Atomkraft „unerlässlich“: Japan macht Atomausstieg rückgängig

Nach dem Super-GAU von Fukushima hatte Japan sämtliche Atommeiler im Lande heruntergefahren und deutlich verschärfte Sicherheitsstandards eingeführt. Mittlerweile geht das Land einen ganz anderen Weg.
Anfang der Woche hatte ein Gericht die Forderung von Anwohnern des AKW Mihama zurückgewiesen, den dortigen mit mehr als 40 Jahren ältesten laufenden Reaktor wegen Sicherheitsbedenken abzuschalten.
Anfang der Woche hatte ein Gericht die Forderung von Anwohnern des KKW Mihama zurückgewiesen, den dortigen mit mehr als 40 Jahren ältesten laufenden Reaktor wegen Sicherheitsbedenken abzuschalten.Foto: --/kyodo/dpa
Epoch Times23. Dezember 2022

Japan setzt auf Atomkraft. Am 22. Dezember beschloss die Regierung in Tokio eine Verlängerung der Laufzeit bestehender Meiler. Zudem sollen Reaktoren der nächsten Generation gebaut werden, die langfristig die alten ersetzen. Bisher galt in Japan, dass die Atommeiler 60 Jahre laufen können.

Damit verabschiedet sich die vor Deutschland drittgrößte Volkswirtschaft der Welt vollends vom vorübergehenden Atomausstieg. Dieser wurde nach dem Super-GAU im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi im März 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunami eingeleitet.

Nutzung der Atomkraft als unerlässlich angesehen

„Wir müssen die Kernenergie voll ausschöpfen“, gab Ministerpräsident Fumio Kishida dieser Tage als Devise aus. Zum einen will das rohstoffarme Land ähnlich wie Deutschland seine Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten verringern und Stromengpässe vermeiden. Zum anderen will Japan seine Klimaschutzziele erreichen, bis zum Jahr 2050 soll der CO₂-Ausstoß auf null reduziert werden. Zwar sollen auch die erneuerbaren Energien ausgebaut werden, doch zugleich gilt die Nutzung der Atomkraft ungeachtet der Gefahren als unerlässlich.

Nach Fukushima hatte Japan sämtliche Meiler im Lande heruntergefahren und deutlich verschärfte Sicherheitsstandards eingeführt. Die Regierung rechnet die Zeit der Zwangspause den Betreibern an. Damit dürfte ein AKW dann sogar 70 Jahre fortbestehen.

Für 27 abgeschaltete Reaktoren haben die Betreiber die Genehmigung zum Wiederanfahren beantragt. 17 Reaktoren haben die Sicherheitsauflagen erfüllt, zehn Meiler davon sind bereits wieder am Netz.

Am Dienstag hatte ein Gericht die Forderung von Anwohnern des AKW Mihama zurückgewiesen, den dortigen mit mehr als 40 Jahren ältesten laufenden Reaktor wegen Sicherheitsbedenken abzuschalten.

Zur Finanzierung von Investitionen in Dekarbonisierungsprojekte sieht die neue Richtlinie „grüne Transformations“-Anleihen über etwa 20 Billionen Yen (143 Milliarden Euro) vor. Die Regierung schätzt, dass in den nächsten zehn Jahren öffentliche und private Investitionen von über 150 Billionen Yen in diesem Bereich erforderlich sein werden. Japan will bis 2030 etwa 20 bis 22 Prozent der Stromerzeugung aus Kernenergie und 36 bis 38 Prozent aus erneuerbaren Energien gewinnen. (dpa/nmc)



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