Keine akademische Freiheit: Holländische Universität in China will keine Vollabschlüsse mehr anbieten
Die holländische Universität von Groningen hat ihre Pläne aufgegeben, auf ihrem neu errichteten Campus in China Vollabschlüsse anzubieten, wie vergangene Woche bekannt gegeben wurde.
Die chinesische Niederlassung der Universität, die so genannte University of Groningen Yantai (UGY), wurde im Anschluss an ein Drei-Wege-Abkommen gegründet, das im März 2015 von der Universität, der China Agricultural University in Peking und der Stadtregierung von Yantai im Nordosten Chinas im Rahmen einer Zeremonie unter dem Vorsitz von Präsident Xi Jinping und dem niederländischen König unterzeichnet wurde.
UGY hatte ursprünglich geplant, ab September dieses Jahres vier Bachelor- und zwei Master-Abschlüsse anzubieten. Große Teile des Yantai-Campus sind bereits erschlossen, wobei die Stadt Yantai die Gebäude und Einrichtungen finanziert.
Alle aus dem Ausland finanzierten Universitäten müssen einen Beamten der Kommunistischen Partei im Vorstand haben
Die Universität Groningen gab keinen Grund für die Annullierung ihrer Pläne an, aber im November berief die Schule ein Treffen ein, um über einen überarbeiteten Antrag zur Gründung von UGY zu diskutieren.
Grund für die Entscheidung könnte aber sein, dass die chinesische Regierung in diesem Monat ankündigte, alle aus dem Ausland finanzierten Universitäten müssten einen Beamten der Kommunistischen Partei im Vorstand haben.
Der Präsident des Vorstands der Universität Groningen, Sibrand Poppema, sagte damals, dass die Aufnahme eines Parteifunktionärs in den Vorstand der UGY „nichts an der akademischen Freiheit und Unabhängigkeit ändert“ und dass der Parteivertreter keine Möglichkeit hätte, den akademischen Inhalt zu kontrollieren. Dennoch sagte Poppema, die Universität müsse „weiterhin dafür sorgen, dass die Selbstzensur nicht zum Thema wird“.
In der letzten Erklärung, in der UGYs Entscheidung über die Annullierung der Vollabschlüsse bekannt gegeben wurde, gab Poppema keinen Grund für die Entscheidung an, sondern sagte, dass es für UGY „unzureichende Unterstützung innerhalb des Universitätsrates“ gebe. Der Universitätsrat wird sich mit der Frage beschäftigen, „welche anderen Formen der Zusammenarbeit in Yantai möglich sind“, da es nicht mehr möglich ist, auf dem chinesischen Campus Vollstudiengänge anzubieten, so die Aussage.
Die Universität Groningen reagierte nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme.
Akademische Freiheit adé
Es gibt mehr als 2.000 Bildungs-Joint-Ventures zwischen chinesischen und ausländischen Universitäten in China, die solche Operationen erstmals im Jahr 2003 zuließen. Prominente unter ihnen sind die New York University Shanghai und die Duke Kunshan University in einer kleinen Stadt in der Provinz Zhejiang.
Die Entscheidung der Universität Groningen fällt inmitten einer Reihe von Kontroversen, die zeigen, dass Peking die akademische Freiheit, die auch ausländische Institutionen betroffen hat, immer stärker in den Griff bekommt.
Im August zog Cambridge University Press über 300 Artikel auf seiner China-Website auf Ersuchen der Behörden zurück. Die Artikel waren von einer renommierten chinesischen Zeitung. Der Verlag machte seine Entscheidung allerdings später rückgängig. Vorausgegangen war ein öffentlicher Aufschrei über seine Kapitulation vor der Zensur.
Im September hinderte die chinesische Regierung Wissenschaftler daran, mit staatlichen Mitteln an der University of California, San Diego, zu studieren, nachdem die Institution den Dalai Lama eingeladen hatte, bei einer Abschlussfeier zu sprechen. (mcd)
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