Kardinal fordert von Bischöfen Anerkennung des Missbrauchs als globales Problem

Am zweiten Tag des Krisentreffens im Vatikan hat ein einflussreicher Kardinal das weltweite Ausmaß des Kindesmissbrauchs in der katholischen Kirche eingeräumt. Es handele sich nicht um ein begrenztes Phänomen, sagte der indische Kardinal Gracias.
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Ein Kardinal in der Vatikanischen Audienzhalle.Foto: Evandro Inetti/ZUMA/Illustration/dpa
Epoch Times22. Februar 2019

Am zweiten Tag des Krisentreffens im Vatikan hat ein einflussreicher Kardinal das weltweite Ausmaß des Kindesmissbrauchs in der katholischen Kirche eingeräumt. Die Weigerung einiger Bischöfe vor allem aus Asien und Afrika, zuzugeben, dass Kindesmissbrauch durch Kleriker in ihrem Land ein Problem sei, könne nicht akzeptiert werden, sagte der indische Kardinal Oswald Gracias am Freitag auf der Konferenz.

„Die Sache ist klar. Kein Bischof kann für sich behaupten ‚Dieses Missbrauchsproblem in der Kirche geht mich nichts an, weil die Dinge in meinem Teil der Welt anders sind'“, sagte Gracias. Auch wenn die Erfahrungen des Missbrauchs „in einigen Teilen der Welt dramatisch präsent“ seien, sei es kein begrenztes Phänomen, betonte er. „Die ganze Kirche muss ehrlich hinschauen, rigoros urteilen und dann entschlossen handeln“, forderte er.

In einer äußerst kritischen Rede forderte Kardinal José Horacio Gómez die Konferenzteilnehmer auf, anzuerkennen, „dass der Feind im Inneren“ sei. „Der verursachte Schaden ist so groß, der beigefügte Schmerz so tief, die Konsequenzen des Missbrauchs, der in der Kirche stattgefunden hat, sind so weitreichend, dass wir nie werden behaupten können, dass wir alles, was getan werden konnte, unternommen haben“, mahnte er.

Die von Papst Franziskus angestrebten Verhaltensrichtlinien sollten eindeutig klarstellen, was Missbrauch bedeute und wie Täter bestraft werden sollten, sagte Gómez.

Papst Franziskus hatte die Konferenz am Donnerstag mit einem Ruf nach „konkreten und wirksamen Maßnahmen“ gegen sexuellen Kindesmissbrauch eröffnet. Auf seine Einladung waren die 114 Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenzen weltweit nach Rom gereist. Sie sollen über Konsequenzen aus den Missbrauchsskandalen in vielen Ländern beraten, welche die Kirche in den vergangenen Jahren zutiefst erschüttert haben.

Franziskus kann sich in seinem Vorgehen gegen den Missbrauch jedoch nicht auf die ungeteilte Unterstützung der Kirchenführung verlassen. Konservative Bischöfe insbesondere in Afrika und Asien sehen wenig Anlass, Missbrauch in öffentlichen Foren zu thematisieren. (afp)



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