Fluch des Voodoo-Kults? Anarchie in Haiti nach Präsidenten-Mord

Nach dem Mord an Präsident Moïse versinkt Haiti in Anarchie. Die Polizei zeigt sich machtlos gegen kriminelle Banden, die Frage nach einer legitimen Regierung ist ungeklärt, Institutionen sind nicht handlungsfähig. Kirchen wittern einen Fluch über dem Land.
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Eine ältere Dame beetet für Haitis First Lady Martine Moïse.Foto: Joe Raedle/Getty Images
Von 19. Juli 2021

Im Jahr 2018 handelte sich der damalige US-Präsident Donald Trump heftige Kritik ein, als er die Karibikinsel Haiti als Musterbeispiel für einen gescheiterten Staat bezeichnete – wobei er sich dazu eines als unfein geltenden, umgangssprachlichen Ausdrucks bedient hatte.

Heute steht das Land mehr denn je vor einer Auflösung der ohnehin latent herausgeforderten hoheitlichen Autoritäten: Nach dem Mord an Präsident Jovenel Moïse haben in Teilen des Landes und der Hauptstadt Port-au-Prince bewaffnete Banden das Ruder an sich gerissen.

Präsident in eigener Privatresidenz ermordet

In der Nacht zum 7. Juli war ein Stoßtrupp aus Paramilitärs, die zum Teil aus den USA und Kolumbien stammten, unter dem Vorwand, im Auftrag der US-Drogenbehörde zu ermitteln, in die Privatresidenz des seit 2016 regierenden Präsidenten eingedrungen. Die Eindringlinge erschossen den Präsidenten und verletzten dessen Ehefrau schwer. Über die Hintergründe des Attentats ist noch wenig bekannt, die bis dato festgenommenen Tatverdächtigen zeigen sich wenig kooperativ.

Wer derzeit rechtmäßiges Staatsoberhaupt des Landes ist, bleibt ebenfalls umstritten. Ein Rumpfsenat wählte den bisherigen Senatspräsidenten Joseph Lambert zum Übergangspräsidenten, allerdings gilt dieser bereits seit Januar 2020 als nicht beschlussfähig.

Damals lief die Amtszeit von 20 der 30 Senatoren ab, wegen heftiger Unruhen im Land war jedoch die für Oktober 2019 vorgesehene Wahl abgesagt worden. Moïse hatte kurz vor seiner Ermordung den Neurochirurgen Ariel Henry zum Interims-Regierungschef ernannt – dieser konnte jedoch nicht mehr vereidigt werden.

Bewohner flüchten aus Notunterkünften

Während die Frage nach der legitimen Macht in Lande umstritten bleibt, wird die Frage nach der realen auf ihre Weise beantwortet. Die „Welt“ schreibt von bewaffneten Banden, die an Einfluss gewinnen und sich ihre Machtbereiche aufteilen. Bereits die Hälfte der Hauptstadt Port-au-Prince soll in den Händen der Gangstersyndikate sein. Zum Teil sollen die Banden mit Politikern verbunden sein oder mit diesen stillschweigende Abkommen getroffen haben.

Die Politiker und deren Verbündete sollen die Banden finanzieren und ausstatten, Morde, Plünderungen und Revierkämpfe seien an der Tagesordnung. Die Folge sei, dass tausende Bürger ihre Unterkünfte und Wohnviertel verlassen würden. Seit Anfang der 1990er, als der marxistische Priester Jean-Bertrand Aristide ans Ruder gewählt worden war, sollen 80 Prozent der gut ausgebildeten und vermögenden Bürger das Land verlassen haben.

Neben den Revierkämpfen der Banden belastet auch die Corona-Pandemie das Land. Die Wirtschaft liegt auch außerhalb der Hauptstadt am Boden, Schulen sind geschlossen, es ist noch einmal gelungen, Impfstoffe gegen das Virus ins Land zu bringen und eine Kampagne zu organisieren.

Biden gegen Entsendung von Soldaten nach Haiti

Appelle der Politik an die UNO oder an US-Präsident Joe Biden, Friedenstruppen ins Land zu schicken, stoßen auf wenig Gegenliebe: Kosten und Risiken wären hoch, der zu erwartende Nutzen gering. Es gibt derzeit nur 9.000 einsatzfähige Polizeibeamte in einem Land mit mehr als elf Millionen Einwohnern.

Die Notunterkünfte sind überfüllt, aus Angst vor Gewalt und Überfällen verlassen viele Menschen selbst ihre Behelfsquartiere. Die hygienischen Bedingungen sind katastrophal, der Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen ist nur für einen Teil der Bürger gewährleistet.

Über stabile Verhältnisse verfügte Haiti bereits seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1825 nur ansatzweise, in den Jahren 1915 bis 1934 übten die USA die Kontrolle über das Land aus und bauten unter anderem eine Gendarmerie und eine Bildungsinfrastruktur auf, die westlichen Vorstellungen ihrer Zeit entsprach. Allerdings stießen die Maßnahmen in Teilen der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. Nach dem Ende der Präsidentschaft des proamerikanischen Staatschefs Élie Lescots kehrte auch die Instabilität ins Land zurück.

Nach Ende des Duvalier-Regimes verschlechterte sich die Lage

Von 1957 bis 1986 beherrschte der Duvalier-Clan das Land, das erst „Papa Doc“ François und anschließend „Baby Doc“ Jean-Claude ab 1964 in Form einer Diktatur regierten. Die Duvalier-Ära brachte zwar politische Berechenbarkeit und einen gewissen Wohlstand, gleichzeitig regierte eine Geheimpolizei mit eiserner Faust und mit Unterstützung durch Voodoo-Priester, deren Kult die Duvaliers wieder zugelassen hatten.

Erst 1985 gab es eine Verfassungsreform, 1986 floh „Baby Doc“ vor immer breiteren Protesten aus der Bevölkerung. Zwischen 1987 und 1990 hatte das Militär die Vorherrschaft inne. Neben politischen Verwerfungen, Korruption und oft gewaltsam ausgetragenen Machtkämpfen waren es auch Naturkatastrophen wie das Erdbeben und die Cholera-Epidemie des Jahres 2010, die eine politische und wirtschaftliche Erholung Haitis verhinderten. Anders als andere Länder der Region, etwa die benachbarte Dominikanische Republik, ist in Haiti kein nennenswerter Aufschwung eingekehrt.

„Anbetung Satans führt zu Anarchie und Chaos“

Dr. David Vanderpool, Gründer der baptistischen Hilfsorganisation Live Beyond, will mithilfe einer spirituellen Erneuerung im Zeichen des Christentums das Schicksal des Landes wenden. Er sieht in okkulten Praktiken, die im Land weit verbreitet sind, eine wesentliche Komponente der tristen Entwicklung. Im „Alabama Baptist“ erklärt er:

Das Land betet hauptsächlich den Voodoo-Kult an. Die Konsequenzen der Anbetung Satans sind Anarchie und Chaos.“

Die Vanderpools seien, als sie nach Haiti gekommen seien, selbst von Voodoo-Priestern und deren Anhängern gewalttätig angegriffen worden. Sie seien allerdings standhaft geblieben und viele ihrer früheren Gegner seien „jetzt Gläubige und Mitglieder [ihrer] Kirche“.

Etwa 80 Prozent leben in extremer Armut

Die Gemeinde Vanderpools wird vor Ort von haitianischen Bürgern geleitet. Sie operieren ohne diplomatischen Schutz, da die US-Botschaft nicht in der Lage ist, diesen für alle US-amerikanischen Bürger im Land zu gewährleisten. Wegen Kriminalität, Chaos und Corona gilt für Reisen nach Haiti die höchste Warnstufe des US-Außenministeriums.

Vanderpool will dennoch im seit Jahrzehnten ärmsten Land der westlichen Hemisphäre weiterarbeiten, in dem etwa 80 Prozent der Bevölkerung weniger als zwei US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben, was der internationalen Definition extremer Armut entspricht, und die Unterernährung bei Kindern um 40 Prozent angestiegen ist. „Wir können derzeit 6.400 Kinder ernähren“, erläutert der Pastor. „Wir könnten – mit zusätzlicher Unterstützung – jedoch sicher 10.000 ernähren.“ Viele kämpften in der derzeitigen Lage ums Überleben.



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