„Eine Einigung für die Welt“: Getreide-Deal für Export aus Ukraine steht

Millionen Tonnen Getreide hängen wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine fest - mit Konsequenzen weltweit. Die UN warnte vor einer Hungersnot. Nun gibt es eine Lösung.
Antonio Guterres (vorne l.) und Recep Tayyip Erdogan (r.) - zwei Vertreter der Delegationen der Ukraine und Russlands reichen sich die Hände.
Antonio Guterres (vorne l.) und Recep Tayyip Erdogan (r.) – zwei Vertreter der Delegationen der Ukraine und Russlands reichen sich die Hände.Foto: Khalil Hamra/AP/dpa
Epoch Times22. Juli 2022

Russland und die Ukraine haben mit den Vereinten Nationen und der Türkei eine Lösung für die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide aus dem Kriegsland Ukraine vereinbart.

Sowohl Russland als auch die Ukraine unterzeichneten in Istanbul getrennt voneinander entsprechende Vereinbarungen. Als Vermittler stellte sich UN-Generalsekretär António Guterres zur Verfügung. Die Ukraine zählte vor dem russischen Angriffskrieg zu den wichtigsten Getreideexporteuren der Welt.

„Leuchtfeuer der Hoffnung“

Guterres hat sich erleichtert über die Vereinbarung gezeigt und diese als „Leuchtfeuer der Hoffnung“ bezeichnet. Das Abkommen „eröffnet den Weg für umfangreiche kommerzielle Lebensmittelexporte aus drei entscheidenden ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer – Odessa, Tschornomorsk und Juschnyj“, sagte er. „Das ist eine Einigung für die Welt“, betonte er. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der ebenfalls bei der Zeremonie anwesend war, nannte den Tag „historisch“.

Die Verschiffung von Getreide und Lebensmittelvorräten auf die Weltmärkte werde dazu beitragen, „die globale Versorgungslücke bei Lebensmitteln zu schließen.“ Zudem könnten so die weltweiten Nahrungsmittelpreise stabilisiert werden. „Es wird den Entwicklungsländern am Rande des Bankrotts und den am meisten gefährdeten Menschen am Rande einer Hungersnot Erleichterung bringen“, so Guterres. Er dankte der Ukraine und Russland und der Türkei für die Vermittlung. Er mahnte zugleich, alle Seiten müssten nun ihren Verpflichtungen nachkommen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach von einem „Schritt in die richtige Richtung“. Zugleich forderte er, das Abkommen schnell umzusetzen. Die EU sei entschlossen, den Export von ukrainischem Getreide zu unterstützen. „Durch Russlands illegale Invasion in die Ukraine sind Millionen von Menschen vom Hunger bedroht.“

Wegen des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland können noch etwa 20 Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine nicht exportiert werden. Die Nahrungsmittel werden jedoch auf dem Weltmarkt – vor allem in Asien und Afrika – dringend benötigt. Die Vereinten Nationen warnten zuletzt schon vor der größten Hungersnot seit Jahrzehnten.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte erst am Dienstag mit seinem türkischen Kollegen Erdogan bei einem Treffen in der iranischen Hauptstadt Teheran über den Konflikt um das Getreide gesprochen.

Humanitärer Korridor zwischen Ukraine und dem Bosporus

Vereinbart wurde nun nach UN-Angaben ein humanitärer Korridor zwischen der Ukraine und dem Bosporus. Dieser befindet sich in der Meerenge zwischen dem Schwarzem Meer und dem Mittelmeer. Demnach wird der Export von einem gemeinsamen Koordinationszentrum mit Vertretern der Vereinten Nationen, Russlands, der Ukraine sowie der Türkei in Istanbul überwacht. Ein ranghoher UN-Funktionär nannte das Zentrum den „Herzschlag der Operation“.

Zudem einigten sich die Parteien den Angaben zufolge darauf, dass Schiffe mit dem Ziel Ukraine zunächst in Istanbul durchsucht werden, um sicherzustellen, dass sie keine Waffen oder Ähnliches geladen haben. Eine weitere Kontrolle solle es dann in der Türkei geben, wenn die Schiffe aus der Ukraine kommend das Schwarze Meer wieder verlassen wollen. Damit solle sichergestellt werden, dass ausschließlich Getreide an Bord ist. Das war eine Bedingung Russlands gewesen.

Schiffe in dem humanitären Korridor und die beteiligten Häfen dürften dabei nicht angegriffen werden. Dieser Punkt wird in New York so interpretiert, dass an diesen strategisch wichtigen Orten – zum Beispiel im Hafen Odessas – faktisch eine Waffenruhe gelten soll. Das Abkommen soll den Angaben zufolge zunächst für vier Monate gelten. Der UN-Funktionär machte aber deutlich, dass eine Verlängerung bis zum Ende des Krieges angestrebt werde. Die Umsetzung des Abkommens – und damit die Ausfuhr von Nahrungsmitteln aus der Ukraine – könnte nach UN-Angaben noch einige Wochen dauern. (dpa/mf)



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