IS-Dschihadisten in Syrien besiegt – Künftige Militäreinsätze richten sich eher gegen IS-Schläferzellen

Die letzte Bastion der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) ist gefallen: Kämpfer der kurdisch-arabischen Allianz SDF eroberten den ostsyrischen Ort Baghus. Der Kampf gegen die "Terroristen" gehe nun in eine neue Phase.
Titelbild
Die Flagge der von den USA unterstützten syrischen demokratischen Kräfte (SDF) wurde am 23. März 2019 als Zeichen des Sieges auf einem Gebäude der letzten Bastion der Dschihadisten im ostsyrischen Dorf Baghuz gehisst.Foto: GIUSEPPE CACACE/AFP/Getty Images
Epoch Times23. März 2019

Nach fünf Jahren Schreckensherrschaft in weiten Teilen Syriens und des Irak ist die letzte Bastion der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gefallen: Kämpfer der kurdisch-arabischen Allianz SDF eroberten in Syrien den Ort Baghus nahe der irakischen Grenze, wie ein SDF-Sprecher am Samstag mitteilte. Die Regierungen in Berlin, Paris und London würdigten den nach erbitterten Gefechten errungenen Sieg, warnten aber auch, dass damit die Bedrohung durch die IS-Miliz noch nicht vorbei sei.

Das vor knapp fünf Jahren vom IS ausgerufene „Kalifat“ im Irak und Syrien sei nun „vollständig“ beseitigt, sagte ein Sprecher der kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die bei ihren Kämpfen gegen die Dschihadisten vom US-Militär aus der Luft unterstützt wurden. Was vom IS jetzt noch übrig sei, werde „verfolgt und vernichtet“.

Kobane: Künftige Militäreinsätze würden sich gegen IS-Schläferzellen richten

Der SDF-Oberkommandierende Mazlum Kobane sagte bei einer Zeremonie auf dem Ölfeld von Al-Omar bei Baghus, der Kampf gegen die „Terroristen“ gehe nun in eine neue Phase. Künftige Militäreinsätze würden sich gegen IS-Schläferzellen richten, „die eine große Bedrohung für unsere Region und die ganze Welt“ seien. Ähnlich äußerte sich der US-Gesandte für die Anti-IS-Koalition, William Roebuck.

Mazloum Kobani (2.L) und William Robak (2.R) nach der Enthüllung eines Siegesdenkmals während einer SDF-Siegeszeremonie. Die von Kurden geführten und von Amerika unterstützten syrischen Verteidigungskräfte (SDF) erklärten am Samstag die hundertprozentige territoriale Niederlage des sogenannten islamischen Staates, auch bekannt als ISIS oder ISIL. Die Gruppe kontrollierte einst riesige Gebiete in Syrien und im Irak und damit eine Bevölkerung von bis zu 12 Millionen Menschen. Ziel war ein „Kalifat“, das Zehntausende von Ausländern dazu brachte, sich ihren Reihen anzuschließen. Foto: Chris McGrath/Getty Images

Zum Zeichen ihres Siegs hissten SDF-Kämpfer ihre gelbe Fahne über Baghus am Ufer des Euphrat, wo Dschihadisten bis zuletzt Widerstand geleistet hatten. In Al Omar vollführten SDF-Kämpfer, unter ihnen viele Frauen, Freudentänze.

SDF-Kommandeur Kobane rief Damaskus zum Dialog auf. Er forderte eine politische Lösung mit der Anerkennung der Autonomie der Kurden in Nordsyrien.

Letzte Unterkünfte der Terroritsten der ISIL am 23. März 2019 in Baghouz, Syrien. Foto: Chris McGrath/Getty Images

Freudentänze und eine Feier vor Ort

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) würdigte den Einsatz der Anti-IS-Koalition, doch gehe weiter eine „erhebliche Gefahr“ vom IS aus, der seine Terroraktivitäten in Syrien und Irak „in den Untergrund“ verlagere, warnte er. Das Engagement der Anti-IS-Koalition gehe daher weiter.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonte, nach dem Fall von Baghus sei zwar eine „große Gefahr“ für Frankreich beseitigt. Auch er warnte aber vor der weiter bestehenden „Bedrohung“. Die britische Premierministerin Theresa May würdigten den Sieg und lobte den Einsatz der Anti-IS-Truppen.

Kurdische Kämpfer bei einem traditionellen Tanz in der Nähe des Ölfeldes von Omar, in der östlichen syrischen Provinz. Foto: DELIL SOULEIMAN/AFP/Getty Images

In einer Zeremonie ehrten die Siegreichen ihre gefallenen Kameraden mit einem großen Banner, das die Gesichter derjenigen zeigt, die während der letzten Kämpfe mit der Gruppe des Islamischen Staates (IS) in der Nähe des Ölfeldes Omar in der ostsyrischen Provinz Deir Ezzor getötet wurden – nachdem sie die vollständige Beseitigung der letzten Bastion des IS in Ostsyrien angekündigt hatten.

Die von den USA unterstützten Kämpfer der von den Kurden geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) am 23. März 2019 bei einer Zeremonie.  Foto: GIUSEPPE CACACE/AFP/Getty Images

Das „Kalifat“ ist besiegt

Die Schlussoffensive zur Einnahme von Baghus hatte am 9. Februar begonnen. Es war die letzte Phase eines im September 2018 gestarteten Einsatzes, um den Dschihadisten die Kontrolle über ihre letzten Gebiete in Syrien zu entreißen.

Die IS-Kämpfer setzten auch Selbstmordattentäter zu ihrer Verteidigung ein. Zehntausende Menschen flohen aus Baghus, darunter viele Frauen und Kinder. Tausende Dschihadisten wurden gefangengenommen, viele Ausländer, unter ihnen auch Deutsche.

Zerstörte Fahrzeuge des ISIL in Baghouz, Syria. Foto: Chris McGrath/Getty Images

Der IS hatte 2014 weite Teile Syriens und des Irak unter seine Kontrolle gebracht und auf einem Gebiet von der Größe Großbritanniens ein „Kalifat“ ausgerufen. In ihrer inoffiziellen Hauptstadt Raka in Nordsyrien errichteten die Dschihadisten eine Schreckensherrschaft mit Enthauptungen, Steinigungen und der sexuellen Versklavung von Frauen der kurdischsprachigen Minderheit der Jesiden.

Im Irak galt der IS bereits 2017 als besiegt. Mit der Einnahme von Baghus ist das „Kalifat“ nun Geschichte.

Die Dschihadisten sind aber weiterhin in der Badia-Wüste präsent. In Syrien und im Irak verfügen sie überdies über zahlreiche Zellen, die immer wieder Anschläge verüben. International gibt es Befürchtungen, dass der IS nun im Untergrund ein globales Terrornetzwerk aufbauen könnte.

Bei den abschließenden Kämpfen am 18. März 2019 in Baghouz. Foto: GIUSEPPE CACACE/AFP/Getty Images

(afp/ks)

 

 

 



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