Italien: Deutscher Kapitänin droht Haftstrafe wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung

Die sizilianische Staatsanwaltschaft droht der Bonner Kapitänin Pia Klemp mit langjähriger Haftstrafe. Sie habe mit Schleusern zusammengearbeitet und Schlauchboote zurückgeschickt, sodass sie erneut für eine Mittelmeerüberquerung hätten benutzt werden können, lautet der Vorwurf der Staatsanwälte.
Titelbild
Die Sea-Watch 3 im Mittelmeer.Foto:  Chris Grodotzki/Sea-Watch.org/dpa
Epoch Times4. Juni 2019

Der deutschen Kapitänin Pia Klemp drohen bis zu 20 Jahre Gefängnis wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung. Das äußerten sizilianische Staatsanwälte gegenüber der aus Bonn stammenden Biologin. Sie kündigten der 35-Jährigen eine Anklage an. Klemp steuerte verschiedene NGO-Boote auf dem Mittelmeer, um Flüchtlinge aus dem Meer aufzunehmen und nach Europa zu bringen, berichtet das Magazin „Hinz&Kunz“.

Konkret lautet der Vorwurf der sizilianischen Staatsanwaltschaft, sie habe mit Schleusern zusammengearbeitet und Schlauchboote zurückgeschickt, sodass sie erneut hätten benutzt werden können. Als Beweismittel gäbe es abgehörte Telefonate und Aussagen von verdeckten ­Ermittlern, berichtet Klemp dem Magazin.

Klemp: „In sechs Einsätzen haben wir etwa 5.000 Menschen gerettet“

Sie selber erzählt dem Magazin „Hinz&Kunz“, dass sie in sechs Einsätzen als Kapitänin auf den privaten Rettungsschiffen „Sea-Watch 3“ und „Iuventa“ etwa 5.000 Menschen das Leben gerettet habe.

Sie mache es wütend, dass sie dafür jetzt vor Gericht gezerrt werden soll. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft fände sie „absolut erbärmlich“ und sie glaube, dass sie politisch motiviert seien, schreibt „Hinz&Kunz“.

Für Klemp sind die Vorwürfe „an den Haaren herbeigezogener, fingierter, dilettantischer Quatsch“. Ein Gutachten, das die Seenotretter in Auftrag gegeben haben, soll ebenfalls von haltlosen Anschuldigungen sprechen, heißt es in dem Artikel weiter.

Klemp befürchtet jahrelangen Schauprozess

Die Kapitänin befürchtet einen jahrelangen Schauprozess und rechnet mit 500.000 Euro Prozesskosten, für die eine Gruppe namens „Solidarity at Sea“ nun Spenden sammle.

Aktuell ist sie an Land, denn ihr droht, wenn es zur Anklage kommt, Untersuchungshaft. Gegen zehn Crewmitglieder des NGO-Schiffs „Iuventa“ läuft bereits seit 2017 in Italien ein Verfahren.

Sie belaste nicht das möglicherweise bevorstehende gerichtliche Verfahren, sondern, dass das Sterben weitergehe und sie gerade auf dem Festland nichts dagegen tun könne.

2017 hatte sie sich bei „Sea-Watch“ und „Iuventa“ als Schiffsführerin beworben, weil sie sich „als Teil dieser Gesellschaft mitverantwortlich für viele der Fluchtursachen sehe und seefahrerische Fähigkeiten habe.“ (er)



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