Er berichtete Brisantes über Corona im EU-Parlament. Doch wie vertrauenswürdig ist Dr. David Martin?

Dr. David E. Martin hat im Europaparlament berichtet, dass die Vereinigten Staaten mit dem Virus bereits seit 1965 experimentierten. Es sei eine Biowaffe, die von den Gesundheitsbehörden patentiert wurde. Martins Aussagen sind an Inhalt, Umfang und Brisanz kaum zu toppen. Wer ist der Mann, der diese Informationen verbreitet?
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Dr. David Martin bei seinem Vortrag im Europäischen Parlament am 3. Mai 2023.Foto: ICS 3/EU-Parlament
Von 17. Juni 2023

Corona kam nicht plötzlich, das Virus hat eine lange Geschichte, es begann auf eine andere Weise als die allgemein bekannte Story. So berichtet es Dr. David E. Martin auf dem „International Covid Summit 3“ im Europaparlament in Brüssel. Die Veranstaltung brachte am 2., 3. und 4. Mai 2023 über 30 Ärzte, Wissenschaftler und Parlamentarier zusammen, um über die neuesten Erkenntnisse im Zusammenhang mit COVID zu diskutieren. Organisiert wurde das Treffen von den Fraktionen Identität und Demokratie (ID), Europäische Konservative und Reformer (ECR) und fraktionslosen Mitgliedern (NI – auf Französisch: „Non-Inscrits“).

Am 3. Mai wurden die Diskussionen live aus dem Europaparlament gestreamt. Dort sprach auch Dr. David Martin. Er ist Gründer und Vorsitzender von „M-Cam“, einem international tätigen Analyseunternehmen. Laut Selbstdarstellung sind die Aufgabenbereiche Innovationsfinanzierung, Handel und Finanzierung immaterieller Vermögenswerte. Dazu gehören unter anderem Patente.

Erreger bereits vor 58 Jahren isoliert

In seinem Vortrag führt Martin seine Zuhörer zunächst zurück in das Jahr 1965. „Die meisten von Ihnen wissen nicht, dass das Coronavirus als Modell eines Krankheitserregers 1965 isoliert wurde“, sagt er. Forscher identifizierten das Coronavirus als eines der ersten infektiösen, replizierbaren viralen Modelle, die man kannte, um „eine Reihe anderer Erfahrungen mit dem menschlichen Zustand zu modifizieren“.

Es ist ein isoliertes Virus, das mit einer Erkältung in Verbindung gebracht wird. „Aber was besonders interessant ist, ist der Umstand, dass es sofort als Krankheitserreger identifiziert wurde, der für eine ganze Reihe von Zwecken verwendet und modifiziert werden konnte. Und Sie haben richtig gehört, das war 1965!“ Martin verweist in diesem Zusammenhang auf Material, das diese Vorgänge dokumentiert. „Jede Anmerkung von mir basiert auf veröffentlichtem Material. Diese Folien sind öffentlich zugänglich.“

1967 erster Datenaustausch mit Großbritannien

Bereits 1966 wird ein erstes manipuliertes Coronavirus-Modell in einem transatlantischen biologischen Experiment am Menschen verwendet. „Sie haben das Datum gehört: 1966. Ich hoffe, Sie verstehen, worauf ich hinaus will: Das ist keine Sache, die von heute auf morgen passierte, sondern etwas, das schon ein Jahr bevor ich geboren wurde, da war.“

So gab es bereits damals einen ersten „transatlantischen Coronavirus-Datenaustausch“ zwischen den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich. 1967 gab es dann die ersten Impfversuche an Menschen mit modifizierten Coronaviren. „Ich möchte, dass Sie sich alle darüber im Klaren sind, dass wir das tatsächlich erlaubten – unter Verletzung der Verträge über biologische und chemische Waffen.“ Dazu hätten Gespräche geführt werden müssen. Doch diese Gespräche habe es nie gegeben.

Forscher infizieren Schweine und Hunde mit manipuliertem Virus

In den Jahren 1975 bis 1977 fangen Forscher an herauszufinden, wie man das Coronavirus modifizieren kann und infizierten Tiere wie Schweine und Hunde damit. Es überrascht nicht, sagt Martin, dass sich 1990 herausstellte, dass das Coronavirus als ein infektiöses Agens für diese Tiere problematisch sein kann: Hunde- und Schweinezüchter fanden heraus, dass das Coronavirus Magen-Darm-Probleme verursachte.

Dieses Patent bildet die Grundlage für den ersten Spike-Protein-Impfstoff von Pfizer – eingereicht im Jahr 1990.

Pfizer wusste bereits 1990, dass Impfstoffe nicht funktionieren

Pfizer habe bereits 1990 erkannt, dass die Impfstoffe nicht funktionierten. „Es stellte sich heraus, dass das Coronavirus ein sehr formbares Modell ist, das sich mit der Zeit verändert und mutiert.“ In jeder einzelnen Publikation zwischen 1990 und 2018 sei man zu dem Schluss gekommen, dass das Coronavirus dem Impfstoffimpuls entgehe, weil es sich zu schnell verändere und mutiere, als dass Impfstoffe wirksam sein könnten.

Martin spricht von Tausenden Veröffentlichungen, die belegten, dass die Impfstoffe nicht funktionierten. „Das ist die Wissenschaft, und diese Wissenschaft wurde nie bestritten“, betont er.

Doch dann gibt es 2002 eine „interessante Entwicklung“. Dieses Datum sei „sehr wichtig“, denn 2002 patentierte die Universität von North Carolina Chapel Hill „eine – ich zitiere – infektiöse Replikation, einen defekten Klon des Coronavirus“.

Arbeit an Fauci-Institut als Basis für Patentanmeldung

Martin weiter: „Doch was bedeutet dieser Satz eigentlich? Für diejenigen unter Ihnen, die mit der [wissenschaftlichen, Anm. d. Red] Sprache nicht vertraut sind, möchte ich es erläutern: Es bedeutet, dass es sich um eine Waffe handelt. Etwas, das auf ein Individuum abzielt, aber keine Kollateralschäden bei anderen Individuen verursacht.“

Das sei es, was infektiöse Replikation bedeutet, und dieses Patent wurde im Jahr 2002 angemeldet auf Basis einer Arbeit des „National Institute of Allergy and Infectious Diseases“ (NIAID). Dabei handelt es sich um ein Forschungszentrum, dessen Direktor Anthony Fauci war.

Der Immunologe arbeitet dort seit 1968. 1974 übernahm er die Leitung der Abteilung klinische Physiologie, 1980 das Labor Immunregulation. Von 1984 bis Ende 2022 war der mittlerweile 82-Jährige Direktor der Einrichtung. Sie ist Teil des „National Institute of Health“ (NIH), dem US-Pendant des RKI. Fauci war Berater mehrerer US-Präsidenten für den Bereich „Biogefährdung“. Seine öffentliche Wahrnehmung stieg während der Corona-Pandemie stark an.

SARS – eine Waffe, die Menschen entwickelt haben

Der an der University of North Carolina Chapel Hill patentierten Arbeit ging „mysteriöserweise SARS 1.0 voraus“, so Martin weiter. Ursprung sei nicht etwa ein Markt im chinesischen Wuhan. „Wir haben SARS entwickelt. Es ist kein natürlich vorkommendes Phänomen, das natürlich vorkommende Phänomen heißt Erkältung. Es heißt grippeähnliche Erkrankung, es heißt Gastroenteritis – das ist das natürlich vorkommende Coronavirus.“  SARS sei das Produkt der Forschung, eine Waffe, die Menschen entwickelt haben, um Menschen anzugreifen. 2003 habe dann die amerikanische Gesundheitsbehörde „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC)  „überraschenderweise“ ein Patent auf das Coronavirus angemeldet. Damit habe die Behörde erneut gegen Verträge über biologische und chemische Waffen sowie gegen die Gesetzte, „die wir in den Vereinigten Staaten haben“, verstoßen.

Wer ist Dr. David Martin?

Das Video mit den umfangreichen Aussagen Martins beim Internationalen COVID-Gipfel kritischer Abgeordneter im EU-Parlament macht zurzeit in den sozialen Medien verstärkt die Runde. Martins Ausführungen sind indes nicht neu. Mit denselben Inhalten war er bereits vor fast zwei Jahren bei der 60. Ausgabe des Corona-Ausschusses zu Gast.

Doch wer ist dieser Dr. David Martin eigentlich? Auf seiner Internetseite tritt er als Gründer von „M-Cam“ auf. Das Unternehmen gibt es seit 1998, Martin fungiert dort als CEO und Chairman. „M-Cam“ ist seinen Ausführungen zufolge ein „Underwriter– und Analyseunternehmen für immaterielle Vermögenswerte“.

Erfolgsnachweise fehlen

Auf einer anderen Internetseite stellt sich Martin als Erfinder eines laserintegrierten Systems „zur gezielten Behandlung inoperabler Tumore“ vor. „Seine Mathematik“ habe dabei geholfen, die Art und Weise zu entschlüsseln, wie der menschliche Körper Hormone verarbeitet.

Seine Beobachtungen des menschlichen Verhaltens hätten zur Entwicklung einer Technologie geführt, „die die Absicht und Motivation der Kommunikation entschlüsselt. Es sei eine Technologie, „die das Leben von Milliarden Menschen beeinflusst und gerettet hat“.

Was das konkret bedeutet, wird auf der Seite allerdings nicht ausgeführt. Beispiele dazu fehlen gänzlich. Das trifft auch auf die Behauptung zu, dass David „die größten Wirtschaftskriminellen vor Gericht gebracht hat“.

Interview mit Kim Iversen

In einem umfassenden Interview mit der US-amerikanischen Journalistin Kim Iversen wird Martin konkreter. Er war in den 1990er-Jahren der Gründungs-CEO von Mosaic Technologies Inc, einem Unternehmen, das Computerlinguistik-Technologien, Datenkomprimierungs- und Verschlüsselungstechnologien und Technologien zur Übertragung elektrischer Felder entwickelt und vermarktet hat. 1998 gründete er M-Cam. Die Firma wurde laut Martin zum zweitgrößten Steuerbetrugsbekämpfer in den USA.

Moderatorin Iversen fragt ihn nach den größten Fällen von Steuerhinterziehung, die M-Cam aufgedeckt hat. Daraufhin beschreibt Martin ein in den späten 1990er-Jahren angewandtes System von Steuergutschriften, die Unternehmen bekommen haben, nachdem sie Patente an Universitäten „gespendet“ hätten. Diese Patente seien jedoch für die Firmen unbrauchbar und wertlos gewesen.

„Von allen Seiten gehasst“

Mitte der 2000er-Jahre hätte seine Firma eine schwierige Zeit gehabt, da M-Cam „von allen Seiten gehasst“ wurde. Der Spruch „eine Firma M-Camen“ sei in der Branche der Wirtschafts- und Steuerprüfer zu einem geflügelten Wort geworden.

Ob Martins Firma tatsächlich so erfolgreich auf diesem Gebiet tätig war, lässt sich nur schwer verifizieren. Hier findet sich eine 2005 von David Martin getätigte Zeugenaussage im Rahmen der Patentspenden.

Im Interview mit Iversen beschreibt Martin eine systemische Korruption bis in die höchsten Ebenen:

Welchen Rechtsweg hat jemand, wenn die Struktur selbst von Leuten geleitet wird, die nicht zur Rechenschaft gezogen werden? Das gilt für das Verteidigungsministerium, das Finanzministerium, das Außenministerium und seit Neuestem auch für das Ministerium für Gesundheit. Viele Menschen wissen, dass dort Verbrechen begangen werden.“

Die erste Ebene der Täuschung

Der Molekularbiologe Kevin McKernan hat die Glaubwürdigkeit von Dr. David Martin infrage gestellt. McKernan schreibt auf Twitter: „Martins Behauptungen über die illegale Patentierung des SAR-Genoms durch die CDC lassen sich mit öffentlichen Informationen leicht widerlegen.“ In dem Thread führt er seine Argumentation weiter aus.

Martin scheine „für uns zu kämpfen“, so McKernan an einer anderen Stelle in einem Dossier, das über 70 Seiten fasst. Das aber liege daran, „dass die meisten von uns noch nicht gelernt haben, über die erste Ebene der Täuschung hinaus zu denken“. Er wolle niemanden vorverurteilen. „David tut etwas Gutes in der Welt, doch ich denke, das ist nur die Schale der Kartoffel.“ Wenn man diese Schale abziehe, „sieht man eine größere, unheilvollere Absicht“. Eine Agenda, die immer an dieselben Orte – Weltbank, Vereinte Nationen, Weltwirtschaftsforum – zurückführe.

Aktienindex mit Pfizer und Johnson & Johnson

David E. Martin ist der Gründer eines Aktienindex mit dem Namen CNBC IQ100. Dieser wird von M-CAM gefördert und listet unter anderem Unternehmen wie Amazon, Apple, Chevron, CitiGroup, JPMorgan, Clorox, Coca-Cola, Exxon Mobil, Johnson & Johnson, Pfizer, Mastercard, Visa und andere.

„Botschafter für die Menschlichkeit“ – so beschreibt sich Martin gerne selbst. Er hat auch einen Auftritt in Mikki Willis‘ Film „Plandemic II”. Dies allein sollte schon die Alarmglocken schrillen lassen, meint McKernan. Ziel dieses „Propagandafilms“ sei es, mit der Geschichte eines im Labor erzeugten Virus, das dann von einer Fledermaus auf den Menschen überspringt, Millionen in Angst und Schrecken zu versetzen.

In dem Interview trage Martin dazu bei, „die Saat der Zweifel an der Herkunft von SARS-CoV-2 zu säen“. Eine Saat, die schließlich zu der vollwertigen offiziellen „Biowaffen“-Verschwörungstheorie der psychologischen Kriegsführung wurde. Diese Saat war eines der Hauptdiktate der Propaganda und diente dazu, die Menschen in zwei Lager zu spalten und so jede Basis für einen Dialog auszulöschen, so McKernan in seinen Ausführungen, die viele Ansätze bieten, sich kritisch mit Martin auseinanderzusetzen.



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