HAN Guangsheng, ehemaliger Justizsenator der chinesischen Millionenstadt Shenyang

Seine Flucht und seine Beweggründe für das Verlassen des kommunistischen Regimes
Titelbild
Identitätskarte von HAN Guangsheng, ehemaliger Justizsenator in China (Foto: The Epoch Times)

 

Han Guangsheng war Justizsenator in Shenyang, Hauptstadt der chinesischen Provinz Liaoning und davor stellvertretender Polizeipräsident in dieser Stadt. Er flüchtete im November 2001 aus China und beantragte in Kanada Asyl. Sein Asylantrag wurde im April abgelehnt unter dem Vorwand, er sei selbst in Aktionen gegen die Menschheit verwickelt gewesen.

Han ist der dritte hohe chinesische Funktionär, der sich in den letzten Wochen der Weltöffentlichkeit stellte, nachdem Chen Yonglin, Konsul für politische Angelegenheit in Australien, und Hao Fengjun, hoher Beamter des Büros 610 der Stadt Tianjing, in Australien bekannt gaben, dass sie sich von China abgesetzt haben. Das vorliegende Interview bietet die seltene Gelegenheit, einen authentischen Blick in die Einflusssphäre der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) zu werfen.

Die Flucht und die Trennung von der KP Chinas

EPT: Herr Han, Sie sind aus China geflohen. Wann kamen Sie nach Kanada und auf welchem Wege?

HAN: Im September 2001 bin ich im Rahmen einer Dienstreise nach Kanada gekommen. Diese Reise hat mein ganzes Leben verändert. Sie war nämlich mein Abschied von der KP Chinas.

Schweigen aus Angst

EPT: Sie wohnen schon seit drei Jahren in Kanada. Warum haben Sie sich heute entschieden, sich der Öffentlichkeit zu stellen?

HAN: Kurz nach meiner Ankunft in Kanada vor drei Jahren habe ich meine sämtlichen Funktionen in der Partei und in der Stadt Shenyang gekündigt. Aber ich habe mich aus Angst um meine Familie nicht öffentlich dazu geäußert. Meine Frau wurde seitdem verfolgt. Sie wurde verhört und wird noch heute überwacht. Ich sah mich gezwungen, mich von ihr scheiden zu lassen, damit sie in Ruhe gelassen wird. Aber sie wird trotzdem weiterhin überwacht und ihr Reisepass bleibt beschlagnahmt.

Beistand für Chen Yonglin

In diesen Tagen habe ich gelesen, dass der Politische Konsul Chen Yonglin in Australien sich öffentlich von der KPC getrennt hat. Hao Fengjun vom Büro 610 ist auch ausgetreten. Und noch ein weiterer Beamter. Ich bin durch sie sehr ermutigt und möchte ihnen Beistand leisten. Ich will aber auch die Greueltaten der KPC an die Öffentlichkeit bringen. Damit die Menschen in der ganzen Welt und besonders die Bevölkerung in Kanada tiefgehende Einsichten über die KPC gewinnen können.

Große Enttäuschung über die KPC

Was mich persönlich betrifft, ich bin zutiefst von der KPC enttäuscht. Ich war mir sicher, dass es mit der KPC keinerlei Hoffnung mehr geben würde. Darum bin ich aus der Partei ausgetreten. Bei dieser Gelegenheit möchte ich meinen Austritt aus der KPC öffentlich bekannt geben.

Ich entlarve die KPC aus Überzeugung und halte dies für meine Pflicht und Verantwortung. Denn die KPC grundlegend zu verstehen, ist nicht nur wichtig für die Welt, sondern auch für den Aufbau des demokratischen China.

Die KPC gleicht einem verfaulten Apfel

EPT: Sie sind Akademiker und waren in ihrer beruflichen Karriere sehr erfolgreich. Sie haben eine sehr hohe Position erlangt: Senator in einer großen Stadt wie Shenyang. Warum wollen Sie sich von der KPC trennen und woher nehmen Sie den Mut, die Partei bloß zu stellen?

HAN: Ich habe mehr als 20 Jahre in der Partei gearbeitet. In der Universität Nankai war ich unter meinen Mitstudenten der erste, der in die Partei eingetreten ist. Ich hatte damals die Hoffnung, zusammen mit der Partei „Glück für das Volk“ zu schaffen. Und wollte tatsächlich gemeinsam mit der KPC die Gesellschaft zum Guten hin verändern. Diese Überzeugung hatte ich. Deshalb habe ich mich nach dem Studium für den Beruf bei der Polizei entschieden. Ich wollte von unten anfangen, das Recht zu verteidigen und Verbrechen Einhalt zu gebieten. Allmählich fand ich heraus, dass meine Vorstellung mit der Realität nicht im geringsten übereinstimmte. Die Chinesische Kommunistische Partei ist wie ein Apfel, der von innen her verfault und das Faule ist schon bis an die Oberfläche gedrungen.

Vom 4. Juni 1989 und Falun Gong bis zu den „Neun Kommentaren über die Kommunistische Partei“

EPT: Gibt es irgendein großes Ereignis, das Sie zu dieser Veränderung im Denken geführt hat?

HAN: Der Ausgangspunkt war das Ereignis vom 4. Juni 1989. In dem Moment habe ich gründlich erkannt, dass alles, was die KP Chinas sagt, Lüge ist. Es ist nicht wahr, dass die Partei das Interesse des Volkes über alles stellt. Sobald es einen Konflikt zwischen dem Volk und der KPC gibt, wird die Partei die Armee einsetzen, um das Volk gnadenlos und auf brutale Weise zu unterdrücken. Seitdem habe ich das wahre Gesicht der KPC erkannt, nach und nach hatte ich Zweifel, bis zu der Geschichte mit Falun Gong war ich schon völlig verzweifelt über die KPC, deshalb bin ich ins Ausland gegangen. Nachdem ich aus China rausgekommen war, habe ich meinen Job bei der KPC gekündigt, damit habe ich mich eigentlich von der KPC losgesagt. Nachdem ich China verlassen hatte, habe ich sehr viele Phänomene festgestellt, dazu zählen besonders die Ereignisse in der letzten Zeit.

Ich habe auch die „Neun Kommentare über die Kommunistische Partei“ in The Epoch Times gesehen und habe sie auch sehr aufmerksam gelesen. Ich finde, die Artikel gehen sehr an die Wurzeln. Ich hoffe, dass alle Funktionäre der KPC diese Artikel zu lesen bekommen, damit sie die KPC immer klarer sehen. Die „Neun Kommentare“ haben das Wesen der KPC entlarvt. Obwohl ich schon über 50 Jahre alt bin, möchte ich einen Beitrag zur Veränderung der jetzigen Herrschaftsverhältnisse in China leisten.

Die KPC muss als erstes das Partei-Verbot aufheben und damit ihrer Alleinherrschaft ein Ende setzen. Als zweites muss die KPC die Meinungsfreiheit – die wirkliche Meinungsfreiheit – zulassen. Als drittes muss die KPC eine unabhängige Justiz gewährleisten. Wenn sie diese drei Punkte nicht schaffen kann, wird sie früher oder später vom Volk abgelehnt und ihrem Untergang entgegengehen. Ich hoffe auch, dass alle Funktionäre der KPC die jetzige Situation klar erkennen können, dass sie sich in der Verantwortung für die Geschichte der Gesetzmäßigkeit der Entwicklung der Geschichte und der Menschheit anpassen und dabei ihre eigene Mission erkennen können. Ich hoffe, dass sie sich darüber im Klaren sind, was sie tun sollen.

Die Aussage des kanadischen Gerichts: „Die Behörden der Staatssicherheit und der Justiz in China sind Behörden gegen die Menschheit“

EPT: Ich möchte Ihnen eine etwas heikle Frage stellen: Gibt es auch persönliche Gründe dafür, dass Sie an die Öffentlichkeit gehen?

HAN: Dabei gibt es auch persönliche Gründe, das sind aber keine hauptsächlichen Gründe. Die persönlichen Gründe sind: Als ich gerade in Kanada ankam, dachte ich, dass ich eigentlich in Kanada geschützt sein sollte. Ich habe mich auch bei einem Rechtsanwalt darüber informiert, seiner Meinung nach sollte das für mich kein Problem sein und ich sollte geschützt werden.

EPT: Haben Sie in Kanada um politisches Asyl gebeten, nachdem Sie China verlassen haben?

HAN: So ist das.

EPT: Was bietet in Ihren Augen die Grundlage dafür, dass die kanadische Regierung Ihnen den Schutz gewährleisten sollte?

HAN: Dass ich aus solch einem diktatorischen System geflüchtet bin. Ich bin gegen Autokratie und bin nicht für etwas, was sich gegen die Menschheit richtet. Aber mein Asyl-Antrag wurde von einem Richter abgelehnt, das ist mir unbegreiflich. Seiner Meinung nach war die Behörde, in der ich gearbeitet habe, sowie meine Arbeit gegen die Menschheit gerichtet.

Die Frage der persönlichen Haltung

EPT: War der Grund für die Ablehnung Ihres Asyl-Antrag, dass Sie in einer Justizbehörde gearbeitet haben und sogar in leitender Funktion?

HAN: Ich habe sowohl in der Sicherheitsbehörde als auch in der Justizbehörde gearbeitet. Seiner Meinung nach sind solche Behörden gegen die Menschheit gerichtet.

EPT: War das nur seine eigene Meinung oder gibt es in Kanada ein Gesetz, in dem diejenigen, die im chinesischen Justizsystem, der Sicherheitsbehörde oder der Justizbehörde gearbeitet haben, alle als mutmaßliche Mittäter für die Straftat „gegen die Menschheit gerichtet“ betrachtet werden?

HAN: Es kann gut sein, dass so etwas in den kanadischen Einwanderungsgesetzen vorgeschrieben ist oder dass die Entscheidung auf der Auslegung der internationalen Asyl-Konvention beruht. Man muss aber objektiv sein, die Sicherheitsbehörde, die Justiz sowie die Gefängnisse in China haben als ein Werkzeug der KP-Herrschaft tatsächlich die Funktion, das Volk brutal zu unterdrücken, sobald es einen Konflikt zwischen der Partei und dem Volk gibt. Aber sie haben auch eine Funktion, die alle Polizeibehörden der Welt haben, nämlich die normalen Straftaten zu verfolgen, die öffentliche Sicherheit aufrechtzuerhalten und die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Diese Funktion haben sie auch. Wenn man aber sagt, dass die Gefängnisse unter den Sicherheitsbehörden in China oder ähnliche Staatsorgane nur dazu eingerichtet sind um Menschenrechte zu verletzen oder sich gegen die Menschheit einzusetzen, da finde ich es unrecht, dass ich deswegen kein Asyl bekomme.

Das zweite Unrecht besteht darin, obwohl ich in dieser Behörde gearbeitet habe, gibt es noch die Frage der persönlichen Haltung und des persönlichen Verhaltens, ob man aktiv oder passiv mitgewirkt hat. Da gibt es noch die Frage, ob man aktiv der KPC folgt, die Menschenrechte zu verletzen oder das Volk zu verfolgen oder ob man versucht hat, andere möglichst zu schützen. Das muss man unterscheiden.

Die Folgen des Gangs an die Öffentlichkeit

EPT: Sie sind nun an die Öffentlichkeit gegangen und haben sich vernehmlich geäußert. Haben Sie mit den Folgen gerechnet?

HAN: Ja, natürlich.

EPT: Welche Folgen könnte das haben?

HAN: Von der KP Chinas wurde ich schon als Verräter der Partei und des Landes eingestuft. Auf der landesweiten Konferenz der Leitung des Justizsenats und auf der Konferenz über die Arbeit für Politik und Recht der Stadt Shenyang wurde mein Name genannt und ich wurde als Verräter dargestellt. Diese Beschuldigung ist schon sehr stark. Egal, wenn ich in die Hände der KP China fiele, man würde mich streng bestrafen. Nun bin ich an die Öffentlichkeit gegangen. In den Augen der KPC habe ich neben vielen „Verbrechen“ ein neues Verbrechen begangen. Aber ich habe keine Angst. Ich bin schon über 50 Jahre alt. Wenn es darum geht, mehr Menschen die Erkenntnis über das wahre Gesicht der chinesischen KP zu ermöglichen und für die Chinesen dazu beizutragen, sich von der dunklen Herrschaft der KP Chinas so schnell wie möglich zu befreien und mehr kanadischen Bürgern zu weiteren Erkenntnissen über die Wahrheit in China zu verhelfen, dann würde es sich lohnen, auch wenn ich dafür mein Leben aufs Spiel setzen müsste.

Vom hochdotierten Beamten zum Gelegenheitsarbeiter

EPT: Herr Han, was machen Sie jetzt in Toronto?

HAN: Um zu überleben habe ich Vieles ausprobiert. Als Gelegenheitsarbeiter, als Taxifahrer, mit kleinen Geschäften.

EPT: Vom Leben eines hochdotierten Beamten zum Überleben durch eigene harte Arbeit. Das ist ein großer Unterschied. Könnten Sie bitte erklären, was Sie dazu gebracht hat, ein hohes Amt, gutes Einkommen und das sorglose Leben aufzugeben und das jetzige zu wählen?

HAN: Es fing an mit dem Ereignis am 4. Juni 1989 (Anm. der demokratische Studentenbewegung in China, die in einem großen Massaker in Peking endete). Aber erst bei der Verfolgung von Falun Gong habe ich diese Endscheidung getroffen. Es hat zehn Jahre gedauert, in denen meine Gedanken sich allmählich verändert haben. Es war ein Prozess, in dem ich die KP Chinas allmählich durchschaute.

Ich will mich nicht mehr für die KP Chinas zu Tode schuften

Es gibt Menschen, die mich fragen, warum ich nicht früher im Ausland geblieben bin, denn ich habe vorher doch viele Chancen gehabt!

Es ist wahr, ich habe viele Chancen gehabt. 1994 kam ich zum ersten Mal ins Ausland, in die USA. 1997 war ich zum zweiten Mal für drei Monate in den USA. Ich wollte nicht mehr zurückkehren. Damals war ich auf einer Dienstreise. Wenn ich nicht zurückgekehrt wäre, dann wäre derjenige, der mir die Genehmigung für die Auslandsreise gab, mit reingezogen worden. Ich wollte nicht, dass jemand wegen mir betraft wird. Deshalb bin ich nach einigem Überlegen zurückgekehrt. Danach habe ich auf ein gute Gelegenheit gewartet. 1998 habe ich ein Visum für Kanada erhalten. Aber aus mancherlei Gründen ist diese Reise nicht zustande gekommen. Allerdings wurde der Gedanke, ins Ausland zu gehen, immer stärker.

Warum? Erstens, ich wollte mich nicht mehr für die KP Chinas zu Tode schuften. Ich wollte auch nicht wegen meines Gewissens eine Maske tragen und etwas gegen mein Inneres und mein Gewissen sagen oder tun. Das war der wichtigste Grund. Ich fand, dass ein solches Leben eine Schande ist. In meinem Leben wollte ich nach Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit streben.

Ich erinnere mich noch daran, nachdem ich auf den Berg Tai gestiegen war, habe ich einen „Bericht über den Aufstieg auf den Berg Tai“ geschrieben, der in der Studentenzeitung der Nankai-Universität veröffentlicht wurde. Darin stand: „Ich wünsche mir, dass die Welt heller und die Menschenwelt wärmer wird.“ Das war mein Wille, mein Ideal. Wenn ich der KP Chinas folge, kann ich das nicht verwirklichen, sondern es geschieht das Gegenteil. Das ist der wichtigste Grund, warum ich mich von der KP Chinas getrennt habe.

Zum zweiten, ich habe die Korruption in der KPC gesehen. Ich war mitten drin in diesem System. Es gibt einen Spruch: befindet man sich in dieser Situation, so wird man von ihr beeinflusst. Dass ich China verlassen habe, hat großes Aufsehen erregt und ebenfalls viele Vermutungen und Unverständnis ausgelöst, warum ich das hohe Amt und das gute Einkommen aufgegeben habe und ebenso das sorglose Leben und eine aussichtreiche Zukunft. Das liegt hauptsächlich an meiner Überzeugung. Von der politischen Überzeugung her gesehen passe ich gar nicht zur KP in China. Ich befand mich auch im Kreis der hohen korrupten Beamten. Ich konnte mich nur sehr schwer gegen Korruptionsangebote wehren. Ich kam zu dem Schluss, wenn ich nicht mitmache, wird man mich als Andersdenkenden betrachten. Vielleicht werde ich irgendwann auch ins Gefängnis kommen. Das ist sehr gut möglich. In meiner Kündigung habe ich geschrieben: ich finde, dass der Kreis der hohen Beamten zu zwielichtig und zu grauenhaft ist. Deshalb möchte ich weggehen.

Kündigung

EPT: Haben Sie Ihre Kündigung geschrieben, nachdem Sie China verlassen haben?

HAN: Nein. In Peking habe ich sie geschrieben. Am 18. September 2001, also dem zweiten Tag nach meiner Ankunft in Toronto, habe ich einen Freund gebeten, meine Kündigung nach China zu faxen. Ich habe alle meine Ämter sowohl innerhalb als auch außerhalb der Partei gekündigt. Darüber hatte ich mir schon viele Gedanken gemacht. In den Jahren in China habe ich zutiefst das Zwielichtige und die Grauenhaftigkeit der Kreise der hohen Beamten zu spüren bekommen. Ich wollte in einem Land leben, in dem die Demokratie und das Rechtssystem wirklich durchgesetzt werden. Ich wollte auf eine andere Weise leben. Das waren die Hauptinhalte meiner Kündigung.

Ich war kein korrupter Beamte.

Ich war kein korrupter Beamte. Ich habe nie meine Macht und Position missbraucht, um von irgendjemandem Geld oder Sachwerte zu verlangen. Dafür gibt es Beweise. Als ich China verlassen habe, wurde der Rechtsfall, der als „Muma“-Fall bezeichnet wurde und in ganz China Entsetzen auslöste, schon abgeschlossen. Am 25. Juli 2001 fand die zehnte Konferenz der Vertreter der KP statt. Auf dieser Konferenz wurde ich als Mitglied des Kontrollkomitees für innere Disziplin in der Partei gewählt (Anm. der Red: dieses Komitee ist auch für Korruptionsfragen zuständig). Von den 574 möglichen Stimmen erhielt ich 567 Stimmen. Danach hat mich der Leiter des Justizsenats der Provinz Liaoning angerufen und mir zu dem Ergebnis gratuliert. Alle, die als Mitglied des Kontrollkomitees für Disziplinfragen kandidieren durften, wurden vorher vom Kontrollkomitee für Disziplinfragen der Provinz überprüft.

In der Kündigung habe ich auch zur Sprache gebracht, dass ich schon seit langem weggehen wollte. Aber weil dieser Rechtsfall noch nicht abgeschlossen war, hatte ich Bedenken, dass ich, falls ich früher ginge, der Korruption verdächtigt werden würde. Nun ist dieser Fall abgeschlossen. Und die Konferenz der KP-Vertreter war auch vorüber und ich wurde auch als Mitglied des Kontrollkomitees für Disziplinfragen gewählt. Am 31. Juli 2001 wurde ich gewählt. Am 1. August wurde das bekannt gegeben. Am 12. August ging ich auf die Dienstreise nach USA. Am 6. September flog ich nach China zurück. Am 16. September habe ich China wieder verlassen und bin nach Kanada gekommen. So war es.

Immer bei Vollmond…

Als ich nach Kanada kam, war das Gefälle zwischen meinem Leben in China und dem hier auf einmal sehr groß. Ich hatte keine Verwandten hier, war einsam und kannte die Sprache nicht. Mit allem musste ich neu anfangen. In China hatte ich einen Fahrer. Hier bin ich Fahrer für andere. In China hatte ich eine Wohnung mit mehr als 170 qm. Hier wohne ich im Keller in einem Zimmer mit etwa 10 qm. Das Leben ist hart, und ich bin einsam. Alle möglichen Schwierigkeiten tauchen auf. Besonders wenn es Vollmond ist, vermisse ich meine Familie sehr. Aber ich bereue meinen Schritt nicht. Für meine Endscheidung habe ich hohe Kosten bezahlt. Aber ich glaube, jeder aufrichtige Mensch mit Gewissen und Überzeugung möchte seine eigene Überzeugung leben und muss etwas dafür hergeben. Deshalb bereue ich das kein bisschen. Ich hoffe auch, dass mehr Menschen aufwachen.

EPT: Was möchten Sie Ihren Freunden in China aus dem Kreis der Sicherheitsbehörden, der Staatanwaltschaft und des Rechtssystem sagen, wenn sie in China in jener Situation erfahren, dass man Menschen wie sie in Kanada als Mitschuldige der Verbrechen gegen die Menschlichkeit ansieht?

HAN: Die kanadische Regierung sollte erwägen, wie das internationale Asylabkommen zu verstehen und durchzusetzen ist. Es sollte anders sein. Die Rechtsbehörden in China haben auch die normalen Funktionen, die sie erfüllen sollen. Die Menschen in diesen Behörden verhalten sich unterschiedlich und sie sollten auch entsprechend ihrer Haltung behandelt werden. Auch unter der Herrschaft der Nazis gab es Ausnahmen wie den weltbekannten Schindler. Er war auch einer im System der Nazis. Aber aufgrund seiner Position hat er mehr als 1000 Juden gerettet.

Die kanadische Regierung hat meinen Asylantrag nicht angenommen. Das verletzt nicht nur mein Herz, sondern auch das Herz vieler Menschen. Sie könnten denken, dass es in der Gesellschaft in dieser Welt keine Gerechtigkeit gibt. Und noch weniger Menschen würden sich trauen, bei der zivilisierten Gesellschaft des Westen Schutz zu suchen. Und noch mehr Menschen sähen sich gezwungen, alle Hoffnung aufzugeben und für die KP Chinas bis zur letzten Minute zu arbeiten. Sie wären verzweifelt und würden denken, dass kein Licht zu sehen ist. Deshalb hoffe ich, dass die kanadische Regierung diese Politik selbst überprüft. Ich glaube auch, dass viele von uns eine aussichtsreiche Zukunft haben.

Ich möchte nicht zusammen mit der KP Chinas begraben werden.

EPT: Was möchten Sie Ihren Kollegen in China sagen?

HAN: Wenn ich mich an meine Kollegen in China erinnere, kommt es mir so vor, als stünden sie gerade neben mir. Ich kann mich daran erinnern, wie wir zusammen gearbeitet haben, an ihre Gesichter und Stimmen. Ich glaube, sie leben dort wohl auch sehr mühsam. Ich hoffe, dass sie in der Situation, in der sie keine andere Wahl haben, zumindest ihrem Gewissen treu bleiben, das Volk und die Geschädigten gut behandeln. Sie sollten bedenken, dass die Dunkelheit vorübergehend ist und die Herrschaft der KP Chinas in der Geschichte der Menschheit, in der Zivilisationsgeschichte des chinesischen Volkes ist auch nur ein Augenblick. Ein Mensch sollte aufrichtig und gütig sein und sollte daran glauben, dass ein aufrichtiger Weg in der Menschenwelt eben mit vielen Schwierigkeiten verbunden ist. Ich hoffe, dass meine Kollegen auf ihre Worte und Taten mit kritischem Blick zurückschauen und nicht zu nahe bei der KP Chinas stehen und auf keinen Fall später zusammen mit der KP Chinas begraben werden.

Verrat der Partei ist nicht dem Verrat des Landes gleichzusetzen

EPT: In Toronto gibt es einige Hunderttausend Chinesen. Sie haben gerade gesagt, dass Ihre Flucht nach Kanada von der KP Chinas als Verrat der Partei und des Landes eingestuft wurde. Das wird mit Sicherheit die Meinung der Chinesen in Kanada über Sie beeinflussen. Möchten Sie an die Auslandschinesen eine Botschaft richten?

HAN: Ich denke, wer eine gute persönliche Beziehung zu mir hat, muss nicht mit meiner politischen Überzeugung übereinstimmen. Besonders nachdem ich so viel ausgesprochen habe, werden sie sich vielleicht von mir distanzieren. Ich finde, dass sie eine unklare Meinung oder anders gesagt, eine falsche Meinung haben, nämlich sie betrachten meine Tat genauso wie die KPC, als Verrat der Partei und des Landes.

In Wirklichkeit sollte das nicht so gesehen werden. Die KP Chinas ist ein Regime, das zur Zeit in China herrscht. Sie kann China nicht vertreten. Sie herrscht nur zur Zeit in China. Ihre Lebensdauer ist begrenzt. Aber ein Land und ein Volk existieren lange Zeit. Ich habe der KP Chinas den Rücken gekehrt und trenne mich von ihr. Das heißt nicht, dass ich China den Rücken gekehrt habe. Noch weniger heißt es, dass ich dem chinesischen Volk den Rücken gekehrt habe. Ich liebe mein Vaterland sehr und ich liebe mein Volk auch sehr. Ich hoffe nur, dass noch mehr Menschen dies verstehen werden. (Übersetzung „Die Neue Epoche)

 

 

 

 

 



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