Erste Fälle: Zuckerbergs neue „Threads“-App zensiert Meinung

Wer einmal ein Konto auf Threads einrichtet, kann es kaum mehr löschen. Viele Nutzer sind verärgert, denn mittlerweile sind erste Fälle von Zensur bekannt.
Threads ist an Metas Foto- und Videoplattform Instagram angebunden - und das ist auch ein Grund für das explosive Nutzerwachstum.
Threads ist an Metas Foto- und Videoplattform Instagram angebunden – und das ist auch ein Grund für das explosive Nutzerwachstum.Foto: Rafael Henrique/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa
Von 11. Juli 2023

Kaum ist Mark Zuckerbergs neue App Threads, die von einigen als „Twitter-Killer“ bezeichnet wird, gestartet, heißt es schon, sie zensiere Sprache. Die neue Plattform hat innerhalb eines Tages nach dem Start 70 Millionen Anmeldungen verzeichnet und ist damit offenbar auf dem besten Weg, Elon Musks Vorherrschaft mit Twitter zu bedrohen.

„70 Millionen Anmeldungen bei Threads seit heute Morgen“, sagte Zuckerberg in einem Beitrag auf seinem Threads-Konto. „Das liegt weit über unseren Erwartungen.“

Einige Analysten sind überzeugt, dass Zuckerbergs neues Angebot Twitter große Kopfschmerzen bereiten könnte. Die Plattform wird auch als textbasierte Version der Foto-Sharing-App Instagram beschrieben.

Twitter hat Meta mit einer Klage gedroht, weil es die App als „Nachbildung“ bezeichnete. Zuckerberg soll von Ex-Twitter-Mitarbeitern Geschäftsgeheimnisse und geistiges Eigentum genutzt haben, um seine Entwicklung der App zu beschleunigen.

Erste Sicherheitsbedenken werden laut

Kurz nach dem Start wurden bereits Fälle über Zensur von Zuckerbergs unterstützten App laut.

Autor und Enthüllungsreporter Michael Shellenberger sagte in einem Interview auf „Fox News“ am späten Donnerstag:

„Als Mark Zuckerberg […] Threads ankündigte, sagte er, dass es eine freie und offene Plattform sein würde. Tatsächlich gab es sofort Nutzer, die belegten, dass sie zensiert worden waren“, fügte Shellenberger hinzu. Zuckerberg ist Eigentümer von Meta, Facebook, Threads und WhatsApp.

Shellenberger ist einer von denjenigen, der mit den Enthüllungen der „Twitter Files“ den Zensurmechanismus innerhalb von Twitter ans Licht brachten.

Warnhinweis vor konservativem Kommentator

Als Beispiel für Zensur nannte er den bekannten konservativen Kommentator Rogan O’Hanley. Dieser tritt bei Twitter unter dem Namen @DC-Draino auf.

Auf Twitter schrieb er: „Ich habe Threads heruntergeladen und nur einmal gepostet, dass ich Bidens korrupte Regierung entlarven will und schon haben sie mich zensiert.“

Ein Screenshot zeigt einen Warnhinweis auf seinem Threads-Profil.

„Bist du sicher, dass du dc_draino folgen willst?“, lautet die Warnung. „Dieser Account hat wiederholt Falschinformationen gepostet, die von unabhängigen Faktenprüfern überprüft wurden oder gegen unsere Community-Richtlinien verstoßen“.

Berichten zufolge sind bei Konten anderer Konservativer ähnliche Warnhinweise aufgetaucht.

Twitter-Nutzer „Libs of TikTok“ teilte auf Twitter einen Screenshot mit einem Hinweis, dass einer seiner Threads-Beiträge entfernt wurde.

Der Inhalt des entfernten Beitrages lautete: „Nicht-binär ist nicht real“.

Stattdessen erscheint nun eine Warnung, dass der entfernte Beitrag „gegen unsere Richtlinien für Hassreden oder Symbole verstößt“.

Die Community-Richtlinien von Thread basieren auf denen von Instagram. In den Richtlinien heißt es, der Moderator kann „Inhalte entfernen, die glaubwürdige Drohungen oder Hassreden enthalten“ sowie Inhalte, die „auf Privatpersonen abzielen, um sie zu erniedrigen oder zu beschämen“.

Gleichzeitig versprechen sie, „eine stärkere Konversation über Personen zuzulassen, die in den Nachrichten vorkommen oder aufgrund ihres Berufs oder ihrer Aktivitäten ein großes öffentliches Publikum haben.“

Shellenberger: „Das ist heimliche Zensur!“

Shellenberger zufolge geht das jedoch zu weit. „Das ist heimliche Zensur und es gibt kein Recht auf Einspruch“. O’Hanley sei ins Visier genommen worden, weil er „Skepsis an den Wahlen“ geäußert habe.

Auch gebe es keine Möglichkeit, seinen Fall vorzubringen, um von der schwarzen Liste zu verschwinden, sagte er.

Die konservative Abgeordnete Marjorie Taylor Greene äußerte sich ebenfalls kritisch zur App. Es sei „definitiv sicher, dass Threads die gleiche marxistische Social-Media-Erfahrung sein wird, die [Herr Zuckerberg] normalerweise anbietet“, twitterte sie.

Als Beispiel führte sie einen Warnhinweis an, der erscheint, wenn man versucht, dem Konto von Donald Trump Jr. auf Threads zu folgen.

Kontroverse um Konten-Löschung

Threads steht nicht nur wegen der Zensur in der Kritik, sondern auch wegen der Beschränkungen bei der Löschung von Konten.

Die Leute merken, dass Threads nur eine Zensurplattform ist und versuchen, ihre Konten zu löschen“, schrieb O’Hanley in einem Beitrag auf Twitter. „Aber das können sie nicht.“

„Zuckerberg hat es an Instagram gekoppelt. D. h., wenn man einen Account löscht, müssen beide gelöscht werden. Jeder, der sich anmeldet, muss bleiben“, fuhr er fort und verglich die App mit einer „digitalen Berliner Mauer“.

Um ein Threads-Konto zu erstellen, muss man sich mit seiner Instagram-ID anmelden. In den zusätzlichen Datenschutzbestimmungen der Threads-App heißt es, dass eine Deaktivierung der App möglich ist, das Profil aber nur gelöscht werden kann, wenn das zugehörige Instagram-Konto gelöscht wird.

Beschwerden und Lob

Eine Reihe von Nutzern hat sich über diese Einschränkung beschwert.

„Ich habe mein Threads-Konto bereits deaktiviert. Aber es hat sich herausgestellt, dass man sein Threads-Konto nicht löschen kann, ohne auch sein Instagram-Konto zu löschen. Also, am besten einfach nicht anmelden!“, schrieb Emily Hughes, eine Autorin und Redakteurin, in einem Tweet vom 6. Juli.

Nicht alle Stimmen haben sich kritisch über Threads geäußert. Einige sehen in der App eine positive Entwicklung und einen notwendigen Konkurrenten für Twitter.

„Ich denke, Threads wird die Erwartungen der meisten Menschen übertreffen“, schrieb Roberto Nickson, ein Unternehmer in einem Tweet vom 4. Juli.

„Es gibt einen großen Nachholbedarf für eine Twitter-Alternative. Bluesky, Mastodon und andere haben in letzter Zeit ein Rekordwachstum verzeichnet. Aber im Gegensatz zu den anderen geht Threads von einer bereits bestehenden Nutzerbasis aus. Und die ist zufällig die größte der Welt“, betonte er.

Pinar Yildirim, außerordentliche Professorin für Marketing an der Wharton School der University of Pennsylvania, glaubt, dass die enge Beziehung von Instagram und Facebook den Werbeeinnahmen von Threads zugutekommen dürfte.

„Facebook ist im Vergleich zu Twitter eine weniger unsichere Wette und ein größerer Akteur auf dem Werbemarkt“, sagte er gegenüber „Reuters“.

Erfolg scheint alles andere als garantiert

Doch der Erfolg von Threads scheint alles andere als garantiert. Branchenbeobachter haben auf Metas Erfolgsbilanz beim Start hingewiesen, welche später aber wieder abgenommen hat.

Threads befindet sich außerdem noch in den Anfängen. Die Nutzer haben einige Pannen bemerkt und sich über fehlende Funktionen beschwert.

Twitter-CEO Linda Yaccarino betonte in einer offensichtlichen Anspielung auf Threads das Engagement der Plattform für die Meinungsfreiheit.

„Auf Twitter könnt IHR so sein, wie ihr seid“, schrieb sie in einem Twitter-Posting. „Dies ist euer öffentlicher Platz.“

„Wir werden oft nachgeahmt – aber die Twitter-Community kann niemals kopiert werden.

Auf eine Anfrage von Epoch Times hat Meta bislang nicht geantwortet.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Zuckerberg’s New ‘Threads’ App Already Censoring Speech“ (deutsche Bearbeitung nh)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion