Eskalation im Nahen Osten: Wer steckt dahinter?

Der Iran hat den jüngsten Angriff der Hamas auf Israel begrüßt, was auf die Unterstützung von Teheran für bewaffnete Gruppen im Nahen Osten hinweist. Die Beziehungen zwischen dem Iran und Israel sind äußerst gespannt.
Autos wurden bei einem Angriff der islamistischen Hamas zerstört.
Auch Autos wurden bei einem Angriff der islamistischen Hamas zerstört.Foto: Ohad Zwigenberg/AP/dpa
Von 7. Oktober 2023

Die Eskalation der Situation im Nahen Osten wirft die Frage auf, welche Rolle der Iran dabei spielt. Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, behauptet, dass Teheran hinter den jüngsten Angriffen der Hamas auf Israel steht und aktiv versucht, die Region in einen Kriegszustand zu versetzen. Doch was steckt wirklich hinter dieser Behauptung?

Glückwünsche aus dem Iran an die Hamas

Der Iran hat den Angriff der Hamas auf Israel begrüßt. Nasser Kanaani, Irans Außenamtssprecher, sagte der iranischen Nachrichtenagentur „Insa“: „Die heutige Operation der Widerstandsbewegung in Palästina ist ein Wendepunkt in der Fortsetzung des bewaffneten Widerstands des palästinensischen Volkes gegen die Zionisten.“ Und weiter: „Mit dieser Operation wurde eine neue Seite im Bereich des Widerstands des palästinensischen Volkes gegen die Zionisten aufgeschlagen.“

Vor Nasser Kanaani hatte sich zuvor schon Rahim Safawi, ein Berater von Irans geistlichem und staatlichem Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei gegenüber der Nachrichtenagentur „Insa“ geäußert. „Wir beglückwünschen die palästinensischen Kämpfer“, so Safawi. Der Iran werde ihnen bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beistehen.

Auch das iranische Militär meldete sich nach dem Angriff zu Wort. „Wir unterstützen den stolzen Einsatz ‚Al-Aksa Flut‘ und sind sicher, dass die Widerstandsfront sie auch unterstützt“, sagte General Jahja Rahim Safavi von den iranischen Revolutionsgarden laut „ISNA“. Als „Widerstandsfront“ bezeichnet der Iran palästinensische, libanesische, syrische und andere dem Iran nahestehende und gegen Israel gerichtete Bewegungen.

50 Jahre nach „Jom-Kippur-Krieg“ Angriff auf Israel

Der Zeitpunkt des Angriffs auf Israel kann als ein deutliches Signal verstanden werden. Am 6. Oktober jährte sich der sogenannte „Jom-Kippur-Krieg“ zum 50. Mal. Ganz Israel war im Feiertagsmodus, als am 6. Oktober 1973 Ägypten und Syrien überraschend angriffen. Zum zweiten Mal innerhalb von sechs Jahren befand sich der jüdische Staat im Krieg mit seinen Nachbarstaaten. Am Ende konnte Israel den Angriff abwehren. 50 Jahre später muss man genau an dieses Ereignis denken, wenn man hört, dass die Hamas heute Morgen Israel angegriffen hat. Auch wenn es eine Terrororganisation und kein Staat ist, der heute zum Angriff auf Israel geblasen hat, bleibt die Frage nach Unterstützern. Da kommt der Iran ins Spiel.

Israel und der Iran befinden sich seit langer Zeit in einer Art Schattenkrieg. Seit der islamischen Revolution im Iran 1979 gilt Israel dem dort herrschenden Regime als Todfeind. Zuvor konnte man das Verhältnis durchaus als partnerschaftlich bezeichnen. Der Iran gehörte 1948 zu einem der ersten Länder, die den Staat Israel damals anerkannten.

Israel begründete in den letzten Jahren den Konflikt mit dem Iran damit, dass der islamistische Staat die Sicherheit Israels bedrohen würde. Hintergrund ist eine mögliche nukleare Bewaffnung des Irans. Ob der Iran tatsächlich eine atomare Bewaffnung plant, kann keineswegs als eine gesicherte Erkenntnis angesehen werden. Angesichts der Sanktionen gegen den Iran wäre das auch nicht so leicht. Der Konflikt könnte woanders liegen.

Das Magazin „Kulturaustausch“ des „Instituts für Auslandsbeziehungen“ sieht die Konflikte ganz woanders: Iran strebt nach einem größeren Einfluss in der arabischen Welt und spielt daher die Rolle des Vorreiters in der Widerstandsfront gegen Israel.

Der Iran hätte im Moment nach innen enorme Probleme. Die Basis, vor allem die Jugend, geht dem Regime gerade verloren. Das Regime befindet sich daher gerade in einer schwierigen Lage.

Auch Israel hat im Moment durchaus innere Konflikte auszutragen. Gerade erst hat die Justizreform zu Massenprotesten im Land geführt.

Der Westen sah daher auch Israel zunehmend kritisch. Mit der Betonung, dass der Iran die Sicherheit Israels bedrohe, hoffte Israel den uneingeschränkten Beistand des Westens wiederherstellen zu können. Die Lage ist also ziemlich verfahren.

Iran setzt schon länger auf bewaffnete Gruppen

Da gerade der Iran wenig politische Partner auf der Welt hat, setzt er seit vielen Jahren auf die Unterstützung bewaffneter Gruppen im Nahen Osten. Schon im Mai 2021 berichtete unter anderem die „Deutsche Welle“ (DW) darüber.

So habe schon 2018 Nasser Abu Sharif, der Vertreter des palästinensischen islamischen Dschihad (PID), einer extremistischen Organisation im Gazastreifen, öffentlich in Teheran erklärt, im Iran würden Kämpfer der Hamas und des PID von den Revolutionsgarden im Bau und Umbau von Raketen ausgebildet.

Die „Jerusalem Post“ zitiert ebenfalls im Mai 2021 eine auf Farsi veröffentlichte militärische Analyse der iranischen Nachrichtenagentur „Tasnim“. Demnach habe die Hamas mit iranischer Unterstützung die Geschwindigkeit ihrer Raketen erhöht. „Wenn sich das fortsetzt, werden die Widerstandsgruppen über viel höher entwickelte Waffen als derzeit verfügen und dem zionistischen Regime stärkere Schläge beibringen können“, sei in dem Papier zu lesen.

Die bedeutendsten Partner des iranischen Regimes sind die libanesische Hisbollah, schrieb die DW damals weiter. Ergänzt würde diese durch verschiedene schiitische Milizengruppen im Irak und die Huthis im Jemen. Im Vergleich zu diesen Gruppen sei die Unterstützung der Hamas durch den Iran eher begrenzt.

Damals betonte der Iran verstärkt seine aggressive Haltung gegen Israel. Am 7. Mai 2021 erklärte der religiöse Führer Chamenei anlässlich des „Al-Quds-Tags“, dass der Niedergang des zionistischen Feindes begonnen habe und nicht aufhören werde. Er führte dies auf die fortgesetzten Aktivitäten des Widerstands in den besetzten Ländern und die Unterstützung der Muslime für die palästinensischen Mudschaheddin zurück. Nur drei Tage später wurden aus Gaza die ersten Raketen in Richtung Israel abgefeuert, was in israelischen Medien auch als Reaktion auf die „Ermutigung“ aus Teheran angesehen wurde. Nicht ausgeschlossen, dass es auch jetzt eine Ermutigung aus dem Iran gab. Die Reaktionen des Irans auf den Angriff der Hamas auf Israel legen das zumindest nahe.



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