Epstein-Skandal holt US Eliteuni ein – Zahlreiche Rücktritte

Nachdem vertuscht wurde, dass Spenden in Millionenhöhe an das Massachusetts Institute of Technology geflossen sind, zieht der Chef der MIT Media Lab Konsequenzen und tritt zurück.
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Das Massachusetts Institute of Technology (MIT).Foto: iStock
Von 9. September 2019

Nachdem bereits zahlreiche Entschuldigungen seitens des MIT (Massachusetts Institute of Technology) für dessen Verstrickungen mit dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein ausgesprochen wurden, tritt nun Joi Ito als Chef des MIT Media Lab zurück.

Laut Recherche des „New Yorker“ organisierte Epstein für das MIT Media Lab Spenden in Höhe von mindestens 7,5 Millionen Dollar. Zwei Millionen kamen von Microsoft-Gründer Bill Gates und 5,5 Millionen Dollar von Kunstsammler Leon Black.

MIT-Präsident Reif hatte in einer Erklärung im August gesagt, die Uni habe von Epstein im Verlauf von 20 Jahren, lediglich Spenden in der Höhe von 800.000 Dollar angenommen.

In einem Reuters-Artikel von 2015 bestritt das MIT noch, Geld von Epstein angenommen zu haben. Epstein selbst behauptete in einer Pressemitteilung vom Juli 2014, dass er „kritische Finanzmittel“ für Wissenschaftler in Harvard und am MIT für Restaurationsarbeiten bereitstellte. In einer Pressemitteilung vom September 2014 sagte der bereits verstorbene US-Milliardär, dass er Geld an das MIT Media Lab spendete, um Kleinkindern Computerprogrammierung beizubringen.

Bedauerlicherweise hat das Labor im Laufe der Jahre durch einige der Stiftungen, die er (Epstein) kontrollierte, Geld erhalten. Ich wusste von diesen Geschenken und diese Gelder wurden mit meiner Erlaubnis erhalten“, schrieb Ito.

„Ich habe ihm auch erlaubt, in mehrere meiner Fonds zu investieren, die in Technologie-Startup-Unternehmen außerhalb des MIT investieren.“

Joi Ito Foto: Phillip Faraone/Getty Images for WIRED25

Bezogen auf Epsteins vermeintliche Verbrechen sagte Ito, er sei „nie beteiligt gewesen, hörte ihn [Epstein] nie darüber reden und habe nie Anzeichen für die schrecklichen Taten gesehen, die ihm vorgeworfen werden“.

Ito, der als Aufsichtsrat in der MacArthur Foundation, der Knight Foundation und der „New York Times“ fungiert hatte, trat von allen seinen Ämtern zurück. Die „New York Times“ hatte als Erste über seinen Rücktritt berichtet.

„Tief Verstörend“

Rafael Reif nannte die im „New Yorker“ erhobenen Vorwürfe „tief verstörend“. Weil diese Vorwürfe „extrem seriös sind, erfordern sie eine sofortige, umfassende und unabhängige Untersuchung“, so Reif in einem internen Schreiben an alle Unimitglieder.

Joi Ito sagte in seiner Entschuldigung, dass er Epstein 2013 – fünf Jahre nachdem sich Epstein als Sexualstraftäter registrieren lassen musste – durch einen Freund getroffen habe. Ito sagte auch, er habe Epstein ins Labor eingeladen und sei in mehrerer seiner Residenzen gewesen.

Co-Gründungsmitglied und vorheriger Direktor des Media Labs Nicholas Negroponte, sagte am 4. September, dass er Ito riet, Epsteins Geld anzunehmen, und dass er dies wieder tun würde.

Negroponte soll laut dem MIT Technology Review bei einem Treffen mit allen Mitarbeitern des Media Lab gesagt haben:

Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich immer noch sagen: Nimm es!“

Der ehemalige Direktor des Media Labs Nicholas Negroponte bei einer Rede New York City. Foto: Thos Robinson/Getty Images for Code-to-Learn Foundation

Seine Kommentare „schockierten viele Menschen im Publikum“, so die Rezension.

Laut dem Review begann eine Frau in der ersten Reihe zu weinen und Kate Darling, eine Forscherin am MIT Media Lab, soll geschrien haben: „Nicholas, halt die Klappe!“

Negroponte antwortete demnach, er habe das Labor gegründet und werde nicht aufhören zu sprechen. Darauf soll Darling gesagt haben: „Wir beseitigen deinen Mist seit den letzten acht Jahren.“

Gezogene Konsequenzen

Zwei Dozenten des Media Lab verließen das Institut im August ebenfalls wegen derer Verbindungen zu Epstein.

Für mich ist die tiefe Einbindung von Epstein in das Leben des Media Lab etwas, das es mir unmöglich macht, meine Arbeit hier fortzusetzen“, so Ethan Zuckerman, ehemaliger Professor und Direktor Zentrum für zivile Medien am MIT.

J. Nathian Matias forscht im Rahmen seiner Arbeit „‚Civil Servant‘ zum Schutz von Frauen und anderen gefährdeten Personen vor Missbrauch und Belästigung im Internet.“

Ich kann [meine Arbeit] nicht mit Integrität von einem Ort aus tun, der die Art von Beziehung hat, die das Medienlabor zu Epstein hatte. So einfach ist das.“

Seth Lloyd, Professor für Maschinenbau und Physik am MIT, schrieb ebenfalls eine Entschuldigung. Er entschuldigte sich dafür, dass Epstein seiner Stiftung Geld zur Unterstützung seiner Forschung zur Verfügung stellte. Lloyd trat nicht zurück.



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