Deutsche Expertin empfiehlt bei Notre-Dame Dachstuhl aus Stahl – Franzosen wollen eine Holzkonstruktion

Französische Experten wollen für Notre-Dame wieder einen Dachstuhl aus Holz. Die Koordinatorin der deutschen Hilfe, Barbara Schock-Werner, tendiert dagegen zu einer moderneren Lösung. Die ehemalige Kölner Dombaumeisterin empfiehlt Stahl - und sogar Beton.
Titelbild
Ein Baukran steht neben der Pariser Kathedrale Notre-Dame. Das Feuer vom 15. April hat die Kathedrale stark zerstört.Foto: Marcel Kusch/dpa
Epoch Times19. Mai 2019

Beim Wiederaufbau der Notre-Dame plädiere sie für einen Dachstuhl aus Stahl, meinte die Koordinatorin für deutsche Hilfe beim Wiederaufbau, Barbara Schock-Wernerl. „Ich tendiere zu einem Stahldachstuhl – aus Sicherheitsgründen“, sagte die ehemalige Kölner Dombaumeisterin der Deutschen Presse-Agentur.

In Frankreich denke man aber anders darüber: „Ich weiß, dass die Architekten an der Spitze in Notre-Dame wieder einen hölzernen Dachstuhl möchten.“ Die Diskussion sei aber noch nicht zu Ende. Die Pariser Kathedrale war am 15. April durch einen Brand stark beschädigt worden.

Auch aus Gewichtsgründen sprächen sich französische Architekten für einen Dachstuhl aus Holz aus, sagte Schock-Werner. Dachstühle aus Stahl seien viel leichter, weil sie mit weniger Material auskämen. Das könne zu Schäden im Mauerwerk führen.

„Da müsste man ein zusätzliches Gewicht einführen, das auf die Mauerkonstruktion ausgerichtet ist“, sagte die Architektin und Kunsthistorikerin. Dies könne zum Beispiel eine Betondecke sein, so wie sie im Wiener Stephansdom nach dem Zweiten Weltkrieg eingezogen worden sei.

Wenn man sich für einen hölzernen Dachstuhl entscheide, könne man den Dachreiter oder Vierungsturm des Architekten Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc aus dem 19. Jahrhundert rekonstruieren. Er war am 15. April rasend schnell abgebrannt.

Bei einem stählernen Dachstuhl gehe das nicht, sagte die 71-Jährige. Da müsse man einen neuen Entwurf wählen. „Dabei muss man sehr vorsichtig sein, um nicht zu sehr dem Zeitgeschmack zu verfallen. Was jetzt ganz schick ist, davon sagen vielleicht in 20 Jahren alle: ‚Um Gotteswillen, wie konnte man denn?’“

So gelte der Dachreiter des Kölner Doms, der nach den Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs geschaffen worden sei, heute als „scheußlich“.

Die zeitlichen Dimensionen des Wiederaufbaus ließen sich auch einen Monat nach dem Brand noch nicht abschätzen. Möglicherweise werde erst einmal eine Zwischendecke in der Kirche eingezogen, „und notfalls kann man in fünf Jahren unter der Zwischendecke Gottesdienst feiern.“

Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte gesagt, dass die Kirche in fünf Jahren wieder aufgebaut werde. Schock-Werner betonte, man müsse die französischen Experten jetzt erst einmal in Ruhe an der Schadensdokumentation arbeiten lassen. Das geschehe aber auch: „Es passiert Gott sei Dank nichts im Hauruck-Verfahren.“ (dpa)



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