Der Papst könnte Viktor Orbán zum Botschafter für den Frieden machen

Es gibt nur wenige Länder auf der Welt, die der Papst zweimal besucht. Ungarn hat diese Ehre. Der Vatikan schätzt Regierungschef Viktor Orbán.
Titelbild
Auf diesem von den Medien des Vatikans veröffentlichten Bild empfängt Papst Franziskus (r.) Ministerpräsident Viktor Orbán während einer Privataudienz im Vatikan am 21. April 2022.Foto: MTI/Vatikan Medien
Von 7. März 2023

Im April will Papst Franziskus erneut Budapest besuchen. Nach Ansicht italienischer Analysten hat dies eine tiefere Botschaft. Mehrere Beobachter sehen die nun angekündigte Reise als einen Versuch des Papstes, Frieden zu schaffen.

In der Tat könnte Orbán ein Friedensgesandter sein, um zwischen Kiew und Moskau zu vermitteln und zumindest eine Art Waffenstillstand zu erreichen, analysiert die italienische Tageszeitung „Il Foglio“. Denn es gebe eine Gemeinsamkeit zwischen der Politik der ungarischen Regierung und der Position des Vatikans: In Bezug auf den Krieg in der Ukraine seien beide für den Frieden und gegen Sanktionen.

Für den Frieden

Die italienische Zeitung führt auf, dass beide eine weitere Bewaffnung im ukrainisch-russischen Krieg strikt ablehnen. Beispielsweise ist es verboten, über ungarisches Territorium Waffen aus anderen Staaten in die Ukraine zu transportieren. Ebenso würden Sanktionen gegen Russland abgelehnt, da diese in Wirklichkeit den europäischen Bürgern mehr schaden als Putin.

Der Papst schätzt die Großzügigkeit der ungarischen Regierung gegenüber ukrainischen Flüchtlingen. Orbáns Regierung hat bereits rund 1,5 Millionen ukrainische Flüchtlinge aufgenommen und eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um sie zu unterstützen. Sei es in den Bereichen Bildung, Transport, Gesundheit oder Wohnen.

Matteo Matzuzzi kommt in der „Il Foglio“ zu dem Fazit, dass der ungarische Ministerpräsident der ideale Partner wäre, um Frieden schaffen zu können. „Zum einen, weil er der Politiker ist, der am meisten mit Putin übereinstimmt, und zum anderen, weil er derjenige ist, der die weitere Eskalation des Konflikts am ehesten eindämmen kann.“ Und weiter:

Die angekündigte Reise nach Budapest wird von vielen als ein Versuch des Papstes gesehen, eine Vermittlung zwischen Kiew und Moskau zu ermöglichen oder zumindest eine Art Waffenstillstand zu erreichen.“

Der geplante dreitägige Besuch im April sei ein „echter Vertrauensbeweis“ des Papstes, erklärt Matzuzzi, der italienische Analyst. „Wenn der Heilige Stuhl eine lautstarke Botschaft an die internationalen Regierungen senden will, weiß er, wie er es anstellen muss, damit der Ruf auch gehört wird.“

Papst: „Ihr seid das Volk des Heiligen Martin“

Viktor Orbáns erste Auslandsreise nach seinem Wahlsieg im vergangenen April führte ihn zum Papst. Bei diesem Besuch hatten sie ein 40-minütiges Gespräch. Er erhielt ein päpstliches Geschenk, welches in Beziehung zu Orbáns Verdiensten bei der Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine steht.

Der Papst erklärte dazu: „Ich selbst habe dieses Relief für dich aus der vatikanischen Werkstatt ausgesucht. Es stellt den Heiligen Martin dar, der ein Ungar ist […] Ihr seid das Volk des Heiligen Martin. Und dieser zweigeteilte Mantel, den er sich über die armen Schultern gelegt hat […] ist der Dienst, den ihr für sie tut. Und die Armen sind die halbe Million Flüchtlinge, die ihr jetzt aufnehmt.“

Die berühmteste Darstellung des Heiligen Martin zeigt eine seiner guten Taten: Als junger Mann diente der Heilige Martin als Offizier in der römischen Armee. In Gallien stieß er auf einen nackten und lahmen Bettler, der in der Winterkälte unter dem Schnee lag. Er hatte Mitleid mit dem Unglücklichen und zerschnitt seinen Mantel in zwei Hälften und bedeckte ihn damit. Daraufhin erschien ihm Christus im Traum und trug den halben Mantel, der über die Schultern des Bettlers gelegt war. Christus sagte: „Siehe, das ist das Stück des Mantels, mit dem Martin mich bekleidet hat“. Als der Heilige Martin das sah, wurde er noch großzügiger.

Zur Beziehung zwischen dem Papst und Ungarn gibt es auch Gegenstimmen und Kritiker. Der ungarische Religionsphilosoph und Universitätsprofessor György Gábor äußerte zum Beispiel seine Kritik auf dem Portal „Hírklikk“. Seiner Meinung nach benutzt Viktor Orbán das Christentum als politisches Druckmittel. „Er hat das vom ersten Moment an getan und gesagt, dass wir die größten Verteidiger des Christentums sind. Das ist alles ein politisches Kommunikationsmittel, aber mehr auch nicht.“

György Gábor fügte hinzu, dass die Naivität des Papstes für ihn unverständlich sei. Er betonte, dass er es für gefährlich hält, dass das Kirchenoberhaupt Flüchtlinge in Ungarn treffen wird. All dies hat eine starke politische Botschaft, und „es sollte nicht sein“.

Das kommende Treffen ist das Vierte zwischen Orbán und einem Papst binnen zehn Jahren.



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