Syrische Regierungstruppen wollen Aleppo zurückerobern – Zehntausende fliehen

Regierungstruppen in Nordsyrien erobern ihre Städte zurück. Während Assad den Westen Aleppos kontrolliert, beherrschen Rebellengruppen den Osten und den Süden des Stadtgebietes. Mit der Offensive der Regierungseinheiten läuft das letzte große Stadtzentrum in Rebellenhand Gefahr, eingekesselt zu werden. Zehntausende sind auf der Flucht.
Titelbild
Eine syrische Kurdin an einem Grenzübergang zwischen Syrien und der TürkeiFoto: BULENT KILIC / AFP / Getty Images
Epoch Times8. Februar 2016

Syrische Regierungstruppen rückten in der Region am Freitag mit Hilfe russischer Luftschläge weiter vor: Zusammen mit verbündeten Kämpfern der Schiitenmiliz Hisbollah und iranischen Einheiten eroberten sie die Stadt Ratjan – insgesamt wurden auf beiden Seiten mehr als 120 Menschen getötet, berichtet dpa.

Die Truppen von Syriens Machthaber Baschar al-Assad hatten zuletzt die wichtigste Nachschubroute der Rebellen aus der Türkei gekappt und auch den Belagerungsring um zwei Dörfer der Regimeanhänger nach drei Jahren durchbrochen.

Während die syrische Regierung den Westen Aleppos kontrolliert, beherrschen Rebellengruppen den Osten und den Süden des Stadtgebietes. Mit der Offensive der Regierungseinheiten läuft das letzte große Stadtzentrum in Rebellenhand Gefahr, eingekesselt zu werden.

Die Rolle der Türkei 

Die türkische Regierung meint, es könnte bis zu 70 000 Flüchtlinge aus der Region um Aleppo geben. Das Land hat mit 2,5 Millionen Menschen die meisten Menschen aus dem Bürgerkriegsland aufgenommen.

„Wir werden unsere Politik der offenen Tür fortsetzen“, hatte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Donnerstag in London bei der Syrien-Geberkonferenz gesagt.

Nach einem Bericht der regierungsnahen türkischen Zeitung „Yeni Safak“ würden Versorgungsgüter, unter anderem Zelte und Nahrung, aus der Türkei über die Grenze gebracht. Regierungskritiker vermuten jedoch, dass die Hilfslieferungen teils getarnte Waffenlieferungen an den Islamischen Staat seien. Die Türkei steht schon länger im Verdacht, den IS in Syrien zu unterstützen, wodurch sich der Konflikt auch zuspitzt. 

Etwa 40 000 Flüchtlinge waren am Freitag nach Schätzungen von Menschenrechtlern auf dem Weg zur türkischen Grenze oder warteten dort auf Einlass. Mindestens 10 000 Menschen waren Hilfsorganisationen zufolge in der Nähe der geschlossenen Grenzübergänge.

dpa meldet 19 Uhr: Grenzübergänge sind geschlossen

UN-Angaben zufolge haben sich nun bis zu 30 000 syrische Flüchtlinge nahe der Grenze zur Türkei versammelt.

Allein am geschlossenen Grenzübergang Bab al Salam warteten derzeit bis zu 20 000 Menschen auf Einlass in das Land, wie das UN-Büro für Nothilfekoordinierung mitteilte.

Zusätzlich harrten zwischen 5000 und 10 000 Vertriebene in der Grenzstadt Asas aus. In die syrische Stadt Afrin etwas weiter im Landesinnern hätten sich weitere etwa 10 000 Menschen geflüchtet.

Syrische Regierung verurteilt? Russland heizt den Konflikt an?

Die Bundesregierung appellierte an Russland, seiner Verantwortung für die Lösung des Syrien-Konflikts gerecht zu werden. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Regierungen, die für die Angriffe auf Aleppo verantwortlich seien, „die scheinen ein Scheitern der Bemühungen um eine politische Lösung in Kauf zu nehmen“.

Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warf Russland vor, den Konflikt mit seinen Bombardements gegen Rebellen anzuheizen.

Moskau wies die Schuldzuweisungen zurück. Russland setze sich für eine friedliche Lösung des Konflikts ein, unterstütze die syrische Regierung aber im Kampf gegen den Terrorismus, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Die russische Luftwaffe unterstützt seit Ende September eine Offensive der syrischen Regierungstruppen mit Raketen- und Bombenangriffen.

Syrien Verhandlungsrunde in München

Einen Tag vor dem Start der Münchner Sicherheitskonferenz sollen die Friedensgespräche – über deren Stocken UN-Sondervermittler Staffan de Mistura den Sicherheitsrat am Freitag informierte – wieder in Gang gebracht werden.

In der bayerischen Landeshauptstadt ist eine Syrien-Verhandlungsrunde im sogenannten „Wiener Format“ mit Vertretern aus fast 20 Staaten geplant.

Das Auswärtige Amt geht davon aus, dass auch die Außenminister Saudi-Arabiens und des Irans teilnehmen werden. Es wäre die erste Begegnung von Regierungsvertretern der beiden Rivalen seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen Anfang Januar. (so/dpa)



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