Kanzlerin Merkel will bei G7 über Brände im Amazonas-Gebiet sprechen – Maas bietet deutsche Hilfe an

Kanzlerin Angela Merkel hat sich der Forderung von Emmanuel Macron angeschlossen, die Brände im Amazonasgebiet auf die Tagesordnung des G7-Gipfels zu setzen. Deutschland bietet der Region Hilfe an.
Titelbild
Ein Traktor fährt in Brasilien auf einem brennenden Feld.Foto: CBMMT/dpa
Epoch Times23. August 2019

Nach Frankreich will auch die Bundesregierung die schweren Waldbrände im Amazonas-Gebiet auf die Tagesordnung des G7-Gipfels in Biarritz setzen.

„Diese akute Notlage des Amazonas-Regenwalds gehört auf die Tagesordnung“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sehe dies „ganz genau“ wie der französische Staatschef Emmanuel Macron, der die G7 über Twitter zur Thematisierung der Waldbrände bei dem Treffen am Wochenende aufgerufen hatte.

„Das Ausmaß der Brände ist erschreckend und bedrohlich nicht nur für Brasilien, sondern für die ganze Welt“, sagte Seibert. Das Amazonas-Gebiet sei für das globale Klimasystem von „herausragender Bedeutung“. Es sei „nicht übertrieben“, den dortigen Regenwald als „grüne Lunge der Welt“ zu bezeichnen. Allerdings müsse das Thema „im Dialog und in Zusammenarbeit mit Brasilien angegangen werden“.

Waldbrände im Amazonas-Gebiet: Maas bietet deutsche Hilfe an

Außenminister Heiko Maas (SPD) hat deutsche Hilfe zur Bekämpfung der Waldbrände im Amazonas-Gebiet angeboten. „Wenn wochenlang der Regenwald brennt, dann kann uns das nicht kalt lassen“, sagte Maas. Deutschland stehe bereit, „Hilfe und Unterstützung zu leisten, um die Brände zu bekämpfen“, so der Außenminister weiter.

Er sieht die Weltgemeinschaft in der Pflicht, Hilfe zu leisten. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Brände die grüne Lunge der Welt zerstören“, sagte Maas. Der Schutz des „einzigartigen Naturerbes Amazonas“ sei eine „internationale Aufgabe, die uns alle angeht“, so der SPD-Politiker weiter.

Bolsonar verbittet sich Einmischung der G7: „kolonialistischen Mentalität“

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hatte Macron am Donnerstag nach dessen Aufruf über Twitter scharf angegriffen. Dass Frankreichs Staatschef beim G7-Gipfel in Abwesenheit der Länder der Amazonas-Region über die Waldbrände sprechen wolle, zeuge von einer „kolonialistischen Mentalität“, die im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr habe. Macron wolle eine „innere“ Angelegenheit Brasiliens und anderer Staaten im Amazonas-Gebiet politisch „instrumentalisieren“.

Der französische Präsident hatte die schweren Waldbrände im Amazonasgebiet am Donnerstag als „internationale Krise“ bezeichnet. Die „Lunge unseres Planeten“ stehe „in Brand“, schrieb Macron bei Twitter. Er werde mit den anderen G7-Mitgliedern beim Gipfel in Biarritz am Wochenende „über diesen Notfall sprechen“.

Brasilianische Umweltministerin wirft Bolsonaro „Nachlässigkeit“ vor

Die ehemalige brasilianische Umweltministerin Marina Silva hat angesichts der Waldbrände im Amazonas-Gebiet schwere Vorwürfe gegen die Regierung des Präsidenten Jair Bolsonaro erhoben. Die brasilianische Regierung habe durch ihre „Nachlässigkeit“ ein „zügelloses Vorgehen“ bei der Brandrodung begünstigt, sagte Silva der Nachrichtenagentur AFP. So seien die Brände mittlerweile „außer Kontrolle“ geraten.

„Es gab im Amazonas-Gebiet immer Abholzung und Brände, aber niemals hat eine Regierung illegales Verhalten verteidigt“, sagte Silva am Rande einer Tagung zur Sozial- und Umweltpolitik in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá am Donnerstag (Ortszeit). Zwar verfüge Brasilien über die technischen Voraussetzungen, um die Brände zu bekämpfen. Allerdings habe die Bolsonaro-Regierung „diese Politik aufgegeben“ und misstraue Umweltschützern und Wissenschaftlern.

Vor diesem Hintergrund entstehe derzeit eine Bewegung aus ehemaligen Ministern und zivilgesellschaftlichen Organisationen, die das Parlament zur Aufgabe von umweltschädlichen Gesetzesinitiativen drängen wolle. Silva war von 2003 bis 2008 Umweltministerin im Kabinett des linksgerichteten Ex-Staatschefs Luiz Inácio Lula da Silva. Später trat sie selbst bei der brasilianischen Präsidentschaftswahl an.

Laut dem brasilianischen Weltraumforschungsinstitut INPE brachen in ganz Brasilien binnen 48 Stunden fast 2500 neue Brände aus. Demnach gab es seit Jahresbeginn bereits mehr als 75.000 Waldbrände – ein Zuwachs von 84 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Hauptgrund ist die Waldrodung. Bolsonaro hat wiederholt Umweltschutzgruppen für die Waldbrände verantwortlich gemacht. (afp/dts)



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