„Deutschland ist konservativ und kalt – aber der Zug hat sich bewegt“

Wolodymyr Selenskyj (M), Präsident der Ukraine, begutachtet den Schauplatz eines Gefechts in Butscha.
Wolodymyr Selenskyj (M), Präsident der Ukraine, begutachtet den Schauplatz eines Gefechts in Butscha.Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa
Epoch Times9. April 2022

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erneut mehr Unterstützung aus Deutschland und einen härteren Kurs der Bundesregierung gegenüber Russland gefordert. Im Interview mit dem Sender Bild Live lobte Selenskyj am Freitag das Kohle-Embargo im neuen EU-Sanktionspaket gegen Russland und verlangte zugleich weitergehende Maßnahmen. Einige Länder, darunter Deutschland, seien aber „gegen ein Öl- und Gas-Embargo“, kritisierte Selenskyj.

Der ukrainische Staatschef mahnte erneut mehr Unterstützung an. „Deutschland hat uns nicht mit Waffen unterstützt. Deutschland hat offen darüber gesprochen, dass wir kein Mitglied der Nato sein werden. Aber wenn wir ehrlich bleiben: Die Rhetorik von Deutschland hat sich verändert. Deutschland ist konservativ und kalt – aber der Zug hat sich bewegt“, sagte Selenskyj.

Die Menschen in Deutschland seien aber „absolut nicht kalt“, betonte der ukrainische Präsident. Er habe die großen Demonstrationen für die Ukraine gesehen. „Da war viel Unterstützung. Dort habe ich das Gesicht der Deutschen gesehen“, sagte Selenskyj.

Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wird in der Europäischen Union intensiv über den Stopp von Energielieferungen aus Russland debattiert. Am Freitag trat das fünfte große Sanktionspaket der EU gegen Russland in Kraft, das unter anderem ein Embargo für russische Kohle enthält. Das von der Ukraine sowie dem EU-Parlament geforderte Gas-Embargo wird insbesondere von Deutschland und Österreich abgelehnt.

Selenskyj äußerte sich im Sender Bild Live auch zu dem Raketenangriff auf einen Bahnhof voller Flüchtlinge in Kramatorsk, bei dem am Freitag mindestens 50 Menschen getötet wurden. „Ich fühle Hass gegenüber Russland, gegenüber russischen Soldaten“, sagte er. „Wenn ich diese Bilder vor meinen Augen sehe: ermordete Kinder ohne Beine, ohne Arme. Es ist ein Groll, es ist fürchterlich.“ (afp/red)



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