Dauereinsatz in der Ost-Ukraine verlangt westlichem Kriegsgerät viel ab
In den Wäldern und auf den Feldern nahe Bachmut rücken von schwerer Artillerie unterstützte ukrainische Infanteriebrigaden in diesen Tagen langsam vor. Die 43. Artilleriebrigade der ukrainischen Armee ist mit deutschen Panzerhaubitzen 2000 ausgerüstet.
Die Geschütze, die von den deutschen Rüstungskonzernen Krauss-Maffei Wegmann und dem Rheinmetall-Konzern gebaut werden, feuern auf große Distanz präziser als das Kriegsgerät aus Sowjetzeiten, das die Ukraine zuvor eingesetzt hatte.
Stärker im Einsatz als vorgesehen
Insgesamt hat die Ukraine von westlichen Verbündeten bislang weniger als 30 Panzerhaubitzen 2000 (Pzh2000) erhalten, und diese werden von den ukrainischen Kanonieren deutlich stärker strapaziert als von den deutschen Ingenieuren vorgesehen.
Ein nahe Bachmut stationierte Team um einen jungen Offizier mit dem Kampfnamen „Prawda“ hat bereits eine Panzerhaubitze 2000 zur Reparatur hinter die Front geschickt. Eine zweite wird durch harte Arbeit seiner Mechaniker einsatzfähig gehalten.
An jenem Geschützturm sind zahlreiche kleine Einschläge von den Splittern einer russischen Granate zu sehen, die in den Bäumen oberhalb der Panzerhaubitze explodiert ist. Das komplexe automatische Ladesystem muss ständig gewartet werden. „Prawdas“ Einheit bekrittelt ihr Gerät – die Panzerhaubitze 2000 sei für deutsche Straßen entworfen, nicht für die sumpfigen ukrainischen Wälder, lästern die Soldaten, von denen mehrere zum Training in Deutschland waren.
Die Einheit ist seit mehr als einem Jahr im Kampfeinsatz, in dieser Zeit hatten die Soldaten jeweils nur zehn Tage Urlaub. „Je schneller das alles vorbei ist, desto eher können wir nach Hause. Wir werden die Besatzer rausschmeißen und nach Hause gehen, was bleibt uns anderes übrig?“ sagt „Prawda“. „Ich möchte endlich wieder auf geteerten Straßen laufen – wahrscheinlich hab ich schon verlernt, wie das geht“, scherzt der Offizier.
Nicht immer ist den Soldaten das Ziel bekannt
Die 43. Artilleriebrigade hat sich Bunker in den Waldboden gegraben, Erdsoden und Tarnnetze verbergen ihren Standort vor den Kameras russischer Drohnen. Die Koordinaten für ihre Angriffe erhalten die Soldaten vom Kommandostützpunkt.
Dann werfen sie den 1000-PS-Motor der Pzh2000 an und fahren auf eine Wiese, um mit ihren Schüssen nicht ihr Wald-Versteck zu verraten. Das Geschütz wird hochgefahren, und viermal hallt ein lautes Knallen von den umgebenden Hügeln zurück.
Nicht immer weiß die Einheit, auf welches Ziel sie feuert, häufig werden ihr nur Koordinaten per Telefon übermittelt. Manchmal erhalten sie von den militärischen Aufklärungseinheiten aber auch Aufnahmen, die die Folgen ihrer Angriffe zeigen. Auf dem gesplitterten Bildschirm seines Handys zeigt „Prawda“ die Aufnahme einer von Kratern übersäten russischen Gefechtsposition. (afp)
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