’ kennengelernt hat. Im März 2002 wurde das Gate schon geboren. Bier Xia, der chinesische Computer-Ingenieur in den USA und Erfinder von FreeGate erzählte Epoch Times seine Geschichte.

Die Taube von FreeGate öffnete die Internetwelt zur Epoch Times auch in Peking am 14. August 2008. (ETD)
Die Taube von FreeGate öffnete die Internetwelt zur Epoch Times auch in Peking am 14. August 2008. (ETD)

Mandat des Himmels

Xia will die Geburt des ‚FreeGate’ als nicht besonders schwer bezeichnen. Ein kleiner Gedanke und sein Ehrgeiz haben ihn im Jahr 2001 angetrieben, das Projekt zu starten. Bald fühlte er sich erfolgreich, weil das von ihm entwickelte Programm schnell die dicke Mauer der Zensur durchbrochen hatte. Alles lief viel einfacher als er es sich vorgestellt hatte. Doch konnte der Ehrgeiz keine dauerhafte Antriebskraft sein. Xia spürte, wie der innere Druck immer größer wurde, je mehr er daran festhielt, dass ‚seine’ Technik die Blockade durchbrechen konnte.

Er fing an nachzudenken, welchen Platz sein Projekt in der Gesellschaft hat. Xia verstand damals, dass sein Projekt ein kleiner Teil der aufrichtigen Kräfte gegen die Diktatur ist. Es gehört zu den Strömungen, die die chinesische Gesellschaft in die richtige Richtung vorantreiben. Nachdem er den Gedanken ‚wir machen das’ und ‚unser Programm’ loslassen konnte, blieb er immer in einem stabilen Gemütszustand, egal was mit der Software passierte. „Der Weg ging in ständigem Auf und Ab, jetzt geht der Weg immer breiter und ich laufe immer leichter“, sagt Xia mit voller Überzeugung.

‚FreeGate’ ist bereits eine der Hauptmethoden in der Welt, die Internetblockade zu durchbrechen. „Das Internet ist nicht wirklich zu blockieren, das ist das Mandat des Himmels. Wir sind nur dem Himmel gefolgt und haben unsere kleine Anstrengung beigetragen“, lächelt Xia.

„Wir müssen nur jedes Mal die Schlinge ein bisschen fester zuziehen“

Das Zeitalter des Internets sei das des offenen und freien Austauschs von Informationen. Xia erklärt weiter, wie das Internet funktioniert. „Das Internet bedarf starker Bewegung für seine Lebensfähigkeit. Das heißt, wenn der Strom in einem Ort ausfällt, kann das Internet in allen anderen Bereichen der Welt weiter laufen. Aber wenn man versucht, dem Informations-Netzwerk eine Blockade zuzufügen, wird tatsächlich die Struktur des Internets verändert, damit wird die freie Übertragung der Daten behindert. Wenn die Blockade in China einen bestimmten Grad erreicht, wird die Stabilität des Internets in China unvermeidlich bedroht werden und der ‚Goldene Schild’ des chinesischen Regimes kann dann Chinas ganzes Internet lahm legen.“

„Zurzeit hat sich die Technik für das Umgehen der Internetblockade so weit entwickelt, dass sich die Daten, die blockiert werden, mit anderen Daten im Internet vermischen. Die Blockade wird immer schwieriger. Die eigenen Informationen der Kommunistischen Partei werden dann auch blockiert“, so beurteilt Xia das Schicksal des ‚Great Firewall’.

Der Himmel habe das Internet, ein außergewöhnliches Ding, erschaffen; das sei wie eine Schlinge um den Hals der Kommunistischen Partei. „Wir müssen jedes Mal nur die Schlinge ein bisschen mehr zuziehen“, Xia und sein kleines Team sind voller Hoffnung.

www.internetfreedom.org/FreeGate



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