Größte Bedrohung seit Dot.com-Blase
Wie bei Alan Greenspan vor ihm, wird auch das Vermächtnis des US-Notenbank Präsidenten Ben Bernanke dadurch bestimmt, in wie weit er in der Lage ist, die US-Wirtschaft in diesem Jahr vor einer möglichen Konjunkturschwäche zu bewahren.
Bei der größten Bedrohung für die weltweite Wirtschaft seit dem „Dot-Com“-Kollaps hat sich die Unternehmensschädigung durch die US-Hypothekenkrise und die resultierende schlechte Situation am Kreditmarkt weit ausgedehnt.
Hausbesitzer können dem Wertverfall ihrer Häuser zusehen. Während die hypothekengestützten Vermögenswerte Verluste erleiden, werden die Gewinne der Banken und Unternehmen beeinträchtigt. Dies zieht den Aktienmarkt und den Wert der Investitionen der Anleger mit nach unten.
Die Arbeitslosigkeit wird wahrscheinlich steigen, da viele Arbeitsstellen während der letzten zehn Jahre im Kreditsektor entstanden sind. Wenn die Einführungssätze der Subprime-Hypotheken auslaufen und die Marktsätze in Kraft treten, werden die Kreditnehmer weiterhin Liquiditätsprobleme haben. Bei bereits hohen Benzinpreisen könnte ein allgemeiner Rückgang der amerikanischen Verbraucherausgaben eine weltweite Wirtschaftskatastrophe auslösen – nicht zu sprechen von den durch Finanzinstituten auf der ganzen Welt investierten riesigen Summen in anleihengestützte US-Fonds, die jetzt kollabiert sind.
Ökonomen führen den Beginn der Hypothekenkrise auf die US-Geldpolitik nach dem „Dot-Com“-Kollaps und den Terroranschlägen vom 11. September zurück. Extrem niedrige Zinssätze und der Aufruf des ehemaligen Präsidenten Bill Clinton an die Konsumenten „raus(zu)gehen und ein(zu)kaufen“ erzeugte einen seit Jahrzehnten nicht mehr dagewesenen Boom am Wohnungsmarkt.
Zwischen 1997 und 2006 stiegen Untersuchungen zufolge die Durchschnittspreise für amerikanische Häuser um nahezu 125 Prozent. Leicht verfügbare Kredite und eine vereinfachte Praxis der Kreditgewährung sowie steigende Preise auf dem Wohnungsmarkt ermöglichten vielen „bonitätsschwachen“ Schuldnern – Kreditnehmer mit geringem Einkommen oder schlechter Bonität – Darlehen zu erhalten, und Hypotheken mit flexibler Verzinsung (ARM) lockten mit niedrigen Zinsen.
Der perfekte Sturm
Viele Hypothekenfirmen übersahen dabei das Risiko der Kreditgewährung an bonitätsschwache Hypothekennehmer. Bei steigenden Grundstückspreisen gingen die Banken selbst dann, wenn ein Schuldner in Verzug geriet, davon aus, dass ein beliehenes Haus immer noch gewinnbringend verkauft werden konnte. Gier, vom Spekulanten über Hypothekenfirmen bis zu Investmentbanken und eine optimistische Aussicht im Hinblick auf den amerikanischen Wohnungsmarkt, erzeugten den perfekten Sturm.
„Viele Hypothekenfirmen haben ihre Normen für den Kreditbezug heruntergesetzt, und wir haben viele Geschäfte an geschicktere Hypothekenfirmen verloren, die risikoreichere Kredite angeboten haben. Die Lockerung von Vergabenormen wurde zu einer Branchennorm. Um Volumen zu erzeugen, hat das jeder gemacht,“ sagte ein ehemaliger Hypothekenhändler von der Countrywide Financial Corp., der nicht genannt werden möchte. 2006 galten 20 Prozent aller Hypotheken als faule Hypotheken.
Ende 2006 zeigte der Wohnungsmarkt Zeichen der Überhitzung. Zinssätze krochen ebenfalls in die Höhe, und viele Problem-Kreditnehmer waren nicht in der Lage, rechtzeitige Zahlungen für ihre Wohnungen zu tätigen, von denen viele weit über ihrem tatsächlichen Wert angesetzt worden waren.
Am stärksten traf es die Verbraucher. Von Juli bis September 2007 unterlagen fast 500.000 Wohnungen (Häuser) in den Vereinigten Staaten einer Zwangsvollstreckung, so AP.
In ihrem Artikel „Your House is Not a Piggy Bank,“ diskutierte Amy Hoak von MarketWatch die Gefahren durch den Eintritt ins Rentenalter der geburtenstarken Jahrgänge in den USA. Sie führte an, dass viele Verbraucher nicht ausreichend für ihren Ruhestand vorsorgen würden und von dem Wert ihrer Wohnungen – Eigenheimkapital – als Ruhestandskonzept abhängig wären.
Weitreichende Auswirkungen
Die Auswirkungen des Hypotheken-Kollapses waren weitreichend. Hypothekenfirmen und Banken gaben komplizierte Bonds heraus, und sekundäre Sicherheiten, die von den Einnahmen der Hypothekenzinsen finanziert waren, die überall verkauft wurden. Hedge-Fonds, Investmentbanken und institutionelle Anleger kauften diese Anlagen, da sie zum damaligen Zeitpunkt unbedingt vom Hypothekenboom profitieren wollten.Dann brach 2007 alles zusammen. Da die Wohnungspreise fielen, sank der Wert dieser Bonds, und Verluste türmten sich.
Die Auswirkung auf den amerikanischen Finanzsektor waren niederschmetternd. Einige Hypothekengeber wie beispielsweise die New Century Financial Corp. und die American Home Mortgage sind bankrott. Merrill Lynch berichtete hypothekenbasierte Verluste von bis zu 15 Milliarden US-Dollar, und Morgan Stanley meldete mehr als 10 Milliarden US-Dollar Verluste. CNN errechnete, dass sich Ende Dezember die Verluste bei Finanzinstituten durch faule Kredite insgesamt auf über 90 Milliarden US-Dollar beliefen.
Ausländische Märkte blieben nicht verschont. Die Schweizer Bank UBS AG schrieb 10 Milliarden Dollar an hypothekenbelasteten Aktiva ab, und der britische Kreditgeber Northern Rock Plc bat vergangenen September die Bank of England um ein Not-Darlehen aufgrund von Liquiditätsproblemen.
Die Krise in den USA war ein Segen für ausländische Währungen. So ist der Euro im Vergleich zum Dollar dramatisch gestiegen, und sogar der kanadische Dollar hat den US-Dollar das erste Mal in 30 Jahren hinter sich gelassen.
Viele Experten kündigen weitere Schmerzen für die nahe Zukunft an. In den nächsten 12 Monaten wird für ARM-Kredite, die in den vergangenen zwei Jahren ausgestellt wurden, auf höhere Zinssätze zurückgestellt. Bei einer zunehmend schwierigeren Rückfinanzierung könnten rechtzeitige Zahlungen für mehr Hauseigentümer unmöglich werden.
Präsident George Bush hat letzten Monat vorgeschlagen, dass ein Teil der Hypothekenschuldner die Einführungszinssätze bis zu fünf Jahren beibehalten darf. Unternehmen versuchen sich auch verzweifelt abzusichern, während Hypothekengeber ihre Kreditpolitik verschärfen.
Einige sprechen bereits von einer Rezession. Während die Welt aufmerksam zuschaut, erfordert das Aufhalten des Niedergangs am US-Hypothekenmarkt gemeinsame Bemühungen von Behörden, Verbrauchern, dem Bankensektor und der Zentralbank. Wie die Vereinigten Staaten aus der Hypothekenkrise herauskommen, kann sehr wohl die Zukunft der Weltwirtschaft 2008 und darüber hinaus bestimmen.
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