Ex-Vize Pence geht in die Offensive: „Trump hat Unrecht“

Eigentlich galt Mike Pence als treuer Diener Trumps. Spätestens nach dem Vorfall am Kapitol begann das Verhältnis zu bröckeln. Nun wird der ehemalige Vize-Präsident überraschend deutlich.
Der ehemalige US-Vizepräsident Mike Pence spricht auf der Jahrestagung der Federalist Society in Florida.
Der ehemalige US-Vizepräsident Mike Pence spricht auf der Jahrestagung der Federalist Society in Florida.Foto: Stephen M. Dowell/Orlando Sentinel/AP/dpa
Epoch Times5. Februar 2022

Der ehemalige US-Vizepräsident Mike Pence hat Ex-Präsident Donald Trump erstmals öffentlich kritisiert und ihm direkt widersprochen.

„Ich habe diese Woche gehört, dass Präsident Trump gesagt hat, ich hätte das Recht, die Wahl zu kippen. Präsident Trump hat Unrecht, ich hatte kein Recht, die Wahl zu kippen“, sagte Pence bei einem Auftritt im US-Bundesstaat Florida. Die Vorstellung, dass eine Person den Präsidenten der USA wählen könne, sei „unamerikanisch“.

Der Republikaner galt Trump vier Jahre lang als treuer Vize – hatte sich aber nach dem Vorfall am Kapitol von Trump distanziert. Ihm werden schon länger Ambitionen auf eine Präsidentschaftskandidatur nachgesagt.

Pence: Kein Recht, Wahl zu kippen

Pence bezog sich mit seinen Äußerungen auf die formelle Bestätigung des Wahlergebnisses der Präsidentschaftswahl im Kongress am 6. Januar 2021 – dem Tag des Kapitol-Vorfalls. „Nach der Verfassung hatte ich kein Recht, das Ergebnis unserer Wahl zu ändern“, sagte Pence nun am Freitag bei einer Veranstaltung der Federalist Society, einer Vereinigung konservativer Juristen. So wie er damals werde auch die aktuelle Vize-Präsidentin Kamala Harris kein Recht haben, das Wahlergebnis zu kippen. Dann würden nämlich die Republikaner die Demokraten bei der Präsidentschaftswahl 2024 schlagen.

Pence hatte sich damals geweigert, Trumps Druck nachzugeben und die Zertifizierung der Ergebnisse der Wahl vom 3. November im Kongress zu verhindern. Trump wollte so das offizielle Wahlergebnis in letzter Minute noch kippen. Pence hatte bereits damals erklärt, dass ihm sein Eid zum Schutz der Verfassung das nicht erlaubte. Vizepräsidenten spielen bei der offiziellen Bestätigung des Wahlergebnisses im Kongress nur eine zeremonielle Rolle.

Erstaunlich deutliche Worte

Die Worte des 62-Jährigen gelten eigentlich als Selbstverständlichkeit – sind aber in dieser Deutlichkeit doch beachtlich. Trump kritisierte Pence daraufhin. Dieser habe sich zu einer Art automatischem Fließband gemacht, um Biden so schnell wie möglich zum Präsidenten zu machen, ließ Trump über seine Sprecherin Liz Harrington mitteilen. „Nun, die Position des Vizepräsidenten ist kein automatisches Fließband, wenn es offensichtliche Anzeichen für Wahlbetrug oder Unregelmäßigkeiten gibt.“ Trump ist sich sicher, durch Betrug um den Sieg gebracht worden zu sein. Dutzende Klagen scheiterten jedoch vor Gericht.

Anders als Trump waren Pence und seine Ehefrau Karen schließlich als Gäste bei Bidens Vereidigung am 20. Januar 2021. Der Mann mit dem stets akkurat getrimmten Silberhaar hatte mit Blick auf Trump und den Vorfall am Kapitol am 6. Januar in der Vergangenheit gesagt, er wisse nicht, „ob wir jemals einer Meinung sein werden mit Blick auf den Tag“. Die öffentliche Konfrontation hatte er aber gemieden und Trump auch später noch gelobt.

Bahnt sich ein parteiinterner Wettstreit an?

In Washington wird schon länger vermutet, dass Pence womöglich selbst Ambitionen haben könnte, bei der Präsidentschaftswahl 2024 als Bewerber der Republikaner anzutreten. Sollte Trump ebenfalls seine Kandidatur erklären, würden die beiden als Konkurrenten im parteiinternen Wettstreit gegeneinander antreten. (dpa/red)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion