Europäische Gesundheitsbehörde rät zu erneuten Impfkampagnen im Herbst

Ein Bericht empfiehlt für die Zukunft regelmäßige Booster analog zur Grippeimpfung. Ob künftige Vakzine schützen, ist allerdings unklar.
Bei Geimpften soll eine Covid-Infektion wie eine Booster-Impfung wirken.
Die Europäische Gesundheitsbehörde befürwortet erneute Impfkampagnen für den Herbst.Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa
Von 13. April 2023


Die Europäische Gesundheitsschutzbehörde ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) drängt die Regierungen zu einer neuerlichen Impfkampagne gegen COVID. In einer kürzlich veröffentlichten Empfehlung fordert die ECDC die EU-Staaten auf, zum kommenden Herbst wieder aktiv zu werden.

Dabei rät die Behörde zu Booster-Kampagnen für „ältere Erwachsene“ und andere gefährdete Gruppen unabhängig vom Alter. Das alles findet sich in einer Mitteilung mit der Überschrift: „Impfkampagnen im Herbst, die sich auf ältere Menschen und andere Risikogruppen konzentrieren, sind der Schlüssel zur Verringerung der Auswirkungen von COVID-19“.

Weiter Glauben an den Nutzen der Impfung

Darin heißt es weiter: „Laut ECDC-Überwachungsdaten werden Personen in höheren Altersgruppen mit jeder neuen COVID-19-Infektionswelle mit größerer Wahrscheinlichkeit ins Krankenhaus eingeliefert.“ Die Daten deuteten auf ein kontinuierliches Risiko einer schweren Erkrankung für gefährdete Gruppen hin.

Die ECDC hält auch daran fest, dass die Impfungen einen hohen Nutzen haben: „Die internationalen und nationalen Beratungsgremien für Impfungen sind sich einig, dass die Hauptziele der COVID-19-Impfprogramme die Reduzierung von Krankenhausaufenthalten, schweren Erkrankungen und Todesfälle sowie der Schutz der Gesundheitssysteme sind.“

Auswirkungen wie „traditionelle Grippesaison“

Bisher habe sich „kein klares saisonales Muster der Viruszirkulation“ herauskristallisiert. Die Daten zeigten aber, dass die Auswirkungen der Krankheit in der Herbst-Winter-Periode viel stärker waren. Dies entspreche der „traditionellen Grippesaison“. Die ECDC geht davon aus, „dass ein Impfprogramm im Herbst 2023 mit sehr hoher Impfstoffaufnahme für Personen ab 60 Jahren voraussichtlich bis zu 32 Prozent der Krankenhauseinweisungen“ verhindere. Grundlage für die Behauptungen sei ein eigenes Rechenmodell.

Allerdings sei unklar, ob die auf die nicht mehr umlaufenden Omikron-Varianten angepassten bivalenten Impfstoffe bei aktuellen und künftigen Varianten wirken. Die möglichen Auswirkungen der immunologischen Prägung auf den Schutz gegen COVID-19 seien ebenfalls unklar.

Die Erkenntnisse über monovalente und bivalente Auffrischungsimpfungen deuteten darauf hin, dass die bivalenten Auffrischungsimpfungen einen besseren Schutz böten. Dies sei dann der Fall, wenn sie auf den dominierenden zirkulierenden Stamm abzielten. Abzuwarten bleibe jedoch, wie sich das auf den Schutz vor neuen Varianten auswirke.

Deutsche mischen in ECDC-Gremien mit

Der Journalist Norbert Häring schreibt in seinem Blog zu diesem Thema, dass die EU möglicherweise regelmäßige Booster-Kampagnen plane. So zitiert er aus den im Bericht aufgeführten Forschungsprioritäten: „Bewertung der Notwendigkeit, die Stammzusammensetzung von COVID-19-Impfstoffen auf jährlicher Basis in ähnlicher Weise wie bei der Grippe zu harmonisieren und Kriterien für den Entscheidungsprozess zu definieren. Auswahl der Stämme und Optionen für monovalente bzw. multivalente Impfstoffe sind von der EMA und den internationalen Regulierungsbehörden weiter zu erörtern.“

Hauptverantwortlich für den ECDC-Bericht sind Häring zufolge Direktorin Dr. Andrea Ammon. Die deutsche Medizinfunktionärin kam 2017 vom Robert Koch-Institut (RKI). Im Verwaltungsrat der ECDC sitzt von deutscher Seite Ute Teichert, Leiterin der Generaldirektion Gesundheitsschutz im Bundesgesundheitsministerium. Im Beirat des ECDC gehört unter anderem RKI-Abteilungsleiter Osamah Hamouda an.

Erneute Impfakzeptanz „eine Herausforderung“

In einem weiteren Bericht der ECDC mit der Überschrift „Vorläufige Überlegungen zur öffentlichen Gesundheit für die Einführung der COVID-19-Impfung im Jahr 2023“ regen die Verfasser zu massiver Werbung an. Die Förderung der Akzeptanz und Inanspruchnahme der COVID-19-Impfung werde vor dem Hintergrund des abnehmenden Interesses der Bevölkerung an einer Impfung und der Wahrnehmung einer „Rückkehr zur Normalität“ zu einer „Herausforderung“.

Faktoren, die zu einer abnehmenden Aufnahme führen könnten, müssten identifiziert werden. Und dies „selbst in Bevölkerungsgruppen, die zuvor zu einer Impfung bereit waren“. Zukünftige Impfkampagnen könnten die Entwicklung einer „gezielten Kommunikation“ in Betracht ziehen. Dabei sollten sie sich darauf konzentrieren, Gruppen mit hoher Priorität über „vertrauenswürdige Kanäle und Boten zu erreichen“. Dabei seien „klare Informationen darüber bereitzustellen, welchen Gruppen die Impfung empfohlen wird, welche Art von Impfstoffen verfügbar sind und wann“. Und abschließend: „Die Menschen sollten auch daran erinnert werden, warum es wichtig ist, sich über Impfungen auf dem Laufenden zu halten.“ Dies gelte insbesondere für die Risikogruppen, bei denen ein schwerer Krankheitsverlauf zu erwarten sei.



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