Fresenius-CEO Sturm: „Engpässe in der Intensivversorgung liegen nicht an Corona“

Der CEO des DAX-Konzerns Fresenius, der Helios-Privatkliniken besitzt, kritisiert eine einseitige Corona-Fixierung der deutschen Gesundheitspolitik. Engpässe in der Intensivmedizin seien weniger durch COVID-19 als durch Personalmangel bedingt.
Von 20. Dezember 2020

In einem Gespräch mit den Nachrichtenagenturen „dpa“ und „dpa-AFX“ hat der Vorstandschef des DAX-Konzerns Fresenius SE, Stephan Sturm, neue Wege in der Corona-Politik gefordert. Insbesondere bestreitet er, dass eine angeblich drohende Überlastung des Gesundheitswesens, vor der Politiker warnen, die Folge fehlender Intensivbetten sei. Zugleich bricht er eine Lanze für das privatwirtschaftliche Engagement im Gesundheitsbereich, das in der Pandemie seine Qualitäten nachgewiesen habe.

„Wir können Corona-Patienten immer behandeln“

Das Fresenius-Tochterunternehmen Helios ist Deutschlands größter privater Klinikbetreiber. Pro Jahr werden in Helios-Kliniken etwa 5,6 Millionen Patienten behandelt. Sturm macht den Mangel an Intensivpflegekräften für Erfahrungen mit Engpässen in Krankenhäusern verantwortlich, wie man sie vor allem aus anderen europäischen Ländern kennt, wie sie in Einzelfällen aber auch in Deutschland aufgetreten sein sollen. Dieses Problem sei älter als die Corona-Krise.

„Selbst wenn Intensivkapazitäten ausgeschöpft sein sollten, können COVID-Patienten stationär behandelt werden“, versichert Sturm. Speziell in seinen Kliniken stünden mit den sogenannten Intermediate-Care-Stationen adäquate Einrichtungen zur Verfügung.

Diese wiesen zwar nicht alle verschärften Standards einer Intensivstation auf, ermöglichten aber dennoch eine intensivere und speziellere stationäre Heilbehandlung als reguläre Stationsbetten. Für die meisten Corona-Fälle, die eine über den stationären Standard hinausgehende Behandlung erforderten, reichten auch diese Einrichtungen aus.

Fresenius betreibt auch Kliniken in Spanien

Sturm sieht inmitten der „zweiten Welle“, die mittlerweile auch in den 89 deutschen Helios-Kliniken angekommen sei, „insgesamt noch ausreichend Kapazitäten“. Derzeit habe man mehr als 1.400 Corona-Patienten in Behandlung, davon etwa 280 auf Intensivstationen. Zusätzlich zu den vorhandenen 1.400 Intensivbetten könne man kurzfristig weitere 1.000 zum Einsatz bringen.

Fresenius habe seit Frühjahr rund 9.000 Corona-Patienten hierzulande behandelt, davon 27 Prozent auf Intensivstationen. Es gebe also aktuell weniger schwere Verläufe, so Sturm. Im stark betroffenen Spanien, wo Helios ebenfalls aktiv ist und es generell weniger Intensivbetten gibt, sei die Sterblichkeit ähnlich wie in Deutschland.

Um Engpässe zu vermeiden, gelte es, die Krankenanstalten besser zu vernetzen. Im eigenen Haus werde dies bereits praktiziert, schildert Sturm. Zwar sei nicht jeder Patient transportfähig, aber mehr Transparenz und eine Verteilung dafür geeigneter Patienten weg aus den Hotspots würden die dortigen Kliniken entlasten. „Hier können wir besser werden“, betont der Fresenius-CEO. Ein zentrales Register für Patienten würde hier vieles erleichtern, allerdings stoße diese Idee immer noch auf erhebliche Widerstände.

„Gehen Sie trotz allem zum Arzt!“

Sturm wiederholte seine bereits im Frühjahr vorgetragene Kritik an der Politik, die einseitig auf die Corona-Krise ausgerichtet sei und deshalb auch den Kliniken enge Vorgaben mache, wie viele Betten für mögliche Corona-Fälle reserviert bleiben müssten. Es gehe Sturm nicht um die wirtschaftlichen Aspekte nicht genutzter Kapazitäten. So ernst man Corona nehmen müsse, so unangebracht sei es, andere gefährliche Erkrankungen zu vernachlässigen.

Herzinfarkte und Schlaganfälle blieben unabhängig davon ein Risiko. Es sei nicht zu empfehlen, aus Angst vor Corona Vorsorgeuntersuchungen ausfallen zu lassen. Unterbleibt die Beobachtung dieser Risiken, könne es schon bald andere Formen von Übersterblichkeit geben, etwa beim Krebs. Der Fresenius-Vorstandschef richtet eine dringliche Botschaft an die Bevölkerung:

„Ich appelliere an die Menschen: Gehen Sie zum Arzt!“

Ärzte und nicht Politiker sollen Entscheidungen treffen

Generell sollten, so Sturm, über die Art und Weise, wie Krankenanstalten ihre Behandlungen organisieren und durchführen, „nicht Politiker aus der Ferne entscheiden, sondern Ärzte vor Ort“. Die Hälfte der Kapazitäten in den Helios-Kliniken sei von elektiven Eingriffen belegt, Patienten blieben im Schnitt vier Tage. „Wir können also in vier Tagen ein halbes Krankenhaus freiräumen.“

Im „Handelsblatt“ meinte Sturm bereits Ende November in einem Gastkommentar, man solle nicht der Versuchung nachgeben, das bald zu Ende gehende Jahr 2020 abzuhaken. Vielmehr solle man analysieren, was man an positiven Lehren aus der Pandemie mitnehmen könne und welche Verbesserungen stattfinden müssten.

Digitalisierung bringt Chancen für die Medizin

Sturm zeigte sich zufrieden mit den Leistungen des eigenen Unternehmens in der Pandemie, auch mit Blick auf die europäische Solidarität:

„Als uns aus Spanien täglich schlimmere Nachrichten über Infektions- und Todeszahlen erreichten, meldeten sich spontan mehr als 200 Ärztinnen und Ärzte und Pflegekräfte aus unseren deutschen Helios-Kliniken, um ihren spanischen Kollegen zu helfen.“

Dies erfülle ihn mit Stolz und diese praktische Solidarität im Kleinen solle auch die Politik leiten.

Generell habe der private Sektor des Gesundheitswesens sich als flexibel und widerstandsfähig erwiesen, was es ihm erleichtert habe, durch die Corona-Krise zu kommen. Außerdem sei es in der Zeit der Pandemie zu bedeutsamen Innovationen gekommen. Dies bezieht Sturm nicht nur auf die Entwicklung von Impfstoffen, sondern auch auf die Arbeitswelt und die Vernetzung im Gesundheitswesen.

Die Digitalisierung habe in dem Bereich große Fortschritte gemacht und könne künftig für Online-Sprechstunden oder Distanz-Behandlungen ebenso genutzt werden wie für die Vernetzung von Gesundheitseinrichtungen oder die Auswertung von Gesundheitsdaten. Insgesamt sei sie eine große Chance für die Medizin und mache diese „besser und fairer – weil zugänglicher“. Bei aller gebotenen Sorgfalt im Umgang mit Patientendaten gelte: „Daten können Leben retten.“

Experten trauen Fresenius-Aktie nach schwachem Jahr Steigerung zu

Obwohl die Unwägbarkeiten des Corona-Jahres auch an dem DAX-Konzern nicht spurlos vorbeigegangen waren, geht Sturm davon aus, dass Fresenius die – zuletzt nach unten angepasste – Jahresprognose halten könne.

Der „Onvista-Analyzer“ sieht es ähnlich und weist über das Jahr gerechnet 82 Kaufempfehlungen aus, 27 für „Halten“ und nur drei für „Verkaufen“ – obwohl der Titel über das Jahr um 24 Prozent abgebaut habe. Insgesamt ergebe die Einschätzung des Marktes aber eine klare Empfehlung für Anleger, die diese Aktie innehaben, sie im Depot überzugewichten.

Das Management hinter der Fresenius-Aktie nehme derzeit bedeutsame Baustellen in Angriff, auf die es auch Investoren wirklich ankomme. Auch in den USA könnte Fresenius auf ein größeres Engagement spekulieren. Man halte in Erwartung eines Führungswechsels im Weißen Haus und der wirtschaftlichen Lage eine Senkung der Kosten im Gesundheitsbereich für denkbar. Dies könne auch für die Tochtergesellschaften Kabi und Medical Care Chancen bieten.

(Mit Material von dpa)

 



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