Scotland Yard veröffentlicht Stellungnahme von Julia Skripal – Russland bezweifelt Echtheit
Die vor fast sechs Wochen gemeinsam mit ihrem Vater vergiftete Julia Skripal lehnt die angebotene Hilfe der russischen Botschaft in London ab. „Im Moment möchte ich von deren Leistungen nicht Gebrauch machen. Aber wenn ich meine Meinung ändere, lasse ich sie es wissen.“
Das teilte die 33-jährige Russin am Mittwochabend in einer über Scotland Yard verbreiteten Stellungnahme mit. Die russische Botschaft in London zweifelte noch in der Nacht zum Donnerstag die Echtheit dieser Erklärung an. Der Text sei so verfasst, dass er die Positionen der britischen Behörden untermauere und zugleich jede Kontaktaufnahme von Julia Skripal mit der Außenwelt verhindere, heißt es in einer Mitteilung der Botschaft, wie die Agentur Tass berichtete.
Julia Skripal war am vergangenen Montag aus dem Krankenhaus im südenglischen Salisbury entlassen worden. Sie ist nach eigenen Angaben an einem sicheren Ort und hat auch Kontakt zu ihren Freunden. Ihr Leben habe sich aber seit dem Anschlag komplett verändert.
Ihr Vater, der Ex-Doppelagent Sergej Skripal, wird weiter in der Klinik behandelt. Er ist seiner Tochter zufolge ernsthaft krank. Auch sie selbst leide noch unter den Folgen der schweren Vergiftung.
Die 33-Jährige möchte keinen Kontakt zu ihrer Cousine Viktoria Skripal in Russland haben. „Ihre Meinungen und Behauptungen sind nicht meine und die meines Vaters.“ Die Verwandte spielt eine undurchsichtige Rolle. So hatte sie etwa behauptet, die Skripals könnten unter einer Fischvergiftung leiden. Nach einem BBC-Bericht fürchtet London, dass die Cousine vom Kreml instrumentalisiert wird.
Tochter und Vater waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in Salisbury gefunden worden. Nach britischen Ermittlungen wurden sie mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet. Die Substanz wurde einst in der Sowjetunion hergestellt. London bezichtigt Moskau, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Der Kreml wies dies vehement zurück.
Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus. Viele Länder solidarisierten sich mit Großbritannien und wiesen Dutzende russische Diplomaten aus. Moskau reagierte ebenfalls mit Ausweisungen.
Skripal hatte früher für den russischen Militärgeheimdienst GRU gearbeitet und dem britischen MI6 Informationen weitergeleitet. 2004 flog er auf. Er wurde in Russland zu 13 Jahren Lagerhaft verurteilt. Bei einem Gefangenenaustausch kam er 2010 nach Großbritannien. (dpa)
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