Fanatischer Antisemit und Trump-Hasser: Mutmaßlichem Attentäter von Pittsburgh droht nun die Todesstrafe

Der Terrorakt in der Synagoge „Baum des Lebens“ in Pittsburgh, bei dem elf Menschen starben, war der folgenschwerste Anschlag auf die jüdische Community in der Geschichte der USA. Der mutmaßliche Täter, der 46-jährigen Robert Bowers, wird von den Nachbarn als völlig unauffällig beschrieben.
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Gedenken an die Opfer der Schießerei in der Synagoge von Pittsburgh, USA.Foto: BRENDAN SMIALOWSKI/AFP/Getty Images
Von 30. Oktober 2018

Robert Bowers (46), dem mutmaßlichen Attentäter auf die Synagoge von Pittsburgh, Pennsylvania droht die Todesstrafe. Ihm wird vorgeworfen, am Samstag in einem offenbar antisemitisch motivierten Akt elf Menschen während eines Gottesdienstes mit einer Schusswaffe getötet zu haben. Das berichtet der US-amerikanische Nachrichtensender „Fox News“. Sechs weitere Menschen wurden verletzt, darunter vier Polizeibeamte, ehe andere Beamte ihn stoppen konnten. Die Schusswaffe und weitere 20 Waffen, die auf seinen Namen zugelassen waren, besaß Bowers legal. Polizeilich aufgefallen war der Verdächtige zuvor noch nie.

Der Sprecher des US-Justizministeriums Marc Raimondi erklärte, der Bundesanwalt für den westlichen Bezirk von Pennsylvania habe „den Genehmigungsprozess eingeleitet“, um die Todesstrafe gegen Bowers beantragen zu können. Gegenüber Fox News sagte Maimondi: „Die letztendliche Entscheidung mit Blick auf das Beantragen der Todesstrafe liegt bei Generalstaatsanwalt Jeff Sessions.“ Zuvor hatte sich auch US-Präsident Donald Trump dafür ausgesprochen, die Verhängung der Todesstrafe anzustreben.

„Solche Leute sollten die Todesstrafe bekommen“, erklärte der Präsident. „Ich denke, man sollte die Gesetze verschärfen und ich denke, es spricht sehr viel dafür, gegen jeden, der unschuldigen Menschen so etwas antut, die Todesstrafe zu verhängen.“

Trump ordnete noch am Samstag an, in „feierlichem Respekt“ gegenüber den Opfern der Tat und deren Angehörigen die Flaggen an Bundesgebäuden auf halbmast zu setzen.

Alternativdienst zu Twitter für Hasstiraden genutzt

Bevor Bowers zur Synagoge ging, um dort das Feuer auf Gottesdienstbesucher und Polizeibeamte zu eröffnen, hatte er bereits mehrfach aggressive antisemitische Beiträge im Internet hinterlassen. Dabei nutzte er vor allem den Dienst „Gab“, der sich als Alternative zu Twitter mit weniger strengen Gemeinschaftsstandards angeboten hatte. Unter anderem soll Bowers dort schon angedeutet haben, er verspüre einen Drang, Juden töten zu wollen. Gab hat sich nach der Tat von terroristischen Bestrebungen distanziert und vorübergehend seinen Dienst vom Netz genommen.

Bowers verteidigte auch nach seiner Verhaftung gegenüber Polizeibeamten seine Tat. „Ich will nur Juden töten, sie verüben einen Genozid an meinem Volk“, wird der Tatverdächtige im Polizeiprotokoll zitiert.

Bereits in mehreren Online-Beiträgen hatte Bowers Juden als „Feinde der weißen Menschen“ beschimpft, den Holocaust geleugnet, neonationalsozialistische Memes gepostet und Verschwörungstheorien verbreitet. Auch gegen Präsident Donald Trump richtete er feindselige Texte. Dieser stecke mit der „jüdischen Infiltration“ unter einer Decke und sei „ein Globalist und kein Nationalist“. Bereits vor einiger Zeit schrieb Bowers in sozialen Medien:

„Nur um es mal deutlich zu machen, ich habe ihn [Trump] nicht gewählt noch habe ich jemals einen MAGA-[Make America Great Again-]Hut besessen, getragen oder berührt.“

Der mutmaßliche Todesschütze war in Allegheny County, PA als „parteilos“ eingetragen.

Sein besonderes Augenmerk galt der jüdischen Einwandererhilfsorganisation Hebrew Immigrant Aid Society (HIAS), gegen die er noch zwei Stunden vor seinem mutmaßlichen Terrorakt in der „Baum des Lebens“-Synagoge auf Gab gewettert hatte. Sein letzter Eintrag lautete:

„HIAS hat Freude daran, Eindringlinge hierher zu bringen, die unsere Menschen töten. Ich kann nicht einfach dasitzen und zusehen, wie mein Volk abgeschlachtet wird. Mir egal, wie es in Euren Augen wirkt, ich gehe da jetzt rein.“

„Hätte er sich in diesem Sinne geäußert, hätte ich ihn gemeldet“

Die in Maryland ansässige HIAS hilft gemäß den eigenen Angaben über ihr Selbstverständnis im Einklang mit jüdischen Werten Flüchtlingen in aller Welt. Ursprünglich zum Zwecke der Betreuung jüdischer Auswanderer in aller Welt gegründet, hilft die Organisation heute Flüchtlingen unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem religiösen Hintergrund.

Mark Hetfield, der Vorsitzende von HIAS, erklärte gegenüber Associated Press, er habe den Namen Robert Bowers bis zum Tag des Überfalls auf die Synagoge in Pittsburgh nie gehört. Über feindselige Beiträge des 46-Jährigen gegen nichtjüdische Flüchtlingshilfsorganisationen ist bis dato nichts an die Öffentlichkeit gedrungen.

Noch am Samstag brachte ein US-Staatsanwalt 29 Bundesanklagen gegen Bowers ein, berichtete die Post-Gazette. Dazu werden voraussichtlich noch lokale Anklagen kommen. Die Anklagepunkte umfassen unter anderem elf Fälle von Behinderung der Religionsausübung mit Todesfolge, elf Fälle des Gebrauchs einer Schusswaffe zur Begehung eines Gewaltverbrechens, vier Fälle von Behinderung der Religionsausübung mit der Folge einer Körperverletzung gegen einen Beamten der öffentlichen Sicherheit und drei Fälle des Gebrauchs und der Entsicherung einer Feuerwaffe während eines Gewaltverbrechens.

Ein Nachbar, Chris Hall, der Tür an Tür mit Bowers lebte, beschrieb den mutmaßlichen Todesschützen als unauffällig und „jemanden, den man schnell mal vergisst“. Gegenüber Fox News erklärte Hall:

„Ich wünschte mir, es hätte irgendeinen Hinweis gegeben. […] Offenbar hat er seine Ansichten lieber online als persönlich geäußert. Hätte ich ihn begrüßt und er ‚Alle Juden müssen sterben‘ erwidert oder einen SS-Aufkleber auf seinem Auto gehabt, ich hätte ihn verdammt noch mal gemeldet… aber da war nichts dergleichen.“

Namen der Todesopfer sind veröffentlicht

Seit dem Massaker habe Hall nicht mehr geschlafen, erklärt er gegenüber Fox News weiter. Er sei in Sorge, es könne noch andere mit den gleichen hasserfüllten Ideen geben, die sich „im hellen Tageslicht verstecken“:

„Ich hätte nicht geglaubt, dass irgendjemand zu so etwas fähig wäre. Ich kämpfe immer noch damit. Was wäre, wenn wir bessere Nachbarn gewesen wären. Aber ich weiß es nicht. Er hätte auch hier zu schießen beginnen können. Wir haben eine sehr diverse Nachbarschaft. Wir hätten ein Übungsfeld sein können.”

US-Staatsanwalt Scott Brady bestätigte in Pittsburgh, dass Bowers ein Langstrecken-Trucker gewesen wäre, der für sich selbst gearbeitet habe, und wenig sonst wäre über ihn bekannt gewesen. Was sein Leben in sozialen Medien anbelangt habe, hätte dieses ganz im Zeichen der Feindseligkeit gegen Einwanderer und des Antisemitismus gestanden.

„Die Taten des Robert Bowers verkörpern das Schlimmste innerhalb der Menschheit“, erklärte Brady gegenüber Reportern, „seien Sie sich sicher, dass die Gerechtigkeit in diesem Fall rasch und hart reagieren wird.“

Mittlerweile hat die Gerichtsmedizin von Allegheny County die Namen der elf Todesopfer veröffentlicht. Der Angriff war der opferreichste Übergriff auf die jüdische Community in der Geschichte der USA. Acht Männer und drei Frauen im Alter zwischen 54 und 97 Jahren starben, das älteste Opfer hatte den Holocaust überlebt.

Unter Opfern war das Ehepaar Bernice und Sylvan Simon, die Brüder Cecil und David Rosenthal sowie jene Personen, die als Joyce Fienberg, Richard Gottfried, Jerry Rabinowitz, Daniel Stein, Melvin Wax, Irving Younger und Rose Mallinger identifiziert wurden. Die Namen der Verwundeten wurden noch nicht genannt.

Neben US-Präsident Donald Trump haben noch weitere Staats- und Regierungschefs wie Kanzlerin Angela Merkel und Papst Franziskus ihre Anteilnahme bekundet.



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