Hamas-Unterwelt: Mit Hilfsmillionen Tunnel für 30.000 Terroristen gebaut

Der Gazastreifen muss als ein Gebiet mit zwei Lebensebenen betrachtet werden: „eine Ebene für Zivilisten und eine für die Hamas“, sagt ein militärischer Sprecher Israels. „Weit mehr Tunnel, als wir uns vorstellen können“, gebe es. Es wird von einer Gesamtlänge von 500 Kilometern gesprochen – das ist weit mehr als die U-Bahnen von Berlin und Paris zusammen.
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Ein Mitglied der Terrororganisation „Islamischer Dschihad“ befindet sich in einem Tunnel im Gazastreifen am 17. April 2022.Foto: MAHMUD HAMS/AFP via Getty Images
Von 20. Oktober 2023

Das ausgedehnte Tunnelsystem der Hamas – auch bekannt als „Gaza-Metro“ – ermöglicht Überraschungsangriffe auf Israel. Es beherbergt auch mindestens ein großes Waffendepot und bietet derzeit etwa 30.000 Hamas-Terroristen Unterschlupf.

Laut dem US-Terrorismusexperten Colin Clarke wäre eine detaillierte Kenntnis der Tunnelsysteme für israelische Bodenoperationen unerlässlich. Einige von den Tunneln könnten sogar von Terroristen selbst gesprengt werden, um israelischen Soldaten Schwierigkeiten zu bereiten. Außerdem würden Terroristen in den Tunneln mit Leichtigkeit hinter dem Rücken der israelischen Truppen eindringen können.

„Die Vorbereitung auf einen Kampf in einem solchen Gelände ist unglaublich schwierig und würde umfangreiche Informationen über das Aussehen des Tunnelnetzes erfordern – die die Israelis möglicherweise nicht haben“, so Clarke. Und weiter heißt es, „die Hamas kennt ihre Tunnel im Schlaf“, erklärte der Experte. Dies zu erfassen, werde eine große Herausforderung für Israel sein.

Die Hamas existiert im Untergrund des Gazastreifens

Nach den Terroranschlägen Anfang Oktober hat sich Israel das Ziel gesetzt, die Hamas vollständig zu zerschlagen und sie für „mindestens fünfzig Jahre“ handlungsunfähig zu machen, wie lokale Medien berichten. Sie betonten jedoch, dass es sich nicht um einen Krieg zwischen Ländern handele, sondern um ein hartes Durchgreifen gegen eine terroristische Organisation.

Die Hamas selbst versteckt sich im Wesentlichen im Untergrund des Gazastreifens, unter den Wohnblocks der Menschen, die dort leben. Dort befindet sich ein ausgedehntes unterirdisches Netzwerk von Bunkern; die Gänge werden insgesamt auf mehrere Hundert Kilometer geschätzt. Daher sind die Terroristen schwer auszuheben, vor allem – was erwartet wird –, wenn sie ihre Geiseln mit in den Untergrund nehmen.

Die Eingänge zu Gaza-Tunneln befinden sich unter Wohnhäusern, Moscheen und Schulen. In den engen Straßen und Gassen des Gebiets werden Sprengfallen und improvisierte Sprengsätze vermutet, die auf Befehl gezündet werden. Die israelische Armee wirft der Hamas vor, Millionen Hilfsgelder, die für die Zivilbevölkerung gedacht waren, für den Tunnelbau verwendet zu haben.

Dieses Bild, das am 18. Januar 2018 von der israelischen Seite der Grenze zum Gazastreifen aufgenommen wurde, zeigt einen Tunnel der Hamas in der Nähe des südisraelischen Kibbuz Kissufim. Foto: JACK GUEZ/AFP via Getty Images

Bewohner des Gazastreifens leben unter unterirdischer Kontrolle

Es gibt zahlreiche Berichte darüber, dass die Hamas die verarmte palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen, die sowohl finanziell als auch ideologisch von ihr abhängig ist, als menschliches Schutzschild benutzt.

Obwohl Tunnel schon in vielen Kriegen der Welt benutzt wurden, haben die Hamas-Terroristen nach Ansicht von Sicherheitsanalysten eine einzigartige Methode angewandt. Hier ist das gesamte Zentrum des Tunnelsystems weitgehend durch zivile Wohnhäuser an der Oberfläche geschützt. Zudem ist die palästinensische Bevölkerung seit Jahrzehnten der Terrororganisation ausgeliefert.

Schon bevor die Hamas im Jahr 2007 die Macht übernommen hat, baute die Organisation an dem Tunnelsystem. Damals versuchte die vorherige Regierung noch dagegen vorzugehen. Mehrere Tunnel wurden blockiert, weil sie für Waffenschmuggel genutzt wurden.

Hier schließen palästinensische Polizisten einen Tunnel im Flüchtlingslager Rafah, nahe der ägyptischen Grenze, 23. August 2003. Damals versiegelte die Palästinensische Autonomiebehörde drei Waffenschmuggeltunnel, die zwischen dem Gazastreifen und Ägypten verlaufen. Einige Schmuggler wurden verhaftet. Foto: SAID KHATIB/AFP via Getty Images

„Nur wer die Hamas unterstützt, kann dort leben“

Auf der einen Seite liegt der schmale palästinensisch besiedelte Gazastreifen an der Mittelmeerküste, der praktisch eine einzige Agglomeration mit 2,2 Millionen Einwohnern ist. Auf der anderen Seite befindet sich Israel. Der Gazastreifen war bereits zwischen 1967 und 2005 von Israel besetzt. Danach löste der israelische Staat einige seiner jüdischen Siedlungen auf und zog sich im Wesentlichen aus dem Gebiet zurück. Er überließ es der Palästinensischen Autonomiebehörde.

Letztere war nicht in der Lage, eine stabile Präsenz in der Region aufrechtzuerhalten und konnte sich nur zwei Jahre lang halten. Sie wurde 2007 von der extremistischen Hamas-Organisation gestürzt, die seither das Gebiet beherrscht. Die dort lebenden Menschen sind der Terrororganisation völlig ausgeliefert.

„Diejenigen, die die Hamas nicht unterstützen, haben dort nichts, womit sie ihren Lebensunterhalt sichern können. Ihnen werden Sozialleistungen und Wohnungen vorenthalten. Es gibt dort einfach keine Existenz ohne die Hamas“, sagte ein israelischer Sicherheitsbeamter gegenüber der Epoch Times unter dem Siegel der Anonymität.

Palästinenser in einem Tunnel, der für militärische Übungen genutzt wird, während einer Waffenausstellung in einem von der Hamas betriebenen Jugend-Sommercamp in Gaza-Stadt, 21. Juli 2016. Foto: MOHAMMED ABED/AFP via Getty Images

„Eine Ebene für Zivilisten und eine für die Hamas“

Bereits Ende vergangener Woche war das Tunnelsystem im Gazastreifen, das seit Jahrzehnten ein Operationszentrum der Hamas ist, ein wichtiges Ziel israelischer Luftangriffe. Die Militärs wissen genau, dass die wahren Ziele im Untergrund liegen, wenn sie die Organisation liquidieren wollen.

Jonathan Conricus, ein Sprecher der israelischen Armee, erklärte, der Gazastreifen müsse als ein Gebiet mit zwei Lebensebenen betrachtet werden: „Eine Ebene für Zivilisten und eine für die Hamas“. Er bezog sich damit auf die Tatsache, dass viele Terroristen tatsächlich – ständig – im Untergrund operieren.

„Viele der Gebäude über den Tunneln liegen bereits in Trümmern“, fügte der Sprecher hinzu, wie er von „Bloomberg“ zitiert wurde. Es gibt aber „weit mehr Tunnel, als wir uns vorstellen können“, sagte Conricus.

Die Hamas gab 2021 zu, dass sie ein Tunnelsystem von etwa 500 Kilometern Länge gebaut hat. Offizielle Zahlen haben dies nicht bestätigt, sodass die Passagen viel kürzer oder sogar viel länger sein könnten. In der Tat könnten viele solcher Passagen noch versteckt sein. Zum Vergleich: Die Gesamtlänge der U-Bahn in Berlin beträgt 155 Kilometer, die der Metro in Paris 214 Kilometer.

Die Grenze, bei der sogar eine unterirdische Mauer steht

Der Schutz von Tunneln ist an der Grenze besonders wichtig. Der Gazastreifen hat eine Fläche von 365 Quadratkilometern, die Grenze des Grenzstreifens zu Israel ist dabei etwa 60 Kilometer lang. Die Linie wurde vom israelischen Militär seit 2005 kontinuierlich ausgebaut.

Man kann die Grenzsperre mit einer modernen militärischen Festung vergleichen. In Erwartung der Minen der Hamas wurden die Mauern unterirdisch erweitert. Das Untertunneln wird durch riesige Betonelemente und darin eingebaute Bewegungsmelder verhindert.

Die Grenze des Gazastreifens. Foto: Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung Humanitärer Angelegenheiten (UN Office for the Co-ordination of Humanitarian Affairs)

In Vier-Stunden-Schichten arbeiten die israelischen Soldaten, die die Grenze bewachen, direkt an den Monitoren. „Während der ganzen Zeit können sie nicht einmal den Kopf vom Bildschirm abwenden. Sie müssen auch sehen, ob eine Maus nach Israel gelangen will“, sagte ein lokaler Beamter im Interview mit der Epoch Times. Er fügte hinzu, dass mehrere Dutzend Monitore gleichzeitig überwacht werden. Für jeden, der hier durchkommen will, sei es ohne Undercover-Hilfe eine fast unmögliche Aufgabe.

Hinzu kommt ein sechs Meter hoher Doppeldrahtzaun mit elektronischer Sicherung, der entlang der gesamten Grenzlinie errichtet wurde. Militärfahrzeuge patrouillieren zudem auf dem 20 Meter breiten Fahrstreifen. In Wachtürmen stehen alle zwei Kilometer ferngesteuerte Maschinengewehre bereit, die auf den Gazastreifen gerichtet sind.

Die Operation des Grenzdurchbruchs von Tunneln unterstützt

Obwohl Israel über die fortschrittlichste Aufklärungstechnologie verfügt, hat die Hamas bei den Anschlägen vom 7. Oktober die modernste Technologie ausgetrickst. Wie es dazu kommen konnte, wird eingehend untersucht werden.

Im Verlauf der Angriffe gelang es der Hamas, die geschützte Grenzlinie an mindestens sieben Stellen zu durchbrechen und die Terroristen erreichten 22 Siedlungen. Eine Frage ist: Inwieweit hat das umfangreiche Tunnelsystem der Organisation dazu beigetragen?

Gesichert ist derzeit, dass die Hamas bei ihren Vorbereitungen eine erhebliche Menge an Waffen durch das ausgedehnte Tunnelsystem einschmuggelte. Viele Waffenschmuggeltunnel befinden sich auch unter der ägyptischen Grenze. Zwischen 2015 und 2020 wurden entlang dieser Strecke insgesamt 3.000 illegale Tunnel entdeckt. Und das, obwohl ägyptische Grenzschützer einige der Durchgänge gelegentlich mit Giftgas fluten.

Ein israelischer Soldat überprüft einen Tunnel, der in einem Haus unter einem Ofen in Rafah nahe der Grenze zwischen dem Gazastreifen und der ägyptischen Grenze entdeckt wurde, 5. Januar 2004. Foto: -/HO/IDF/AFP via Getty Images

Die Tunnel dienen hauptsächlich dem Schmuggel. Von der Hamas wurde auch versucht, die Grenze zum Gazastreifen zu untertunneln, um israelische Gemeinden anzugreifen. Eine ältere Zahl aus dem Jahr 2014 besagt, dass damals Israel mindestens 34 solcher Tunnel zerstörte, es ist nicht bekannt, wie viele davon noch existieren. Berichten von „20min.ch“ zufolge wurde vor Kurzem auch ein Tunnelausgang in der Nähe des Kibbuz Kfar Aza entdeckt, wo vergangene Woche Dutzende Zivilisten getötet wurden.

Es sei auch an der Zeit, weitere Tunnelausgänge im Süden Israels zu suchen. Nach einer Einschätzung der israelischen Streitkräfte (IDF) gibt es weiterhin Terrorzellen der Hamas in der Negev-Region. „Sie warten darauf, aus ihrem Versteck zu kommen und Zivilisten anzugreifen“, heißt es im Bericht von „The Jerusalem Post“.

Die Ausgänge des Netzwerks stellen derzeit eine ernsthafte Gefahr für die Bodentruppen sowohl auf israelischer als auch auf palästinensischer Seite dar.



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