Großbritannien: Billigere Energie wichtiger als intensiverer Klimaschutz

Einer Umfrage zufolge nehmen die Bürger in Großbritannien die Energiekrise als Hauptproblem wahr. Bezahlbare Energie sei wichtiger als mehr Klimaschutz.
Titelbild
Offshore Öl- und Gasproduktion.Foto: istock
Von 1. Oktober 2022

Einer Deltapoll-Umfrage im Auftrag der in Abu Dhabi erscheinenden Zeitung „The National“ zufolge beunruhigt die Energiekrise Briten stärker als der Klimawandel. Grundsätzlich wünschen sich Bürger in Großbritannien sowohl bezahlbare Energie als auch effektiven Klimaschutz. Geraten beide Ziele miteinander in Konflikt, haben sie jedoch eine eindeutige Präferenz.

Befragte: Klimaschutz nicht auf Kosten der Grundbedürfnisse

Deltapoll fragte, ob bei einer Entweder-Oder-Entscheidung günstige Lebenshaltungskosten oder grüne Initiativen Vorrang genießen sollten. Darauf erklärten 71 Prozent, dass die Senkung der Energiekosten im Mittelpunkt stehen sollte, während nur 22 Prozent den Klimawandel wählten. Deltapoll befragte 2.096 Personen über 18 Jahre im Zeitraum von 9. bis 12. September.

Anlass der Umfrage waren jüngste Entscheidungen der britischen Regierung unter Premierministerin Liz Truss. Diese hatte unter dem Eindruck der Energiekrise entschieden, das zuvor geltende Frackingverbot aufzuheben. Zudem weitet Großbritannien die Förderung von Öl und Erdgas in der Nordsee aus.

Das Stimmungsbild war flächendeckend einhellig. Auch unter jüngeren Wählern und in eher linksgerichteten Regionen wie Schottland, Wales oder London gelten die hohen Energiepreise als primäres Problem.

Wirtschaftsminister: Fracking zu Hause umweltfreundlicher als LNG-Tanker auf den Meeren

In der Zusammenfassung des Umfrageergebnisses von Deltapoll hieß es:

Die Menschen waren mit überwältigender Mehrheit der Meinung, dass die oberste Priorität der britischen Regierung in der Senkung der Energiekosten und nicht in der Bekämpfung des Klimawandels liegen sollte.“

Zuvor war die Inflation auf ein 40-Jahreshoch gestiegen und Ökonomen befürchteten eine Rezession in Großbritannien. Daraufhin vergab die Regierung mehr als 100 neue Bohrlizenzen für die Nordsee an Öl- und Gasunternehmen. Greenpeace drohte rechtliche Schritte dagegen an.

Wirtschaftsminister Jacob Rees-Mogg machte unterdessen deutlich:

Die Regierung ist nach wie vor dem Ziel verpflichtet, bis 2050 einen Netto-Null-Emissionshandel zu erreichen, aber wir müssen dorthin gelangen, und um das zu erreichen, brauchen wir Öl und Gas.“

Die Aufhebung des Frackingverbots sei zudem ein dringendes Gebot zur Gewährleistung der Energiesicherheit, betonte Rees-Mogg. Außerdem wirkten sich Frackingbohrungen im eigenen Land weniger stark auf das Klima aus als der „Transport von verflüssigtem Erdgas in Tankern um die halbe Welt“.

Großbritannien hält an Projekten für besseren Klimaschutz fest

Was den Klimaschutz anbelangt, sehen dennoch 48 Prozent der Briten ihr Land auf einem falschen Weg. Diese Einschätzung ist vor allem bei jüngeren Befragten verbreitet. Für richtig halten 29 Prozent die Ansätze der britischen Regierung in diesem Bereich. Ein weiteres Viertel war sich nicht sicher.

Im Vorjahr war Großbritannien Gastgeber des Weltklimagipfels. Anhänger stärkerer Klimaschutzbemühungen halten bezahlbare Energie und geringere CO₂-Emissionen nicht für einen Widerspruch.

Joan Edwards von der Organisation „The Wildlife Trusts“ hält den Umstieg auf erneuerbare Energien längerfristig für günstiger als das Forcieren fossiler Energieträger. Sie meint:

Die Energiekrise sollte eine Gelegenheit sein, die Produktion von erneuerbaren Energien zu steigern, um eine langfristige, nachhaltige Versorgung zu gewährleisten.“

Energieeinsparungen und eine effizientere Nutzung der Energie könnten sowohl die Kosten als auch die Kohlenstoffemissionen senken. Experten wünschen sich eine bessere Isolierung von Häusern, um beide Ziele zu erreichen. Großbritannien hat Pläne für einen massiven Ausbau der Offshore-Windenergie bis 2050, was ebenfalls beiden Zielen dienen sollte.



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