DIW: Jetzt keine Deals mit Großbritannien

„Ich glaube nicht, dass es im Interesse der Europäer ist, den Briten einen guten Deal zu geben“, sagte der Präsident des Instituts, Marcel Fratzscher, der dpa.
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DIW-Chef Marcel Fratzscher.Foto: Daniel Naupold/dpa
Epoch Times25. Juni 2016
Nach dem Nein der Briten zur EU spricht sich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung für einen klaren Schnitt aus. „Ich glaube nicht, dass es im Interesse der Europäer ist, den Briten einen guten Deal zu geben“, sagte der Präsident des Instituts, Marcel Fratzscher, der dpa.

„Brexit heißt: Ihr seid raus.“ Jegliches Entgegenkommen würde Nachahmererffekte provozieren, warnte Fratzscher. Er forderte, die Europäische Union nun zu vertiefen.

Neben einer Vollendung der Bankenunion, der Direktwahl der EU-Kommission oder ihres Präsidenten und einer eigenen Parlamentskammer für die Eurozone erneuerte Fratzscher seine Forderung eines europäischen Finanzministers. Dieser müsse in nationale Haushalte eingreifen dürfen, wenn ein Land die europäischen Verschuldungsgrenzen überschreiten.

„Aber wir müssen auch das Bankensystem grundlegend aufräumen“, sagte der Ökonom. „Dort liegt die größte Verwundbarkeit der Euro-Zone“, viele Institute schleppten noch faule Kredite mit sich herum. Fratzscher schlug zudem eine EU-weite Arbeitslosenversicherung vor. „Europa fehlt die Identität“, sagte er zur Begründung. „Damit würden die Leute sehen: Ich habe auch etwas von der EU.“

Der Reformdruck sei groß, andernfalls könne es in Ländern wie Italien, Frankreich und den Niederlanden ähnliche Bewegungen wie in Großbritannien geben. „Ich befürchte, dass Italien der nächste Dominostein ist, der fällt.“ Die Regierung in Rom unternehme zu wenig gegen die vielen faulen Kredite der italienischen Banken, die Wirtschaftsleistung sei schwach, die Staatsschulden seien riesig.

Die Briten hatten sich am Donnerstag in einem Referendum mehrheitlich für eine Austritt ihres Landes ausgesprochen. Für diesen Fall hatte Fratzscher zuvor vor Rezessionsgefahren gewarnt. „Es gibt nur Verlierer durch einen Brexit“, bekräftigte er danach. „Auch Deutschland wird einen hohen Preis dafür zahlen.“ Das Wachstum werde sich abschwächen.

(dpa)


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