Einstigem Krypto-Wunderkind drohen 100 Jahre Haft
Fast ein Jahr nach dem spektakulären Zusammenbruch der Kryptowährungs-Börse FTX hat der Prozess gegen ihren Mitgründer Sam Bankman-Fried begonnen. US-Ermittler werfen dem 31-Jährigen Betrug vor. Er habe Mittel von Kunden ohne deren Wissen abgezweigt und sich persönlich bereichert, heißt es in der Anklage. Bankman-Fried weist die Vorwürfe zurück.
Der Prozess in New York begann mit der Auswahl der Geschworenen, wie ein Sprecher des Gerichts bestätigte. Die Verhandlung ist auf rund sechs Wochen angesetzt. Es wird erwartet, dass in einem ungewöhnlichen Schritt auch Bankman-Fried selbst aussagen könnte.
Bei einer Verurteilung drohen Bankman-Fried in der Spitze mehr als 100 Jahre Haft. Es gibt insgesamt sieben Anklagepunkte, die von Betrug bis zur Verschwörung mit dem Ziel der Geldwäsche reichen.
Der Vorwurf
FTX war einer der größten Handelsplätze für Kryptowährungen wie Bitcoin. Zugleich gab FTX ein eigenes Kryptogeld mit dem Namen FTT heraus. Nachdem im Herbst vergangenen Jahres Zweifel an der finanziellen Situation der Krypto-Börse aufkamen, begannen Kunden, ihre Guthaben abzuziehen. Doch es war nicht genug Geld da: Bei FTX offenbarte sich ein Milliarden-Loch.
Laut Vorwürfen der Staatsanwaltschaft wurden Kundengelder heimlich an den Hedge-Fonds Alameda Research abgezweigt – und auch dafür genutzt, Bankman-Frieds teuren Lebensstil zu finanzieren. Die FTX-Spitze teilte sich ein Luxus-Penthouse auf den Bahamas. Auch Werbekampagnen mit Prominenten wie Football-Star Tom Brady kosteten viel. Zudem war Bankman-Fried ein großzügiger Spender für die US-Demokraten von Präsident Joe Biden.
Deals mit Ermittlern
Mehrere einstige Weggefährten ließen sich auf eine Kooperation mit den Ermittlern ein und dürften Bankman-Fried belasten. Dieser war nach der Festnahme auf den Bahamas und der Auslieferung an die USA zunächst unter Hausarrest im Haus seiner Eltern an der kalifornischen Stanford-Universität gestellt worden. Doch im August schickte ihn der Richter ins Gefängnis. Bankman-Fried hatte mit der „New York Times“ private Notizen der einstigen Alameda-Chefin Caroline Ellison geteilt, die zeitweise auch seine Freundin gewesen war.
Bankman-Fried wurde im Dezember auf den Bahamas festgenommen. Dort hatte FTX den Hauptsitz. Nach der Festnahme hatte Bankman-Fried zunächst von einem Fehler in der Buchhaltung gesprochen. Den Ermittlern zufolge waren in der Software die Mechanismen ausgehebelt, die normalerweise einen Abfluss der Mittel verhindert hätten. Alameda habe sich beliebig viel ohne Gegenleistung bei FTX holen können. Eine offene Frage ist, ob die Staatsanwälte Bankman-Fried damit direkt in Verbindung bringen können.
Bankman-Fried hatte Alameda Research noch vor FTX gegründet, um aus Kursunterschieden beim Kryptohandel zwischen Asien und den USA Profit zu schlagen. Die Geschäfte liefen zum Schluss nicht gut und die Finanzlöcher mussten der Anklage zufolge mit FTX-Geldern gestopft werden.
Der Aufstieg der Kryptobörse FTX war einst phänomenal. In nicht einmal drei Jahren erreichte das Unternehmen eine Bewertung von 32 Milliarden Dollar und verwahrte Milliardenwerte im Auftrag seiner Kunden. Auch Bankman-Fried hatte dadurch – zumindest auf dem Papier – ein Milliarden-Vermögen. (dpa/dl)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion