Hätte Putin den Ukraine-Krieg auch mit Trump als US-Präsident gestartet?

Der Krieg in der Ukraine erschüttert die Welt. Für die russische Armee verläuft der Einmarsch nicht wie erwartet. Die Ukrainer kämpfen unerbittlich für ihre Freiheit. Viele fragen sich, ob das Blutvergießen zu verhindern gewesen wäre. Vielleicht mit Donald Trump als amerikanischem Staatschef?
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Ukrainische Soldaten in der Nähe von Kiew. 1. März 2022.Foto: GENYA SAVILOV/AFP via Getty Images
Epoch Times6. März 2022


Seit fast zwei Wochen tobt der Krieg in der Ukraine. Tausende Menschen sind bereits gestorben, Millionen auf der Flucht. Ein schnelles Ende des blutigen Konflikts ist nicht in Sicht. Die Frage, die sich nun viele stellen: Wäre der Krieg zu verhindern gewesen? Etwa dann, wenn Donald Trump noch das US-Präsidentenamt innehätte?

Für Kurt Volker, ehemaliger US-Botschafter bei der NATO, ist diese Frage nicht einfach zu beantworten. In einem Interview mit „Sky News“ sagte er am Sonntag: „Das ist schwer zu sagen“. Der ehemalige Präsident Trump sei „höchst unberechenbar“ gewesen. „Ich glaube, Putin war sich nicht sicher, was Trump tun würde“, sagte Volker mit Blick auf die seit Jahren schwellende Ukraine-Krise.

Putin hätte wahrscheinlich gedacht, Trump sei mit der Anwendung von Gewalt vertraut. „Schauen Sie sich an, wie wir den Chef der iranischen Revolutionsgarde ausgeschaltet haben“, sagte Volker und verweist auf das von Trump angeordnete Soleimani-Attentat.

Volker sagte auch, kurz vor der Ukraine-Invasion seien die Absichten Putins „immer deutlicher“ geworden. „Ich war mir nicht sicher, ob er versuchen würde, das ganze Land zu übernehmen und die Regierung abzusetzen, oder nur Teile der Ostukraine“, erklärte Volker und fügte hinzu: „Traurigerweise ist jetzt klar, dass er Selenskyj töten, die Regierung stürzen und das ganze Land kontrollieren will.“

Der russische Staatschef habe sich mit seinem Vorgehen auch keinen Ausweg gelassen. „Er hat seine Militäroperation mit dem Gedanken gestartet, dass sie zwei oder drei Tage dauern könnte. Es würde relativ einfach sein. Sie würden die Ukraine übernehmen. Offensichtlich ist das nicht der Fall.“

Die russischen Streitkräfte seien an vielen Stellen festgefahren und hätten viele Verluste erlitten, so der Experte weiter. Zudem würden die heftigen Sanktionen die russische Wirtschaft nun stark treffen.

Putin droht Ukraine mit Ende der Eigenstaatlichkeit

Trotz der Rückschläge hat Putin seine Drohungen an die Ukraine nochmals verstärkt und das Nachbarland vor einem Verlust der Eigenstaatlichkeit gewarnt. Zugleich ließ der Kreml-Chef seine Truppen weiter wichtige Städte in der Ukraine angreifen. Kiew warf Moskau am Sonntag vor, die Bombardierung der historischen Hafenstadt Odessa vorzubereiten. In der seit Tagen unter russischem Beschuss stehenden Hafenstadt Mariupol sollte derweil eine Feuerpause die Evakuierung von Zivilisten ermöglichen. Die humanitäre Situation vor Ort ist nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) „katastrophal“.

Die westlichen Sanktionen gegen sein Land kämen „einer Kriegserklärung“ gleich, erklärte Putin. Er warnte zudem Richtung Kiew: „Die derzeitigen Machthaber müssen verstehen, dass sie die Zukunft der ukrainischen Eigenstaatlichkeit in Frage stellen, wenn sie weiterhin tun, was sie tun.“

Eineinhalb Wochen nach ihrem Einmarsch in die Ukraine erhöhten die russischen Streitkräfte den militärischen Druck auf die Großstädte des Nachbarlandes. Heftige Angriffe gab es in der Nacht zum Sonntag nach ukrainischen Angaben rund um Kiew, Charkiw und Mykolajiw. In der Region Kiew hinterließen die Angriffe eine Spur der Verwüstung.

Über 1,5 Millionen Menschen auf der Flucht

Verheerend ist die humanitäre Situation derzeit insbesondere in der strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol. Der Notfalldirektor von Ärzte ohne Grenzen (MSF), Laurent Ligozat, sagte der Nachrichtenagentur AFP, in der Stadt gebe es kein Wasser und keinen Strom mehr, die Lebensmittel würden knapp. Zivilisten müssten dringend aus der Stadt gebracht werden.

Am Sonntag erklärten die Behörden der Hafenstadt, sie würden einen erneuten Versuch starten, um die Einwohner über humanitäre Korridore in Sicherheit zu bringen. Es sei eine Feuerpause mit den russischen Truppen vereinbart worden, welche die Stadt belagern. Demnach sollte der Korridor bis in die etwa drei Stunden Autofahrt entfernte Stadt Saporischschja reichen. Eine erste geplante Evakuierungsaktion aus Mariupol war am Samstag gescheitert. Beide Seiten gaben sich gegenseitig die Schuld am Bruch der dafür vereinbarten Feuerpause.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf den russischen Truppen derweil vor, die Bombardierung der historischen Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer vorzubereiten. „Sie bereiten die Bombardierung von Odessa vor. Odessa!“, sagte der Staatschef in einer Videobotschaft. „Das wird ein Kriegsverbrechen, das wird ein historisches Verbrechen.“

Wegen des Krieges in der Ukraine sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 1,5 Millionen Menschen aus dem Land geflohen. Es handele sich um die „am schnellsten anwachsende Flüchtlingskrise“ in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, erklärte die UNO am Sonntag im Online-Dienst Twitter.

Ukraine fordert mehr Unterstützung

Derweil kündigte Washington an, mit Polen an einer Vereinbarung über die Lieferung von Kampfflugzeugen aus der Sowjetzeit an die Ukraine zu arbeiten. Im Gegenzug könnten die USA Medienberichten zufolge Polen mit F-16-Kampfjets aus US-Produktion beliefern.

Kiew hatte am Samstag den Westen aufgefordert, die Militärhilfe für das belagerte Land zu verstärken. Präsident Selenskyj bat seine osteuropäischen Nachbarn um die Bereitstellung von Flugzeugen aus russischer Produktion, für die seine Piloten ausgebildet sind.

Kiew fordert von der westlichen Gemeinschaft zudem noch härtere Strafmaßnahmen gegen Russland, insbesondere gegen dessen Energiesektor. Den Appell der ukrainischen Regierung an die NATO, eine Flugverbotszone einzurichten, hat das Westbündnis unter Verweis auf eine drohende weitere Eskalation des Konflikts abgelehnt.

Putin warnt vor Flugverbotszone

Putin betonte am Samstag, dass die Schaffung einer Flugverbotszone über der Ukraine für Moskau eine rote Linie sei. Ein solcher Schritt würde „kolossale und katastrophale Folgen nicht nur für Europa, sondern für die ganze Welt“ haben, sagte er bei einem Treffen mit Mitarbeitern der russischen Airline Aeroflot.

Seine Bereitschaft, in dem Konflikt zu vermitteln, erklärte am Samstag Israels Regierungschef Bennett bei einem dreistündigen Treffen mit Putin in Moskau. Das Treffen sei mit den USA, Deutschland und Frankreich abgestimmt gewesen, hieß es. Anschließend informierte Bennett in Berlin Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über seine Bemühungen.

Zwischen Kiew und Moskau sollen am Montag erneute Verhandlungen anstehen. Beobachter glauben jedoch nicht an einen Durchbruch. (afp/red)



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