INF-Ende: Friedensorganisationen fordern Einsatz der Bundesregierung gegen Wettrüsten

Reaktionen verschiedener Gruppierungen auf den Ausstieg der USA aus dem INF-Vertrag folgten prompt. Bundeskanzlerin Merkel solle bei Gesprächen mit Russland nicht nur die Nato verteidigen, wird von einigen gefordert.
Titelbild
Ein russisches Yars RS-24 interkontinentales ballistisches Raketensystem fährt während der Probe für eine Militärparade durch Moskau - Beim INF Vertrag ging es um die Raketen mit kürzerer Reichweite. (Symbolbild).Foto: KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP/Getty Images
Epoch Times1. Februar 2019

Nach der Aufkündigung des INF-Abrüstungsvertrags durch die USA haben die Friedens- und Abrüstungsorganisationen Ican und IPPNW die Bundesregierung aufgefordert, alles gegen ein mögliches neues Wettrüsten und eine Stationierung von neuen nuklearen Mittelstreckenraketen in Europa zu tun. „Die Bundesregierung sollte jetzt aufhören, nur auf der Seite der Nato zu stehen“, sagte Xanthe Hall, Abrüstungsreferentin der IPPNW und Vorstandsmitglied von Ican Deutschland, der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. „Die Bundesregierung sollte jetzt klar im Sinne der deutschen Bevölkerung sagen: Wir wollen hier keine Atomwaffen, wir wollen keinen neuen Kalten Krieg in Europa haben.“

Hall sprach von einer „sehr großen Enttäuschung“, dass die USA und Russland „es nicht geschafft haben, vernünftig über die Vorwürfe zu reden“. Der INF-Vertrag verbietet landgestützte Raketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite zwischen 500 und 5500 Kilometern, die Atomsprengköpfe tragen können. Die USA und die Nato werfen Russland vor, mit seinem Marschflugkörper 9M729 gegen das Abkommen zu verstoßen. Moskau bestreitet dies. Die USA erklärten am Freitag ihren Ausstieg aus dem Abkommen; damit beginnt eine sechsmonatige Frist, an deren Ende die Kündigung formell in Kraft tritt.

Mit Blick auf die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an Russland und die Ankündigung, nun mit Moskau verstärkt Gespräche führen zu wollen, sagte Hall: „Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, wenn man nur mit Russland redet und gleichzeitig die Nato in Schutz nimmt.“ In der im INF-Vertrag vorgesehenen Sonderkommission müssten die „gegenseitigen Vorwürfe“ geprüft werden. Die einseitige Parteinahme für die Nato habe „sehr viel mit der gegenwärtigen Angst zu tun, dass die Nato auseinanderfällt“.

Da allerdings weder die USA noch Russland anscheinend ein echtes Interesse daran hätten, am INF-Vertrag festzuhalten, weil er ihnen zu viele Einschränkungen auferlege, sei sie „wenig optimistisch“, dass zur Wahrung des Vertrags weiter verhandelt werde, sagte Hall der AFP.

(afp)



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