Krankenhaus oder Konzentrationslager? – China errichtet landesweit Isolationsunterkünfte für Symptomlose

Chinesen gehen auf die Straßen und protestieren gegen die Corona-Politik, während die Regierung die sogenannten Fangcang-Krankenhäuser mit quadratischen Kabinen aufbaut. Sie sollen hauptsächlich für Symptomlose oder Menschen mit leichten Infektionen sein. Medizinische Versorgung? Fehlanzeige.
Titelbild
Diese Luftaufnahme vom 2. Februar 2020 zeigt das Huoshenshan-Krankenhaus bei Wuhan, was so viel bedeutet wie „Berg des Feuergottes“. Die chinesische Armee erhielt am 2. Februar die Kontrolle über das fast fertiggestellte Fangcang-Krankenhaus, welches Patienten mit Coronavirus behandeln soll.Foto: STR/AFP über Getty Images
Von 30. November 2022


Ein Feuer in Ürümqi erschüttert Chinas Gesellschaft. Die Fluchtwege und Eingangstüren des Hochhauses waren aufgrund von Lockdown-Anordnungen blockiert. Die Feuerwehr konnte wegen Barrieren rund um das Haus erst spät eingreifen. Es gab nach offiziellen Angaben zehn Todesopfer und neun Verletzte. Inoffiziell wird jedoch von weitaus mehr Opfern berichtet. Unter den Toten sollen auch viele Kinder sein.

Die Menschen in Ürümqi protestierten daraufhin gegen die Lockdowns und die Null-COVID-Politik des Pekinger Regimes. Landesweit kam es zu Trauerkundgebungen an zahlreichen Universitäten und zu wütenden Straßenprotesten, die sich zunehmend auch gegen das KPC-Regime selbst richten. Die Menschen haben genug von der Tyrannei der Partei und ihrer Führer, genug auch von einem sinnlosen und opfervollen Kampf gegen ein Virus, das sich nicht einsperren lässt – auch nicht von der Kommunistischen Partei Chinas.

Doch die Parteiführer haben sich in den Kampf gegen Omikron verbissen – und wollen oder können nicht mehr loslassen. Die Omikron-Variante des Coronavirus wird als hochinfektiös und meist mild im Verlauf beschrieben. Viele Menschen merken gar nicht, dass sie mit dem Virus infiziert sind oder haben nur leichte Erkältungssymptome. Dennoch werden schon bei Einzelfällen ganze Wohnviertel abgesperrt, Quarantänen im Umfeld der Betroffenen verhängt – selbst wenn die Menschen gar keine Krankheitssymptome haben.

Am 17. November forderte die Nationale Gesundheitskommission der Kommunistischen Partei Chinas laut dem chinesischen Internetportal „Sohu“ dazu auf, den Bau von Notfallkrankenhäusern zu beschleunigen. Auch forderte man: „Lokale Messezentren und Sportstadien sollten für Fangcang-Krankenhäuser vorbereitet werden“. Fangcang, diesen Begriff kennen manche noch aus der Zeit des Lockdowns von Wuhan zu Beginn der Corona-Pandemie. Er bedeutet „Quadratische Kabine“ und war damals schon mit Berichten über katastrophale Zustände verbunden. Wuhan rühmte sich derzeit auch für sein in zehn Tagen erbautes Container-Krankenhaus. Militärisches Personal bewachte den Komplex mit den vielen kleinen Unterbringungsboxen.

Per Corona-Test ins Fangcang-„Krankenhaus“

Der ehemalige Direktor für Virologie am US Army Research Institute, Dr. Lin Xiaoxu, sagte gegenüber der chinesischsprachigen Epoch Times, dass die KPC-Behörden die Fangcangs im Voraus vorbereiten und gleichzeitig den Einsatz medizinischer Routineressourcen minimieren. Die Quarantänen in den Fangcangs würden in der Praxis im Wesentlichen keine medizinische Unterstützung bieten. Das mache sie im Grunde genommen zu einem Ort, an dem asymptomatische (symptomlose) Personen willkürlich festgehalten werden.

Der Virologe warnt: „Die Regierung kümmert sich nicht um mögliche Kreuzkontaminationen bei asymptomatischen oder leicht symptomatischen Personen“. Ebenso würde die chinesische Regierung nicht verlangen, dass man Personal aus irgendeiner medizinischen Einrichtung zur Beurteilung der asymptomatischen Fälle hinzuziehen müsse. „Das einzige Kriterium sind die höchst voreingenommenen und missbräuchlich gebrauchten Corona-Tests.“ Daher stehe es der Regierung auf allen Ebenen frei, die Menschen zu kontrollieren und ihrer persönlichen Freiheit zu berauben. Denn: „Sie kontrollieren einfach die Interpretation der Ergebnisse der Corona-Tests.“

„Konzentrationslager“ mit Todesrisiko

Dr. Lin meint: „Die quadratische Kabine ist eigentlich ein getarntes Konzentrationslager. Wer in einem Fangcang unter grundlegenden medizinischen Problemen leide, werde es viel schwerer haben, rechtzeitig behandelt zu werden. Es werde also nur noch mehr Menschen geben, die schwer krank werden oder sogar sterben, weil sie in den quadratischen Kabinen eingesperrt sind“.

Auf der anderen Seite steht die Omikron-Variante des Coronavirus. Dr. Lin ist der Meinung, dass sie weniger pathogen sei als das Grippevirus. Die Regierung ignoriere die tatsächliche Situation aber. Deshalb nutze die Kommunistische Partei Chinas die wissenschaftliche Seuchenprävention als Vorwand, „um eine große Zahl von Konzentrationslagern in der chinesischen Gesellschaft einzurichten“. Damit nutze man Praxis und Erfahrung bei der Einrichtung einer großen Zahl von Konzentrationslagern in Xinjiang, um diese auf das ganze Land auszuweiten.

见证广州速度,预15天,8.7万个床位,广州南沙万顷沙方舱医院已迅速成型! pic.twitter.com/RYumgd79wD

— myh (@myh4103) November 21, 2022

In einem Video, veröffentlicht am 21. November, soll ein großes Fangcang-Lager in Guang’an, Provinz Sichuan, zeigen. Dem Kommentar der Internetuserin nach würden dort Menschen aus Sichuan und Chongqing leben.

广安最大的方舱,里面住着四川,重庆各市区的人。 pic.twitter.com/wAwELGSNCW

— myh (@myh4103) November 21, 2022

Einen Tag später postete ein User ein Video von einem anderen Fangcang-Krankenhaus: „Das Fangcang-Krankenhaus in Tianjin Meijiang ist bereit!“

天津梅江方舱医院已经准备好! pic.twitter.com/64kyM2tBWQ

— myh (@myh4103) November 22, 2022

Guangzhou im Baufieber – User fragen: Warum?

In manchen von Omikron betroffenen Städten hatte man erste Kabinenkrankenhäuser in Betrieb genommen, beispielsweise im Guangzhou, der Hauptstadt der südchinesischen Provinz Guangdong.

„China News Weekly“ berichtete am 15. November über seinen offiziellen Weibo-Account, dass die Gesundheitskommission der Stadt Guangzhou die Fertigstellung von sechs dieser quadratischen Kabinenkrankenhäuser bestätigt hat. Darin soll Platz für mehr als 20.000 Betten sein. Den Angaben nach werden dort 4.000 medizinische Mitarbeiter eingesetzt – „hauptsächlich für die Isolierung und Beobachtung asymptomatischer Infektionen“. Einer Analyse der chinesischsprachigen Epoch Times nach hätten Internetnutzer die Meldung skeptisch kommentiert: „Warum sich die Mühe machen, so viel Arbeitskraft und finanzielle Ressourcen für eine quadratische Hütte aufzuwenden, wenn man auch gut zu Hause bleiben kann?“ Ein anderer User befürchtet: „Wenn die Einrichtung des Fangcang-Krankenhauses nicht verbessert wird, wird es sich in ein schreckliches Gefängnis verwandeln!“

In einer Meldung der Provinzregierung vom 18. November heißt es, dass am 16. November 8.761 neue Infektionen hinzugekommen seien, 8.486 davon ohne Symptome, 275 mit milden Symptomen. In Guangzhou sei mit dem Bau von Notunterkünften begonnen worden. Es sollen 114.392 Betten in Quadratkabinen und 132.015 Betten in Isolationszimmern aufgebaut werden. Die Bauarbeiten sind bereits fortgeschritten. Dem Bericht nach seien 16 Projekte mit 39.164 Betten fertiggestellt, darunter das Fangcang-Krankenhaus Pazhou im Stadtbezirk Haizhu (16.720 Betten) und das im Biosicherheitspark des Stadtbezirks Huangpu (1.500 Betten). Weitere Bauten für 75.228 Betten befinden sich demnach noch in der Bauphase.

Am 19. November fragte der in China berühmte Mikroblogger „Liu Ping“ aus Guangzhou: „Es gibt nur einen schweren Fall unter 30.000 Infizierten in Guangzhou, nach diesem Verhältnis, selbst wenn 20 Millionen Menschen gleichzeitig infiziert sind, gibt es nur ein paar Hundert schwere Fälle, ein gewöhnliches Krankenhaus kann sie aufnehmen, warum müssen wir ein 300.000 Quadratmeter großes Krankenhaus auf einmal bauen? Es ist wirklich unklar, was der Zweck des 300.000 Quadratmeter großen Fangcang-Krankenhauses ist.“

Tatsächlich berichtete „Sina“ am 23. November von noch größeren Ausmaßen, die die Bauten der Stadtregierung von Guangzhou umfassen. Sieben Fangcang-Lager habe man neu errichtet. Sechs in den Stadtbezirken Nansha, Zengcheng, Huangpu, Baiyun, Tianhe, Huadu und eine in der Nachbarstadt Qingyuan. Die Gesamtfläche der Anlagen soll über 1,04 Millionen Quadratmetern umfassen und mehr als 100.000 Betten beherbergen.



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