Ehemaliger Enthüllungsjournalist: Peking reagiert wie „Wuhan Anfang 2020“

Die Zahl der Todesfälle durch COVID-19 in China steigt rasant. Das bezeugt eine Vielzahl inoffizieller Quellen. Das Regime schweigt und vertuscht. Der Dissident Zhao Lanjian fühlt sich, als hätte die Kommunistische Partei Chinas (KPC) die Uhr auf „Wuhan Anfang 2020“ zurückgedreht.
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Provisorisches Krankenhaus mit leicht erkrankten COVID-19-Patienten in Wuhan, Hubei, Februar 2020.Foto: STR / AFP / China OUT via Getty Images
Von 1. Januar 2023


Online-Posts zeigen, dass Chinas Großstädte nach dem plötzlichen Ende der strengen chinesischen COVID-19-Maßnahmen schwer von dem jüngsten Pandemieausbruch betroffen sind. Die Krankenhäuser sind überfüllt. In den Leichenhallen stapeln sich die Toten. Lange Schlangen von Leichenwagen warten vor den Krematorien.

„Nach drei Jahren strikter Null-COVID-Politik hat die KPC das ganze Land in ein Wuhan Anfang 2020 verwandelt“, sagte Zhao Lanjian, ein in den USA lebender chinesischer Dissident und ehemaliger Enthüllungsjournalist, am 26. Dezember gegenüber der chinesischen Ausgabe der Epoch Times.

Vor fast drei Jahren brach die Pandemie erstmals in Wuhan, der Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Hubei, aus.

Chinas Reaktion auf das sich rasch ausbreitende Virus war uneinheitlich, und es war unmöglich, genaue Informationen über das Ausmaß der Krise zu erhalten.

Kurz nach Ausbruch der Pandemie Ende 2019 hatten sich die Behörden geweigert, ein großes Bankett für über 40.000 Familien zur Feier des chinesischen Neujahrs abzusagen. Als die Stadt am 23. Januar 2020 abgeriegelt wurde, hatten laut dem damaligen Bürgermeister von Wuhan mehr als 5 Millionen Menschen die 11-Millionen-Einwohner-Stadt verlassen, ohne sich auf das Virus untersuchen zu lassen.

Erschwerend kam hinzu, dass das kommunistische Regime zwar den Inlandsreiseverkehr verbot, den internationalen Reiseverkehr aber nicht. So konnte sich das Virus von China ungehindert in den Rest der Welt ausbreiten.

Mangel an Transparenz

Zhao prangert die KP Chinas wegen ihrer Zensur an. „Ein Pekinger Bestattungsinstitut hat eine Mitteilung herausgegeben, die es seinen Mitarbeitern verbietet, Informationen über Einäscherungen weiterzugeben. Diese Informationskontrolle ist noch schrecklicher als die Pandemie selbst“, sagte Zhao.

Die von Zhao erwähnte Mitteilung wurde Berichten zufolge vom Beijing Dongjiao Funeral Parlor veröffentlicht und im Internet verbreitet. Darin wird den Mitarbeitern untersagt, Informationen über Einäscherungen weiterzugeben.

Überfüllte Beerdigungsinstitute in ganz China

Die Bestattungsunternehmen Chinas machen Überstunden. Viele Online-Videoclips zeigen lange Schlangen vor Krematorien in Chinas nordöstlicher Provinz Liaoning und in Großstädten wie Peking, Shanghai, Tianjin und Guangzhou. Netizens haben Videoaufnahmen gepostet, die zeigen, wie in der südwestlichen Provinz Sichuan Container für die Lagerung von Leichen verwendet werden und wie in der nordöstlichen Provinz Liaoning Parkplätze für die Lagerung von Leichen genutzt werden.

In der Stadt Tangshan in der zentralchinesischen Provinz Hebei stürzte ein Krematorium ein, nachdem der Ofen alle 20 Minuten eine Leiche verbrannt hatte, wie ein Videoclip im Internet zeigt.

Überarbeiteter Maßstab für COVID-19-Meldungen

Die chinesischen Internetnutzer glauben den offiziellen Zahlen nicht. Sie gehen zunehmend online, um die Art und Weise aufzudecken, wie das Regime die COVID-19-Todesfälle erfasst.

Ein Internetnutzer hat einen Hinweis gepostet, der von den Familien der Verstorbenen verlangt, die Todesursache als nicht coronabedingt anzugeben. Personen, die eine Sterbeurkunde beantragen, müssen eine Erklärung unterschreiben, in der sie garantieren, dass der Tote nicht an COVID verstorben ist.

Der wütende Internetnutzer schimpfte: „[Die KPC] wendet solche schmutzigen Tricks an, um die Sterblichkeitsrate von COVID zu kontrollieren!“ Die Epoch Times war nicht in der Lage, die Authentizität des Beitrags unabhängig zu überprüfen.

Krematorien in ganz China überlastet

Am 27. Dezember befragte die Epoch Times mehrere Krematorien in verschiedenen Provinzen Chinas und erfuhr von allen die gleiche Geschichte: Sie sind überlastet.

Ein Mitarbeiter des Hankou Bestattungsinstituts in Wuhan, Zentralchina, antwortete, dass die Belegschaft unter großem Druck stehe. „Wir arbeiten 24 Stunden am Tag und es gehen so viele Anrufe ein, dass die Kunden die meiste Zeit nicht durchkommen“, sagte er.

Ihm zufolge dauere es nach der Überführung eines Leichnams ins Krematorium fünf Tage, bis die Angehörigen die Asche abholen können.

Die gleichen Zeiten nennt ein Mitarbeiter des Bestattungsinstituts Dongjiao in Chengdu, Südwestchina. Eine Einäscherung dauere fünf Tage. Zur Anzahl der täglich eingeäscherten Leichen machte er keine Angaben. Er sagte der Epoch Times jedoch, dass die Krematorien jeden Tag von 1 Uhr morgens bis 19 Uhr abends in Betrieb seien.

„Die Arbeitsbelastung in einem hiesigen Krematorium hat sich verzehnfacht“, teilte ein Regierungsmitarbeiter aus Nordostchina der Epoch Times mit. „Normalerweise werden dort täglich 30 bis 40 Leichen eingeäschert, in letzter Zeit sind es 300 bis 400 pro Tag.“ Damit eine zeitnahe Verbrennung gewährleistet sei, müssten oft Leichen an Bestattungsunternehmen in den umliegenden Bezirken weitergeleitet werden. Viele der Verstorbenen seien mittleren Alters.

Besorgnis über internationale Ausbreitung

Li Hengqing, China-Experte am Washingtoner Research Institute for Information and Strategy, äußerte seine Besorgnis über die mögliche Ausbreitung von COVID-19 von China in andere Länder. Mit dem Ende der Null-COVID-Politik öffne China seine Grenzen, erlaube Chinesen Reisen ins Ausland und hebe ab dem 8. Januar alle Quarantänebestimmungen für einreisende internationale Reisende auf.

„Nach Angaben der chinesischen Gesundheitsbehörde CDC gibt es mehr als 100 Untervarianten von Omikron, die für die internationalen Gemeinschaften neu sind“, sagte Li in einem Interview mit der Epoch Times-Schwestergesellschaft NTD am 28. Dezember. „Es besteht die ernste Sorge, dass die Folgen katastrophal sein könnten, wenn sich die neuen Untervarianten in anderen Ländern ausbreiten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir wieder dort landen, wo wir vor drei Jahren waren, als die Pandemie erstmals ausbrach.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „China’s Response to Surging COVID-19 Crisis Echoes Wuhan: Chinese Dissident“ (deutsche Bearbeitung jw)



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